Ein bisher einmaliger Fund wurde auf dem Schlachtfeld von Waterloo entdeckt. Unter einer 40 Zentimeter dicken Erdschicht fanden der Archäologe Dominique Bosquet und seine Equipe vom Archäologischen Dienst Brabant Wallon die Leiche eines Soldaten. Im Rahmen großanlegter Bauarbeiten für einen neuen Parkplatz nahe des Löwen von Waterloo waren auch Archäologen beteiligt, die bei ihren Untersuchungen des Geländes auf die Leiche des Soldaten stießen.
Unter einer 40 Zentimer dicken Erdschicht wurden diese fast intakten menschlichen Überreste vorsichtig freigeschaufelt. Die Leiche des Soldaten wurde nicht an diesem Ort beerdigt, sondern nur an der Stelle, wo er ausgegraben wurde, liegengelassen. An diesem Ort traf ihn vor 200 Jahren die tödliche Kugel, die man seinem rechten Lungenflügel fand.
Welchem Regiment gehörte er an?
Bei dem Toten fand man Geldmünzen, darunter einen demi-franc français datiert aus dem Jahre 1811 und andere Münzen, deren Ursprung noch nicht gleich identifiziert werden konnte. Weiter trug er bei sich einen Löffel und einen merkwürdigen Würfel aus Holz mit den eingravierten Initialen C.B. sowie eine Billiard-ähnliche Kugel versehen mit rötlichen Pimenten. Das Gebiß des Toten bezeugt, daß der Soldat noch jung war. «Es muß ein kleinwüchsiger Mensch gewesen sein, kaum mehr als 1,50 groß. Die Überreste werden vorrübergehend den Anthropologen des ‘Musée des sciences naturelles’ anvertraut», informierte Dominique Bosquet die Öffentlichkeit. Das war vor drei Jahren.
Der Militär-Historiker Gareth Glover hat inzwischen nach mühseliger Kleinstarbeit die Identität dieses 200 Jahre alten Skeletts, welches bei Bauarbeiten auf den Feldern von Waterloo im Juni 2012 ausgegraben wurde, herausgefunden. Es handelt sich demnach um den jungen, erst 23jährigen deutschen Soldaten Friedrich Brandt.
Gareth Glover ist sich sicher : dieses Skelett, das Bosquet im Juni 2012 ausgegraben hatte, sind die sterblichen Überreste des jungen deutschen Soldaten Friedrich Brandt. Er wurde von einer Musketen-Kugel getroffen, die noch am Tag der Ausgrabung zwischen seinen Knochen steckte. Friedrich Brandt gehörte der deutschen Legion des britischen Heeres (King’s German Legion) an.
Er war buckelig
Der junge Friedrich Brandt hatte in seinem kurzen Leben nicht viel Glück. Da sein Skelett noch vollständig erhalten war, konnte man erkennen, daß er an einer starken Verkrümmung der Wirbelsäule litt. Er war buckelig. Eine moderne Armee hätte ihn wohl daher abgewiesen. Neben dem Skelett fand man noch ein Stück Holz mit den Initialen «C» und «B». Dann entdeckte Gareth Glover ein fast verwischtes «F». Seine Nachforschungen ergaben, dass es drei deutsche Soldaten gab, auf die die gleichen Initialen zutrafen. Zwei von ihnen waren schon früh als gefallen gemeldet. So konzentrierte man sich auf die Identitätssuche an dem Skelett von Waterloo. Gareth Glover erklärt, dass man bei derartigen Nachforschungen nie eine hundertprozentige Sicherheit hat, aber es würde sehr vieles dafür sprechen, dass es sich bei dem Fund um den 23jährigen Soldaten handele.
Hatte Soldat Brandt auch nicht viel Glück in seinem Leben, so hatte er wenigstens etwas ‘Glück’ nach seinem Tode. Sein Skelett war erhalten geblieben, was äußerst selten vorkam, denn zu jener Zeit wurden die Knochen der Toten von Händlern eingesammelt und zermahlen. Knochenmehl war damals ein beliebtes Düngemittel. Das blieb Friedrich Brandt erspart. Nach seinem so kurzen Leben hat er der Geschichte doch etwas hinterlassen und ist ein wenig berühmt geworden. Heute, 200 Jahre nach seinem Tod auf dem legendären Schlachtfeld von Waterloo, lesen wir in der Zeitung über ihn. Auch die Sunday Times in London berichtete darüber… Vielleicht ein kleiner Trost, den F.B. aber nicht mehr empfuinden kann.
Sibylle Schavoir
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