Familie & Schule, Kultur

Dachlattenpädagogik

39781a39d1„Predigt erledigt!” verkündigte der renommierte Kabarettist und Chansonnier Andreas Rebers mit seinem aktuellen Programm an der internationalen Deutschen Schule Brüssel. Rebers gilt als einer der vielseitigsten deutschsprachigen Kabarettisten und heimste jüngst nach zahlreichen Auszeichnungen den Bayerischen Musik-Kabarettpreis 2013 ein. Fernsehzuschauern dürfte der Kabarettist unter anderem vom „Satire Gipfel” der ARD und von „Neues aus der Anstalt” im ZDF bekannt sein.

Sein wortgewaltiges Programm spielt auf der gesamten Skala von bodenständig bis bitterböse. Rebers‘ grundsatzpessimistischen Alltagsbetrachtungen ließen dem Publikum das Lachen so manches Mal im Halse stecken bleiben: „Ich bin ein großer Freund der Dachlattenpädagogik. Morgens eins dem jungen Menschen mit der Dachlatte auf die Nase, damit die Ohrstöpsel rausfliegen.“

Seine satirisch-vielschichtigen Chansons – er selbst nennt sie „Arbeiterlieder“ in Brecht’scher Tradition – begleitet er gekonnt am Akkordeon oder mixt den Synthi dazu. Gesungen wird im Angesicht des schlesischen Gebetsteppichs, einem Geschenk des obersten FDP-Teppichhändlers Niebel, produziert „von Kindern für Kinder“. Zum Klamauk neigt Rebers wenig, wenngleich die Geschichten über seine allein erziehende, Vegetarier-Nachbarin Frau Hammer samt ihrem nervigen Hammerkind nicht jedermanns Sache sein dürften.

Paradiesische Idylle? Fehlanzeige!

„Predigt erledigt!“ ist eine Abrechnung mit allem, was „gut gemeint“ ist, eine Abrechnung mit jeglicher paradiesischen Idylle, hinter der immer das Grauen lauert, eine wahrhaftige Erleuchtung inmitten einer Pseudo-heile-Welt-Republik, die mit den Heilsverheißungen von Armleuchtern ins Dunkel der Energiewende bis zum Horizont und (leider) immer noch weiter geführt wird, denn die Schuldenbremse wurde ja per Angela-Bulle abgeschafft! Also denne: Amen – Predigt erledigt!

Die Predigt geht weiter

Im Gegenteil: Der Sturmwind weht jetzt schärfer auf dem See Genezareth, der die Lande überflutet, und die Zeichen stehen auf „Apocalypse now“! (Rebers: „Haben wir Kanzlerinnendämmerung, oder nicht?”) Predigen allein reicht nicht mehr! Rebers verlangt tatkräftiges politisches Handeln: „Wenn wir Deutschen als Exportweltmeister Panzer nach Saudi-Arabien verkaufen, legen wir doch noch ein paar Rentner oben drauf. Dann haben die wenigstens Leute, die die Dinger fahren können.“ Den NSU-Prozess sähe er am liebsten in die Türkei verlegt, denn „da wird durch Erdogan noch durchgegriffen. Aber in Deutschland findet sich noch immer ein Experte, der bescheinigt, die Zschäpe sei als Baby mit dem Klammerbeutel gepudert worden.“

Rebers schiebt sich satirisch und skurril zwischen die Machtblöcke der deutschen Politik und verteidigt – bisweilen ironisch-überdreht – die Ideale derer, die nach direkter Demokratie lechzen. Ob Rebers Politiker oder Banker („Der Unterschied zu Räubern ist lediglich, dass Investmentbanker nach dem Raub eine siebenstellige Abfindung bekommen.“) aufs Korn nimmt: Am besten ist Rebers, wenn´s politisch wird. Von Herzen hätte der Reverend zum Beispiel den Grünen das Berliner Oberbürgermeisteramt gegönnt, „dann hätten die diesen Drecksflughafen am Hals.“

Rebers gastierte am Freitag, den 14. Juni 2013 in der internationalen Deutschen Schule Brüssel.

Vormerken

Alle Kabarettfans bitte vormerken: Der 4. Kabarettabend an der iDSB mit Ole Lehmann findet am 16. September 2013 statt.

Autor: Christine Kopp und Tanya Wittal, Fotos: Christine Kopp und Tanya Wittal

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