Pralinen mit gegrillten Heuschrecken
Der bekannte Brüsseler Chocolatier Paul Wittamer überrascht seine Kunden mit einem unerwarteten Angebot. Zu seiner reichen Auswahl an köstlichem Konfekt gehört eine Praline, deren Oberfläche eine goldbraun gegrillte knusprige Heuschrecke verziert. Aber nein, sie dient nicht zur Dekoration, sondern soll mitverspeist werden. Denn sie ist äusserst geschmackvoll, wie es ihm seine Kunden bestätigen.
Manch einer muss sich da überwinden, wenn er zum ersten Mal in ein Krabbeltier beißt. Aber schließlich verspeisen wir ja auch Krabben, Froschschenkel (leider) und etliches anderes Getier. Um den Geschmack der Heuschrecke in vollen Zügen genießen zu können, sollte man das Tierchen vorsichtig mit dem Mund von der Praline entfernen und es dann genüsslich auf der Zunge zergehen lassen. Es soll, so sagt der Feinschmecker, nach feinem Hühnchen und Nüssen schmecken. Also lecker und obendrein noch gesund!
„Ich bin von dem Erfolg, den ich mit dieser Praline habe, selbst überrascht“, so Paul Wittamer und bemerkt etwas amüsiert, dass die Männer bei dem Verzehr mit der Heuschrecke zunächst mehr Scheu zeigen als die Damen.
Der Kunde kann beruhigt werden. „Die Praline mit der Heuschrecke ist bekömmlich, kein Kunde ist davon krank geworden. Die Nachfrage ist sogar dermaßen groß, dass wir Probleme mit der Aufzucht von Heuschrecken bei den Züchtern haben. Die Praline kann nur nach vorheriger Bestellung geliefert werden“.
Insekten im Supermarkt
Philippe Lambillon, der „Bourlingueur“ vom RTBF hat auf seinen vielen Reisen in die entferntesten Ecken der Welt schon so manches Insekt gegessen. Er hat sich inzwischen damit angefreundet. „In spätestens ein bis zwei Jahren wird es in den Supermärkten Insekten im Angebot geben“, meint der Weltenbummler der beliebten Fernsehsendung. „Insekten sind reich an Proteinen, die Produktionskosten sind sehr gering und wir kommen endlich von der ungesunden und qualvollen Massentierhaltung ab.“
Festmahl mit Insekten
Schon in der Bibel und im Koran gibt es Hinweise auf das Essen von Heuschrecken. Bei den Assyrern galt im Jahre 700 v. Chr. der Verzehr von Heuschrecken gar als Delikatesse. Und wie sieht es bei uns in Europa aus? Eine Fuldaer Zeitung schrieb 1925: „Unsere Studenten essen Maikäfer roh und ohne den geringsten Nachteil. In vielen Konditoreien sind sie verzuckert zu haben und man isst sie gerne kandiert in Tafeln zum Nachtisch“. In großen Städten, etwa in Berlin, lassen sich heute vereinzelt Restaurants finden, die zubereitete Insekten auf der Speisekarte haben. Den Besuchern der EXPO 2000 in Hannover wurden geröstete Heuschrecken angeboten, welche geschmacklich an eine Mischung aus Kartoffeln-Chips und Erdnüssen erinnern. Nur dass sie weitaus gesünder und weniger kalorienhaltig sind.
Jean-Claude Mangeot, der Förster vom Bois de Lauzelle der Universität Ottignies-Louvain-La-Neuve ist auch von der Zukunft der Insekten auf unseren Tellern überzeugt. „Insekten sind die am häufigsten auf der Erde vorkommenden Tiere. In der Ernährung wären sie wertvoll, denn sie sind reich an Proteinen und essentiellen Aminosäuren. Es ist daher naheliegend, sie als Nahrungsquelle zu nutzen. Es ist interessant zu beobachten, dass sich viele Insekten nicht weiter entwickeln, sie verändern sich nicht und das seit Millionen von Jahren. Aus dem einfachen Grund – sie sind vollkommen, einfach perfekt, in jeder Hinsicht.“ Im Gegenteil zu uns Menschen – und sie werden uns Menschen überleben.
Von Sibylle Schavoir
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