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Deutsch-belgisches Nuklearabkommen macht Belgiens KKW nicht sicherer

Von Rainer Lütkehus.

Das Nuklearabkommen, das Bundesumweltministerin Barabara Hendricks und der belgische Innenminister Jan Jambon am 19. Dezember in Brüssel unterzeichneten, dient nur dem Informationsaustausch. Eine bilaterale Kommission soll mindestens einmal im Jahr zusammenkommen, heißt es in dem sieben-seitigen Vertragsdokument. „Mehr Sicherheit kann ich Ihnen dadurch nicht versprechen“, sagte Hendricks. Ihr seien die Hände gebunden. „Mehr als Belgien bitten, die zwei umstrittenen Atommeiler Doel 3 und Tihange 2 stillzulegen, kann ich nicht“. Innenminister Jambon beruhigte, er werde dies veranlassen, wenn die belgische Atomaufsichtsbehörde FANK Sicherheitsbedenken habe. Die sei aber höchst kompetent. „Ich bin ganz gewiss, dass unsere Anlagen sicher sind“.

Nicht nur wegen der zwei rissigen Atommeiler kommt Belgien negativ in die Schlagzeilen. Letzte Woche verweigerte die zuständige Atommüll-Behörde ONDRAF dem Betreiber Engie-Electrabel  die Zwischenlagerung von Atommüll in der flämischen Kleinstadt Mol, wohin alle belgischen Atommüllabfälle gelangen. ONDRAF hatte bei einer Betriebsprüfung Electrabels Methoden zur Einstufung des Mülls beanstandet. „Das ist mir bekannt“, antwortete Hendricks auf Anfrage vom EID. Deutschland und Belgien würden auch in Fragen der Entsorgung zusammenarbeiten.

Belgiens Atomkraftpark im Überblick

Nettoleistung MW Inbetriebnahme Schließung Laufzeit
Doel1 392 1975 2025 50*
Doel2 433 1975 2025 50*
Doel3** 1006 1982 2022 40
Doel4 1008 1985 2025 40
Tihange1 962 1975 2025 50*
Tihange2** 1008 1983 2023 40
Tihange3 1015 1985 2025 40
5824

*) um 10 Jahre verlängert

**) umstritten  wegen Rissen in den Reaktordruckbehältern

Belgien zählt zu den am meisten vom Atomstrom abhängigen Ländern

Seit Fukushima will in der EU nur Deutschland nichts mehr mit Kernkraft zu tun haben. Belgien will eigentlich auch ganz aussteigen wie Deutschland. Jedenfalls hatte es die alte Förderalregierung 2003 unter Verhofstadt  für 2025 so beschlossen. Offiziell gilt der Beschluss noch. Dass zu schaffen ist fraglich. Denn Belgien zählt zu den am meisten vom Atomstrom abhängigen Ländern. Laut Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat beträgt der Atomstrom am Elektrizitätsverbrauch in Frankreich 74 Prozent, in der Slowakei 55 Prozent, in Ungarn 52 Prozent und in Belgien 51 Prozent (in Deutschland nur 15 Prozent).

Laufzeitverlängerung, Neubau oder Rückbau von AKW sowie Atommüllendlagerung. Teuer wird es sowieso. Wie dem Entwurf zum „illustrativen Programm für Nuklearenergie“ zu entnehmen ist, würde der Rückbau der sieben Meiler in Belgien 5, 7 Milliarden Euro kosten. Hinzukommen 9,3 Milliarden Euro für das Atommüll-Management, davon 3,2 Milliarden für die unterirdische Endlagerung in Dessel in der Provinz Antwerpen, die dort 2035 für mittelradioaktive und 2050 für hochradioaktive Abfälle beginnen soll.

Je länger die Laufzeiten, desto mehr Geld für den Atomausstieg

Aber nur 7,6 Milliarden Euro stünden voraussichtlich für den AKW-Rückbau und die Atommüllentsorgung, d.h. die Hälfte der erforderlichen Summe, zur Verfügung, und zwar in Form von Stilllegungsfonds. Längere Laufzeiten der AKW könnten dazu führen, dass mehr in die Fonds fließt. Denn mit jeder gelieferten Kilowattstunde Atomstrom wird der Topf weiter gefüllt. Zahlen tun dies die belgischen Stromverbraucher über Umlagen.

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