Von Oliver Gunter.
Mit der Reise des Hauptdarstellers „Kleiner Tag“ von den Sternen und feierfreudigen und eitlen „Lichtwesen aus der ersten Reihe“ nach Brüssel hat sich die Theater AG der internationalen Deutschen Schule zusammen mit dem Grundschulchor in diesem Schuljahr selbst übertroffen. Der von Meike Jansen-Brauns und Miriam Pankarz an das Leben unserer iDSB-Kinder angepasste und umgeschriebene Plot des bekannten Musicals begeisterte alle Zuschauer. Mit spielerischer Leichtigkeit und einem Augenzwinkern wurde vermutlich allen Zuschauern die eine oder andere typische Alltags-Familienszene gespiegelt. Nichts ist schließlich schöner, als über sich selbst lachen zu können!
Farbenfroh, fröhlich und gleichzeitig rührend, mit im Kunstunterricht hergestellten Kulissen und der großartigen Begleitung des Grundschulchores von Anne Breuer wurde das tiefgründige Theaterstück über Sein, Schein und das Wesentliche im Leben in der gut gefüllten großen Aula der iDSB aufgeführt.
Der Kleine Tag – hervorragend gespielt von Jonah Singelnstein – sucht nach sich selbst, will ebenfalls mit etwas Bedeutendem gefallen und erfährt bei seinen Recherchen in Brüssel, dass es nicht immer die Sensationen sind, die seinen Tag im Leben, dem 28. Juni, zu etwas Besonderem machen. Liebevoll begleitet und mit Fragen über den Sinn des Lebens konfrontiert wird er dabei vom staatsmännisch und mit wunderbarer Schauspielerfahrung spielenden „Geheimnisvollen Tag“ (Rudolf Wagner, Chefredakteur von belgieninfo.net).
So steht der Kleine Tag morgens mit Sportlehrer Jeroen Goethals (gespielt von Johannes Wiessner) an der Ampel, spielt mit den Kindern auf dem Schulhof, beobachtet die Damen vom montäglichen „Mutti-Sport“, wundert sich über die belgisch-lange Schlange und die damit einhergehende zelebrierte Gelassenheit an der Kasse im Supermarkt. Der Kleine Tag genießt ein schlichtes Abendessen bei einer iDSB-Familie, bei der Papa schnell wieder zur Arbeit muss, wenn unangenehmer Besuch anrückt, die Kinder nicht schon wieder die Atomium-Besucher-Tour mitmachen wollen – und Mama leicht angespannt wirkt, da sie wieder alles alleine managen soll…
Die kleinen Dinge im Leben und die den eitlen Lichtgestalten zunächst unbedeutend erscheinenden Momentaufnahmen des Alltags verbinden sich für den Kleinen Tag zu einem großen Ganzen. So erfährt er Mut, Selbstbewusstsein, Anerkennung, Freundschaft, Familie und die Gabe, das kleine Glück im Alltag zu finden und anzuerkennen.
Ganz großartig unterstützte bei der professionellen Umsetzung Kai Küstner (Hörfunk-Korrespondent in Brüssel), der dem Erzähler im Stück seine wunderbare Stimme lieh. Gleich mehrere iDSB-Grundschulmütter leisteten wieder einmal die wichtige Hintergrundarbeit. Das Plakat stammt aus der Feder des Künstlers Moses Pankarz. Dankeschön, Ihnen allen!!!
Und das Fazit: Ein friedlicher „kleiner“ 28. Juni ohne Kriege, Schrecken und ohne Streitereien war es, was ihn zu etwas ganz Besonderem machte und die Großen aus der Reihe schließlich ein wenig demütiger und nachdenklicher werden ließ. Liebe Kinder, glaubt an euch, denn auch die Kleinen werden ganz groß. Jeder Tag ist ein Geschenk, lasst euch darauf ein und haltet die Augen offen für die wertvollen Momente im Leben.
Bravo-Rufe, Fußgetrampel, langanhaltender Beifall. Chapeau!
Oliver Gunter ist Leiter der Grundschule der internationalen Deutschen Schule Brüssel. Seinen Beitrag haben wir der Website der Schule entnommen.
Fotos: Fija Lednicka
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