Aktuell, Kultur

Dort, wo es nichts zu sehen gibt…

Robert Doisneau photographed by Bracha L. Ettinger in his studio in Montrouge, 1992

Von Margaretha Mazura.

Werbung, Vogelscheuchen, Le Corbusier, Kino, Akrobaten, Handwerker, Kirchendiener & Nonnen, Pferde, Schafhirten, Okkultismus, Boote & Eisenbahn, England, Ärzte, eine Voodoo-Puppe, Zigeuner, Hausmeister, Gassenkinder & Strassenmusiker, die Bergwelt, Auvergne, Picasso, Clochards. Und immer wieder Paris, die Strassen, die Cafés, die Pariserinnen, Juliette Greco, Friseusen, eine Stadt in den 50er Jahren… 

Bei Robert Doisneaus Ausstellung im Museum von Ixelles gibt es kein Thema, das Doisneau nicht auf Fotos verewigt hätte. Dabei war ihm diese Karriere nicht vorgezeichnet. 1912 in einem Pariser Vorort geboren, wurde er mit 7 Jahren Vollwaise. Eine Tante zog ihn auf und steckte ihn in eine Druckerlehre, wo er Lithographie und Design erlernte. Mit 16 begann er zu fotografieren, aber er war zu scheu, um Menschen abzulichten. 5 Jahre lang arbeitete er in der Werbung für Renault, bis man den notorischen Zuspätkommer entließ. Als Freelancer verdingte er seinen Lebensunterhalt mit Postkarten und Gelegenheitsaufträgen.

Der 2. Weltkrieg bescherte dem talentierten Regimegegner Doisneau ein neues Aufgabengebiet: Er fälschte Pässe und Reisedokumente für die Resistance. Nach dem 2. Weltkrieg arbeitete er wieder in der Werbung und von 1948-52 für die “Vogue”. Aber sein wahres Atelier, das er seit den 30er Jahren frequentierte, war die Strasse. Nicht die glamourösen Champs Elysées sondern die kleinen Gassen, “dort, wo es nicht zu sehen gibt”. Seine Fotos zeugen davon, dass es dort sogar sehr viel zu sehen gab. Er war, wenn man so will, ein “street artist”, allerdings einer, der keine Kunst in der Strasse, sondern die Menschen der Strasse zur Kunst machte und damit dem Vergänglichen durch seine Fotos ein klein wenig Ewigkeit verlieh.

“Die Wunder des täglichen Lebens sind so aufregend, kein Filmregisseur kann das Unerwartete, das man auf der Strasse findet, arrangieren”, sagte Doisneau. Und er fand viel davon: Bei seinem Tod im Jahre 1994 hinterließ er 450.000 Negative. Einen (kleinen) Teil davon kann man ab 19. Oktober im Museum von Ixelles sehen und sich vom Charme und der unerreichten Treffsicherheit von Doisneaus Kamera verzaubern lassen.

Praktische Information:

Robert Doisneau
19. Oktober 2017 bis 4. Februar 2018

Musée d’Ixelles
rue Jean Van Volsem 71
B – 1050 Bruxelles

http://www.museedixelles.irisnet.be/
Eintritt:
8 €
Ermässigter Eintritt: 5 €

Gratis Eintritt für Schüler bis 18 Jahre, belgische Lehrer, Kunststudenten und viele mehr
Öffnungszeiten:

Di bis So, 9.00 bis 17.00 Uhr.

Wer mehr über Doisneau und vor allem sein Foto-Portfolio ansehen möchte, der soll die Webseite des “Atelier Doisneau” besuchen, das von seinen Töchtern eingerichtet wurde: https://www.robert-doisneau.com/en/portfolios/

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