Nach einem außergewöhnlich nassen und kalten Frühjahr ist es auf einen Schlag Frühsommer geworden. Die Gärten explodieren geradezu. Unsere Gartenexpertin führt Sie durch ihre bunte Grünanlage und gibt Ihnen unterdessen viele Tipps, welche Blütenpflanzen sich in unseren Breiten besonders wohlfühlen und besonders schmuck aussehen. Wenn man sie richtig behandelt.
Umtriebiger Besuch, umfangreiche Gartenarbeiten und richtig schönes Wetter – der Computer musste warten. Dafür gibt es erst jetzt die passende Junistimmung im Garten.
Rosen, Sträucher, Stauden
Sie alle geben im Juni ihr Bestes, uns zu erfreuen. Scharlachrot, meine wunderbare Kletterrose, zeigt schon einige Schaublüten, doch hauptsächlich noch ihre vollendet geformten Knospen. „Clair Matin“ hingegen hat sich schon vor zwei Wochen zur Dauerblüte entschlossen und überwuchert fröhlich den benachbarten Hibiskusstrauch.
Die Stars dieser Jahreszeit, bis in den Juli hinein, sind meine Blumenhartriegel, niedrig und zartrosa, himmelstrebend, weiß, der Cornus kousa „Chinagirl“, der auch mit einem Halbschattenplatz glücklich zu sein scheint. Exemplare aus der Cornusfamilie eignen sich auch für kleinere Gärten, da sie am Boden wenig Platz benötigen, nicht zu hoch werden und einen eher filigranen Wuchs aufweisen. Unbegreiflich, wie unbekannt sie sind.
Der Monat der Stauden
Juni ist der große Monat der Stauden. Zwar sind die Akeleien weitgehend verblüht und zeigen schon ihre attraktiven Samenstände. Seien Sie nicht zu eifrig mit dem Abschneiden. Diese Maischönheit sät sich zwar aus wo sie will, und meistens nicht in ihrer Originalfarbe, doch sind die Sämlinge oft hübscher als die Eltern. Bei mir hat sich die gefüllte zweifarbige „Nora Barlow“ ausgesät und heraus kam ein zauberhafter schlichtrosa Nachkömmling.
Ebenfalls ohne hohe Ansprüche an Platz und Nahrung verbreitet sich die Raute. Thalictrum aquilegifolium, die Akeleiblättrige also, wird ungefähr einen Meter hoch und taucht überall im Garten mit ihren lila fast schaumartigen Blüten auf.
Mohn in allen Farben
Auch Gräser, die Lieblingspflanzen des weltberühmten niederländischen Züchters und Gartenarchitekten Piet Oudolf, sind ebenfalls Herumwanderer und füllen gerne Lücken, die im Garten immer wieder entstehen. Einige Sorten können allerdings wuchern oder sie neigen zu ausufernder Korpulenz. Informieren Sie sich also gut!
Unausrottbar, und gerade darum heißgeliebt, ist der Orientmohn. Früher gab es ihn ausschließlich in Rot- und Orangetönen, doch inzwischen sind Papaversorten mit weißen und rosa Blüten überall erhältlich. Vor zwei Jahren erstand ich eine Neuzüchtung, wenige Blättchen und sündhaft teuer. In diesem Jahr erfreut mich „Burgundy Wine“ (Titelfoto) mit einer Vielzahl spektakulärer Blüten in einer aufsehenerregenden Farbe.
Wurzeln im Schatten, Kopf in der Sonne
Ein Star der kommenden Monate ist die Waldrebe oder Clematis. Sie ist oft, gerade in ihren großblütigen Sorten, ein Sorgenkind. Rafft sie doch nicht selten eine heimtückische Schimmelkrankheit hinweg. Clematis sollte man sehr tief pflanzen, tiefer, als es gesund erscheint. Darüber hinaus liebt sie einen heißen Kopf und einen feuchtkühlen Fuß. Für letzteren sorgt am besten eine Bodenbedeckung aus hellem Material, das die Sonneneinstrahlung reflektiert. Einen angenehmen Standort hat meine lila Clematis: die Wurzeln im Schatten des Pfahls meiner Pergola, den Kopf im Sonnenschein!
Traumkarriere der Purpurglöckchen
Die Aufgabe der Bodenbedeckung nehmen hier helle Purpurglöckchen (Heuchera) wahr. Diese Familie hat in den letzten Jahren eine Traumkarriere hingelegt. Dunkelrot, zum Teil mit Maserung, hellgrün bis gelb oder gar kupferfarben prunken ihre Blätter, weiß, hell- und dunkelrosa ihre Blüten auf den langen nickenden Stängeln. Besonders schöne Exemplare stehen bei mir in großen Töpfen beieinander unter einem Dachvorsprung. So lässt sich der Wasserhaushalt regulieren und im Frühjahr können die Pflänzchen ihren Weg in die Beete antreten. Sind sie erst etwas älter und kräftiger, dürfen sie dort auch überwintern.
Genießen auch Sie den Frühsommer, ob im Garten oder auf dem Balkon. Und vielleicht haben Sie ja Lust, einmal die Rosengärten der „Lage Landen“ zu besuchen, beispielsweise Arcen in den Niederlanden oder eines der belgischen Rosenparadiese. Informationen finden Sie auf www.mooietuinen.be/rozentuinen.html.
Text und Fotos: Heidrun Sattler
Heidrun Sattler ist begeisterte Gärtnerin und im Vorstand der Koninklijke Tuin- en Landbouwmaatschappij (tuinpunt), wo sie unter anderem die Verbindung zur Muttergesellschaft Groei&Bloei in den Niederlanden koordiniert.
Fotos von und aus dem Garten der Autorin
Erstveröffentlichung am 01. Juni 2013
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