Ratgeber, Wanderungen

Eine kräftige Prise Pajottenland

Rundwanderung ringsum das Schloss von Gaasbeek

Länge: 13,7 Kilometer, rund drei Stunden (ohne Pausen); Ausgangspunkt: Arconateplein (Dorfplatz), 1750 Gaasbeek (Lennik)

Von Michael Stabenow

Das Pajottenland liegt vor den westlichen Toren Brüssels. Es ist eine fruchtbare, relativ wenig zersiedelte Hügellandschaft, die nicht nur zu Wanderungen einlädt. Die Gegend wird gelegentlich auch, wie manche pittoreske Landstriche nördlich der Alpen, „Toskana des Nordens“ genannt. Üblicher ist aber die Bezeichnunge „Brueghel-Land“. Tatsächlich fühlt man sich zuweilen fast ein halbes Jahrtausend zurück in die Zeit von Pieter Brueghel dem Älteren versetzt. Hier fand er manche Inspiration für seine Gemälde. So ist zum Beispiel die Sankt-Anna-Kirche von Sint-Anna-Pede im Hintergrund des Meisterwerks abgebildet, dessen Original heute im Museo di Capodimonte in Neapel zu bewundern ist.

Unser rund 13,7 Kilometer langer, nur wenige Steigungen umfassende Rundweg beginnt und endet einige Kilometer südwestlich der Sankt-Anna Kirche im Dorfzentrum von Gaasbeek. Bekannt ist der Ort vor allem wegen des oberhalb gelegenen gleichnamigen Schlosses. Seine Ursprünge reichen in das 13. Jahrhundert zurück. Seit Ende des 19.Jahrhunderts zeigt sich der mächtige Bau im Neo-Renaissancegewand.

Ein Besuch des Schlosses wird wegen laufender Renovierungsarbeiten nach jetziger Planung erst 2023 wieder möglich sein. Dann soll die Sammlung an Gemälden, Mobiliar und Wandteppichen wieder zu besichtigen sein und das Schloss auch manche Details zu seiner Geschichte und einigen der einstigen Bewohner wieder preisgeben. Geöffnet ist hingegen der nördlich des Schlosses gelegene Botanische Garten („Museumtuin“), der die Pflanzenvielfalt der Region zeigt und unter anderem auch seltene einheimische Weinstöcke zeigt.

Ausgangspunkt der Wanderung ist der pittoreske Marktplatz im Zentrum Gaasbeeks. Vom Knotenpunkt 11 aus folgen wir zunächst in südwestlicher Richtung einer wenig befahrenen Straße. An einer Rechtskurve gehen wir weiter geradeaus auf einem – auch im Pajottenland obligatorischen – Kopfsteinpflasterweg, ehe wir nach den Knotenpunkten 116 und 117 am Punkt 115 nach links auf einen Feldweg abbiegen. Nun zeigt sich das Pajottenland von seiner typischen Seite mit Ackerland, Weiden und dazwischen hohe Baumreihen, unter anderem mit Pappeln.

Am Knotenpunkt 34 gehen wir in westlicher Richtung an einem Wäldchen entlang und erreichen über den Punkt 37 das Zentrum des kleinen Dorfes Elingen. Dort hat sich neben der neugotischen Sint-Amandus-Kirche auch ein Café gehalten. Wer keine Pause einlegen will, geht unverzüglich in nordöstlicher Richtung weiter und verlässt nach 500 Metern und dem Knotenpunkt 35 am nachfolgenden Punkt 32 die Straße schräg nach rechts in Richtung der Punkte 32 und 114.

Auf dem nun als Zwarte Molenstraat bezeichneten breiten Weg taucht nach einigen hundert Metern linkerhand ein kreisrunder schwarzer Sockelbau auf – die Überreste der einstigen „Schwarzen Mühle“. Heute ist hier eine Bäckerei angesiedelt, die neben vielfältigen Brotsorten auch hausgemachte Spezialitäten wie die eigentlich im ostflämischen Geraardsbergen beheimatete „Mattentaart“ bietet. Dabei handelt es sich um ein kreisrundes, aus Blätterteig hergestelltes und mit einer süßlichen quarkartiger Substanz („Matten“) gefülltes Gebäck mit einem Durchmesser von acht bis zehn Zentimeter. Die Mattentaart ist seit 2007 als geographische Bezeichnung in der Europäischen Union geschützt.

Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich kurz hinter der Mühle an einem auch im Pajottenland inzwischen immer mehr üblichen Weinberg. Am Knotenpunkt 114 erreichen wir wieder eine asphaltierte Straße und gelangen nach einem – ausnahmsweise – steileren Anstieg und über die Knotenpunkte 7 und 70 in das Zentrum der kleinen Siedlung Sint-Laureins-Berchem. Beherrscht wird sie von der ursprünglich im 15. Jahrhundert errichteten und später mehrfach umgebauten Dorfkirche.

Wir verlassen den Ort in nördlicher Richtung und erreichen nach dem Knotenpunkt 112 auf einem leicht abschüssigen Weg an einem Waldrand entlang den Knotenpunkt 124. Recht unvermittelt kommen wir zu einer Parkanlage mit Teichen, über der das Gaasbeeker Schloss regelrecht thront. Wir gehen nach rechts in Richtung des Knotenpunkts 126 weiter. Nun eröffnen sich weitere Ausblicke auf den imposanten Schlossbau.

Auf einer Wiese laden mehrere Picknickbänke zum Verweilen ein. Wir lassen die barocke Sint-Gertrudis Kapelle rechts liegen und gehen um das Schloss mit seinem Weinberg herum. Von dort hat man einen der schönsten Panoramablicke auf die typische Landschaft. Vom Hauptportal des Schlosses geht es in nordöstlicher Richtung vorbei am linkerhand gelegenen „Museumtuin“ durch die Schlossanlage.

Am Punkt 126 biegen wir an einem Ausflugslokal nach rechts auf die Hauptstraße ab, die wir aber unmittelbar danach in Richtung der Knotenpunkte 730 und 129 wieder verlassen. Nun betreten wir die Grünanlage „Domein Groenenberg“ mit dem gleichnamigen, Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten Herrenhaus sowie einem schmucken Englischen Garten.

Wir verlassen die Grünanlage am Knotenpunkt 129 und laufen jetzt einige Minuten weiter durch ein Waldstück. Nach den Punkten 127, 122 und 123 überqueren wir eine Straße und laufen zwischen Feldern hindurch und an einem Reitplatz vorbei. Nach dem Knotenpunkt 104 führt der Weg zunächst noch ein Stück weiter nach Südwesten- Am Punkt 103 geht es auf die Trontingenstraat, ehe man nach gut einem Kilometer wieder im Ortskern von Gaasbeek – mit mehreren Gastwirtschaften – eintrifft.

Vielleicht lassen sich dort auch Erkundigungen über den Ursprung des Namens „Pajottenland“ einholen. Wenn man im Internet danach forscht, stößt man auf unterschiedliche Erklärungen. Folgt man Wikipedia, dann geht die Bezeichnung auf das Jahr 1845 und den in der Region geborenen Anwalt, Politiker und „Verfasser juristischer und folkloristischer Schriften“ Franciscus-Josephus De Gronckel zurück. Der Begriff „payot“ sei jedoch, so heißt es auf Wikipedia weiter, schon 1789 für Söldner im Dienste des österreichischen Heeres üblich gewesen; es handele sich um eine ursprünglich wallonische Bezeichnung für einen Soldaten aus der Heimat. Eine andere Erklärung besagt, dass die Bezeichnung Pajottenland sich auf die einst dort üblichen Strohdächer (beruhend auf der französischen Bezeichnung „paille“) beziehe.

Knotenpunkte 11, 117, 115, 34, 37, 3, 35, 33, 32, 114, 7, 70, 112, 124, 126, 730, 129, 127, 123, 104, 103, 11.


Fotogalerie

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Star- und Dorfplatz in Gaasbeek
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Elingen
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Sint-Laureins_Berchem
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Das Schloss von Gaasbeek
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Domain Groenenberg

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