Von Sandra Parthie.
Nachdem den sogenannten Millenials, also den um die Jahrtausendwende Geborenen, jahrelang politisches Desinteresse vorgeworfen wurde, ist spätestens seit Greta Thunberg klar, dass das wohl eine Fehleinschätzung war. Anlässlich des internationalen Tags des Ehrenamts im Dezember haben wir uns in Belgien nach engagierten jungen Menschen umgeschaut.
Jugendliche sind extrem engagiert. Sie streiken weltweit bei “Fridays for Future”, sie setzen sich ein gegen Gewalt, sexuelle Übergriffe und Femizide. Sie wollen Geschlechtergerechtigkeit und Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltiger gestalten. Plakateschwenken und Protestrufe reichen dafür nicht. Das ist auch vielen Jugendlichen bewusst. Und so suchen sie nach Möglichkeiten des konstruktiven Engagements. Einen Rahmen dafür bietet seit Jahren die “Junior Chamber International”, kurz JCI. Es ist ein globales Netzwerk von Freiwilligen, die sich für eine bessere Gesellschaft einsetzen. 1947 gründete sich in Belgien der erste europäische Ableger der amerikanischen Initiative. Heute hat JCI Belgien über 1000 Mitglieder und 63 lokale Vereine. Das Netzwerk ist offen für 18-40jährige, die sich in kommunalen und internationalen Gremien engagieren und in sozialen, wirtschaftlichen, kommunalen und internationalen Fragen einbringen wollen.
Belgieninfo sprach anlässlich des “Active Citizen Days” mit Nadja Maraite, der Präsidentin von JCI Belgien. Die Ostbelgierin und Neurologin ist seit ihrer Jugend bei JCI aktiv und neben ihrem Engagement in Belgien auch noch Vizepräsidentin für JCI Europe. Die Organisation will möglichst vielen Mitgliedern Erfahrungen in einer Führungsrolle ermöglichen. Daher herrscht das Prinzip ein Jahr, eine Person, eine Funktion. Ab 2020 wird, nach einer Generalversammlung im Januar, ein neues Team an der Spitze von JCI Belgien stehen.
BI: Wie bist Du auf JCI aufmerksam geworden?
Nadja Maraite: Wie es oft so geht – ein Freund war bei JCI aktiv und hat mich einfach mal auf ein Treffen mitgenommen. Die Leute dort sind alle sehr offen. Es war einfach, Anschluss zu finden.
BI: Was genau macht ihr und an wen richtet sich euer Angebot?
NM: Mitglied werden kann jeder im Altersbereich von 18-40. Wir bieten, neben offenen Treffen und Veranstaltungen, eine Reihe von Trainings für junge Leute an. Zum Beispiel für Projektmanagement, Präsentationstechniken, aber auch zur persönlichen Entwicklung. Wir haben ein Netzwerk von Alumni, die zum Teil auch als “Senatoren” aktiv sind und die jüngeren Mitglieder bei ihren Ideen unterstützen und anleiten.
Hier in Belgien gibt es beispielsweise ein “European know-how” Projekt. Dabei können junge Menschen für ein paar Tage bei einem Europaabgeordneten hospitieren. Auch auf der nationalen Ebene, also im föderalen belgischen Parlament, organisieren wir so einen 3-Tage-Einblick.
Aber es geht bei JCI nicht darum, Veranstaltungen zu konsumieren. Unser Ziel ist es, mit interessierten Jugendlichen gemeinsam Dinge zu organisieren. Sie sollen lernen, wie und wo man sich engagieren kann. Sollen eigene Ideen, auch im unternehmerischen Bereich, einbringen. Das Netzwerk, die anderen Mitglieder und Senatoren, unterstützen sie bei der Umsetzung.
BI: Was motiviert Dich, bei JCI aktiv zu sein?
NM: Für mich war es vor allem das Internationale. JCI gibt es in über 100 Länder weltweit. Es gibt internationale Kongresse, an denen man teilnehmen und interessante Menschen aus aller Welt kennenlernen kann. Aber JCI ist auch vor Ort aktiv. Im Brüsseler “Chapter” beispielsweise wird sich aktuell sehr für Biodiversität in der Stadt eingesetzt.
BI: Gibt es JCI auch in Deutschland oder Österreich?
NM: Ja, in Deutschland arbeiten wir mit den “Wirtschaftsjunioren”, in Österreich mit der Organisation “Junge Wirtschaft” zusammen.
BI: Und wie kann man mit euch in Kontakt kommen?
NM: Am besten natürlich über die Website. In Flandern erreicht man uns über www.ditisjci.be und in der Brüssel, der Wallonie und Ostbelgien über www.lajeunechambre.be. Man kann mir auch direkt eine Email schreiben nadja.maraite@jci.be. Ich helfe gern mit Infos weiter.
BI: Vielen Dank für das Gespräch.
Foto: JCI Bruxelles
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