Belgien ist schon ein komisches Land! In Sachen Galgenhumor macht den Belgiern kaum einer was vor, selbst wenn das eigene Heim am Abgrund steht! So geschehen in Blankenberge. Dort steht eine schicke Hafenresidenz, erbaut in den 1990er Jahren, am Abgrund, weil auf dem Nachbargrundstück eine Baugrube ausgehoben wurde.
Die Geduld von Hauseigentümer Marc Algoet neigt sich wie sein Haus – allerdings dem Ende entgegen. Ihm gehört eine schmucke Immobilie mit Blick auf den Jachthafen von Blankenberge. Wie überall in dem von Touristen übervölkerten Badeort wird auch hier fleißig gebaut, direkt nebenan. Soweit an sich nichts Besonderes. Gäbe es für Algoed nicht den unerfreulichen Umstand, dass sich sein Haus langsam aber sicher, Stück für Stück gen Westen neigt. Der Grund hierfür liegt sprichwörtlich in der Baugrube des Nachbargrundstücks.
Laut einem Bericht in der flämischen Tageszeitung Het Nieuwsblad ist das abgesackte Haus eines der wenigen in der unter dem Meeresspiegel gelegenen Straße, das nicht auf tief im Boden verankerten Fundamenten gebaut wurde. Zu allem Überfluss ist auch der Bauherr, der dieses Objekt Mitte der 1990er Jahre errichtet hatte, pleite und damit nicht mehr zur Rechenschaft zu ziehen. Da die Stadt Blankenberge das Haus für weiterhin bewohnbar erklärt hat und ein Gutachten keine Gefährdung des öffentlichen Raumes attestiert, muss Marc Algoet nun zusehen wie sein Haus weiter wegdriftet. Wie ein Segelboot ohne Kiel auf offener See. Der Name des Hauses “Residentie Jachthaven” klingt da wie Hohn und Spott.
Nimm’s mit Humor …
Der Eigentümer selbst nimmt es mit Galgenhumor. Ein Transparent mit der Aufschrift “Help, we zinken” (zu deutsch: Hilfe, wir sinken) flattert seit einigen Wochen an seinem Balkongeländer. Mittlerweile hat sich ein deutlich erkennbarer Spalt zwischen dem Nachbarhaus und dem von Algoed gebildet. Aus der Not der Verzweiflung sind die beiden Häuser mit Holzbrettern verschraubt worden, die im Ernstfall wohl nur den Kampf gegen den Untergang dokumetieren würden.
Trotz der bedenklichen Schieflage des Hauses gibt es für dessen Eigentümer neue Hoffnung. Noch stützen massive Holzbalken die derzeit freistehende Westfront des Hauses. Dies ist eine provisorische Lösung. Damit die Suppe bei Algoed bald nicht mehr in Richtung Oostende aus dem Teller läuft, sollen bald Betonplatten zur Beschwerung des Fundaments her. Ähnliche Maßnahmen sind bisher unter anderem vom Schiefen Turm in Pisa bekannt. Bleibt die Frage, ob Herr Algoet nicht gut beraten wäre, sein Haus zu einer Touristenattraktion zu machen. Damit läge er voll im Trend. Schließlich gibt es in Blankenberge bisher kaum etwas, das noch nicht kommerzialisiert wurde, außer vielleicht den Möwen und der frischen Seeluft.
Hier der Bericht aus dem Nieuwsblad
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