Archiv, Tourismus

Ein ganz normaler Winterabend

Opération Thermos: die Ärmsten versorgen

 Ein ganz normaler Winterabend_01Im kalten, zugigen Gang zwischen der Metrostation und dem Zentralbahnhof, durch den jeden Abend Hunderte von Pendlern und Reisende hasten, warten etwa 90 Menschen, die auf ein warmes Abendessen hoffen. Wie an jedem Abend zwischen dem 1. November und dem 30. April kommt eine Gruppe engagierter Leute, um hier Essen auszuteilen.

 

Seit zwei Jahren gehen wir mit der Gruppe der Communauté d´Emmanuel, die regelmäßig einmal im Monat einen Abend organisiert, zu den Obdachlosen und Bedürftigen im Bahnhofsgang. Am 23. Januar ist es wieder soweit. Wir, das sind 5 Jugendliche und 3 Erwachsene aus der Gemeinde Sankt Paulus in Brüssel. Vor einiger Zeit entstand die Idee, mit Jugendlichen während der Firmvorbereitung zu den Ärmsten in unserer Stadt zu gehen und ihnen ein paar Stunden Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Einige von ihnen, die anfangs ein wenig zögerlich mitkamen, sind nun jedes Mal begeistert dabei. Sie gehen unbeschwert auf die Leute zu und sind aufmerksame Zuhörer geworden, die vielen ein Lächeln entlocken können!

 

Rangeleien

Sobald wir mit unseren Tischplatten und –böcken sowie den Kisten und Thermosbehältern im Gang erscheinen, werden wir begrüßt und manch einer hilft beim Aufbau. Dann kann es nicht schnell genug gehen, denn dies ist für viele von ihnen die einzige warme Mahlzeit am Tag. Ab und zu entstehen kleine Rangeleien um das Essen, die sich wieder beruhigen, während die Helfer ruhig mit dem Austeilen der Suppe fortfahren.

Erst beim Kaffee ist Zeit für ein kurzes, entspanntes Gespräch. Wir hören Lebenswege von Obdachlosen, wir erfahren von den Sehnsüchten der Bedürftigen. Meist bleiben wir bloß Zuhörer, doch auch das tut wohl gut, seine Geschichte einmal jemand Anderem zu erzählen. Viel Trauriges ist dabei, doch auch einiges Interessante und Einmalige.

Ein ganz normaler Winterabend_02Das Essen ist natürlich ein wichtiger Bestandteil des Abends, doch auch das persönliche Gespräch mit den Leuten hat seine besondere Bedeutung. Zunächst erscheint das für viele von uns fast unmöglich, doch das Eis bricht schon durch ein Lächeln und eine freundliche Ansprache. Man gewinnt den Eindruck, dass gerade diese Zuwendung so wichtig ist wie die warme Suppe. Oft gehen wir überrascht und „beschenkt“ nach Hause, da wir in aller Einfachheit das Wesentliche im Miteinander erfahren durften.

 

Gemeinnütziger Verein

Die Opération Thermos ist ein gemeinnütziger Verein, der vor mehr als 20 Jahren durch die Initiative von Pfadfindern gegründet wurde. In den sechs kalten Monaten werden täglich an Bahnhöfen in Brüssel, Lüttich und Antwerpen bis zu 150 Essen ausgegeben. Alle Mitarbeiter und Helfer arbeiten ehrenamtlich und sind für alle Materialien auf Spenden angewiesen. Insgesamt gibt es mehr als 650 Helfer, die ihren Einsatz mit Begeisterung und Anteilnahme leisten. Obwohl sich in Brüssel rund 30 Gruppen engagieren gibt es doch immer einzelne Tage, die auf dem Kalender unbesetzt, „weiß“ bleiben. Deshalb haben wir uns entschlossen, eine solche „soirée blanche“, zu übernehmen.

Am Freitag, den 23. Januar, wollen wir mit 20 Helfern aus beiden deutschsprachigen Pfarrgemeinden sowie einigen Praktikanten aus dem Europäischen Parlament den Abend ausrichten. Wer noch Interesse und Lust hat, sich in irgendeiner Weise zu beteiligen, um den Abend vorzubereiten, kann sich per eMail bei mir melden Auch Spenden für diesen Abend sind gerne willkommen und können auf das Konto der kath. Gemeinde deutscher Sprache, Sankt Paulus, überwiesen werden, 000-0833386-59, Stichwort: Opération Thermos.

Auch für künftige Abende werden Helfer benötigt! Jede Unterstützung ist sehr willkommen!

Text: Antje Haag
eMail: whaaga(at)gmail.com

 

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