Von Rudolf Wagner.
„Hopfen und Malz, Gott erhalt’s“, wissen wir, wobei wir nicht vergessen dürfen, auch noch ein bisschen Wasser mitzumischen, und was würde bloß aus Belgien werden, wenn wir seinen ruhmreichen Bürgern verbieten würden, zu Schokolade und Fritten mit Mayonnäse das dritte Grundnahrungsmittel, nämlich Bier, zu konsumieren? Im Kampf um die geistige Nachfolge Donald Trumps äußerte sich gerade dessen früherer Agrarberater Larry Kudlow mit den Worten, Nachfolger Joe Biden würde die Amerikaner zwingen, „am Nationalfeiertag pflanzliches Bier zu zischen und Rosenkohl zu grillen.“ Die fleischlose Apokalypse eben. Aber pflanzliches Bier, wo steckt da der Stachel? Beim Rosenkohl?
Belgier, aufgepasst! Bierblöd Kudlow ante portas! Warum redet er auch noch vom Rosenkohl, unseren geliebten Choux de Bruxelles? Kennt er belgisches Bier?
Hinter Tour und Taxis, und in nächster Nähe zur Brauerei de la Senne, gibt es ein paar kleinere „artisanale“ Brauereien, die mit dem göttlichen Getränk besonders fantasievoll umgehen. Da wird Kirschbier produziert, das 40 Euro kosten kann – pro Flasche! Oder nur “Vogelpik”, “Hoppy Madame” oder “Yodeleir”. Auf einer Flasche mit bürgerlichem Preis ist „brewksel“ vermerkt, die „brussels sprout ale“ mit 7% Alkohol enthält. Und einen kleinen bitteren Geschmacksanteil von Rosenkohl auf die Zunge bringt. Kein Fake!
Alle diese Brauereien haben in den letzten Monaten heftig gelitten, wegen Corona und den geschlossenen Bars und Gaststätten ihre Produktion heruntergefahren, ein paar Leute entlassen, aber es geht ihnen um mehr als um verlorene Jobs und mögliche Betriebsschließungen. Seit 2016 ist „die belgische Bierkultur“, für die Hunderte kleinerer Brauereien täglich kämpfen, immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO. Das ist die Wahrheit, und deshalb: Leute, lasst Euch nicht von den Amerikanern verarschen! Wir müssen mehr Bier trinken und mehr Rosenkohl anbauen, um die Kultur zu bewahren! Es muss ja nicht immer Rosenkohl-Bier daraus werden, das übrigens – vortrefflich schmeckt.
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