Der Garten unserer Gartenfrau Heidrun Sattler bietet auch in dieser noch unwirtlichen Jahreszeit überraschende Aspekte und spannende Pflanzenbilder, manche geplant, viele unvorhersehbar. Lassen Sie sich entführen in das Gartenleben im Vorfrühling in den Kempen.
Von Heidrun Sattler.
Jetzt haben wir ihn doch noch bekommen, den Frost, der so lange ausgeblieben war. Und wenn ich den Langzeit-Wetterbericht betrachte schaudert es mich im wahrsten Sinn des Wortes, bis Ende Februar Minusgrade des Nachts! So suchte ich im weltweiten Netz nach Trost und fand ihn unter den Bauernregeln:
“Kalter Valentin – früher Lenzbeginn
Rauer Nord im Februar – deutet auf ein gutes Jahr”
Allerdings, wenn man der Wahrheit die Ehre geben will, gibt es auch gegenteilige Ankündigungen, doch die wollen wir heute beiseitelassen. Doch aus jedem Blickwinkel betrachtet ist der diesjährige Februar ein ganz normaler Fall. In diesem Sinne richten wir unseren Blick einfach auf das, was schon Leben zeigt im Garten.
Rechtzeitiges Blühen
Es ist im Grunde ein Vorzeigefebruar, Schneeglöckchen, Krokusse, frühe Primeln und Christrosen (Helleborus) blühen genau zu der Zeit, die in den Gartenbüchern vermeldet steht.
Die Zaubernuss (Hamamelis)* regte in den vergangenen Jahren die Züchter zu zahlreichen neuen Varietäten an, von zartestem Zitronengelb bis beinahe braunem Orange präsentieren sie sich in den Gartenzentren gerade jetzt. Besonderes Augenmerk, beziehungsweise „Nasenmerk“ ist der Duft wert, denn jede Zaubernuss verströmt ihr eigenes Aroma.
Auch die Zierquitte (Chaenomeles), aus der man übrigens wirklich Gelee machen kann, ist für Mitte dieses Monats angesagt. Angeblich soll sie durch Wurzelausläufer wuchern, doch in meinem mageren kempischen Boden sieht sie davon ab. Es gibt sie nicht nur in kräftigen Rot- und Orangetönen, sondern auch in zartem Rosa und grünlichem Weiß. Letzteres ist besonders attraktiv!
Vorgezogen oder übriggeblieben
Überall sind sie nun zu sehen, vorgezogene Blumenzwiebeln in Töpfchen für kleine Geld. Hyazinthen, ihre kleinen Namenscousinen die Traubenhyazinthen, Narzissen und kleine Iris. Auch Tulpen sind schon im Angebot. Sie alle bieten eine dekorative Möglichkeit, Balkonkästen stimmungsaufhellend zu bepflanzen oder neben der Haustür Gästen ein freundliches Willkommen zu bieten. Sie können durchaus einig Grade unter null vertragen.
Doch was tun mit den ausgeblühten Töpfchen? Bei mir wandern sie ins Sommerquartier, wo sie mir regelmäßig im Herbst auffallen, da sie recht früh wieder austreiben. Im vorigen Jahr hatte ich ein Überangebot an Narzissen, so dass ich mich entschloss, sie alle in zwei Blumenkästen zusammen zu pflanzen. Vor kurzem entdeckte ich, dass sie sich dort äußerst wohl zu fühlen scheinen, denn sie versprechen ein wahres Blütenwunder zu produzieren. Welch Freude!
Um noch einmal auf das Schmücken des Hauseingangs zurückzukommen: Wenn sich Besucher zur Klingel nach vorne beugen, trifft ihr Geruchssinn unmittelbar auf die Duftende Fleischbeere (Sarcococca), die dort für die Zeit ihrer Blüte logiert. Obwohl die kleinen Fransenblüten unauffällig sind, ist ihr Aroma unglaublich stark. Ich nenne sie den Zaunkönig unter den Duftpflanzen, einem so kleinen unauffälligen Vogel traut man seinen gewaltigen Gesang auch nicht zu.
Lust auf Frühjahrsputz
Gleich zu Anfang: Warten Sie noch ein wenig. Die schützende Blätterdecke auf den Staudenbeeten hat ihre Bedeutung Mitte Februar noch nicht verloren. Auch ist es so früh im Jahr auch nicht anzuraten, in die Beete zu treten, so vieles wartet dicht unter der Erde auf seinen Auftritt.
Eine Gartenerkundung am Morgen über den Rasen ist nach Nachtfrösten nicht anzuraten. Die Grashalme brechen und ein Spaziergang kann lange noch unschöne Fußspuren im Rasen hinterlassen.
Allerdings, nachmittags, wenn der Frost gewichen ist, können die Reste der letzten Stürme zusammenrecht werden und kann man seiner Putzwut auf Wegen und auf der Terrasse freien Lauf lassen. Besonders wenn die Sonne scheint, sollten Sie ins Freie, Ihr Vitamin D-Haushalt hat es nach den dunklen Monaten gewiss nötig. Das gilt auch für die musischeren unter den Gartenliebhabern, die keine Lust am Werkeln haben: Gut eingemummelt ist ein gutes Buch auch jetzt schon im Freien zu genießen. Allerdings empfiehlt sich noch immer ein Tee als Getränk, Rosé kommt später!
Ein weiterer Vorteil der höherstehenden Sonne zeigt sich bei mir auf dem rückwärtsdrehenden Stromzähler. Meine Solar-Panele, die der Schnee vom Dezember schön poliert hat, produzieren fleißig und erfreuen das Ökoherz.
Sie sehen also, alles ist nicht so schlimm, „… und es muss doch Frühling werden“, frei nach der Weisheit der Helene Hübner, einer religiösen Autorin des 19. Jahrhunderts. Genießen sie das Werden und Aufkeimen in Geduld.
Und wenn Sie diesen Monat in voller Pracht erleben wollen, besuchen Sie in diesen Tagen das Arboretum in Kalmthout. Dort stehen die Zaubernüsse jetzt in voller Blüte, genau wie sämtliche Vorfrühlingsschätze.
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