Von Rainer Lütkehus.
Ab morgen fließt erstmalig elektrischer Strom zwischen Belgien und Deutschland. Bisher hat Belgien grenzüberschreitende Stromverbindungen nach Frankreich, den Niederlanden, Luxemburg und Großbritannien. Nun wurde „Alegro“, eine 90 Kilometer lange Stromleitung zwischen Belgien und Deutschland, von der belgischen Energieministerin Tinne Van der Straeten (Groen) und dem nordrhein-westfälischen Regierungschef Armin Laschet (CDU) in Aachen eingeweiht.
Das Alegro-Projekt („Aachen Liège Electric Grid Overlay“) erforderte zwei Jahre Arbeit und eine Investition von insgesamt rund 500 Millionen Euro. Das Ende der Bauarbeiten, einschließlich einer Testphase, verlief trotz der anhaltenden Coronakrise nach dem ursprünglichen Zeitplan. Das Projekt wird von den belgischen und deutschen Hochspannungsnetzbetreibern Elia und Amprion getragen. Die Verbindung soll die Versorgungssicherheit stärken, aber auch die verschiedenen erneuerbaren Energiequellen in die Netze integrieren und gleichzeitig die Strompreise für die Verbraucher senken. Die neue „Stromautobahn“ ermöglicht Belgien, zehn Prozent seines durchschnittlichen Stromverbrauchs aus Deutschland zu importieren. In den letzten Jahren war die Sicherung der Stromversorgung in Belgien v.a. im Winter immer wieder ein Unsicherheitsfaktor. 2018 beispielsweise gab es bereits Pläne darüber, in welchen Kommunen der Strom abzuschalten sei, falls die Versorgung durch die störungsanfälligen Atomkraftwerke des Landes nicht aufrechterhalten werden könne. Mit der Inbetriebnahme der neuen deutsch-belgischen Stromverbindung stehen die transportierbaren Mengen auch dem Stromhandel zur Verfügung.
Die 90 Kilometer lange Gleichstromleitung verbindet eine Umspannstation in Oberzier im Rheinland mit einer Netzstation in Lixhe in der Wallonie. Sie kann rund 1.000 Megawatt Leistung übertragen. Zum Vergleich – ein Wasserkocher hat ca. 1000 -2000 Watt, eine normale LED-Glühbirne ungefähr 9 Watt.
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