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Alle belgischen Kernreaktoren im Juli am Netz

Von Rainer Lütkehus.

Der französische Energiekonzern Engie verfügt demächst über die vollständige Stromerzeugungskapazität seiner sieben Atommeiler in Belgien. Der Energiekonzern teilte mit, den Atommeiler Tihange 2, 65 km Luftlinie südwestlich von Aachen gelegen, am 7. Juli hochzufahren. Damit wären wieder alle sieben Atomreaktoren in Belgien am Netz. Die belgische Atomaufsichtsbehörde FANK bestätigte das gegenüber Belgieninfo. Eigentlich hatte Engie vor, den Reaktor in Tihange, den es wegen Warungsarbeiten im August heruntergefahren hatte, schon am 29. Juni hochzufahren. Tests hätten aber gezeigt, dass weitere Maßnahmen erforderlich seien, so der Energieversorger.

Der Druckwasserreaktor in Tihange an der Maas bei Huy gilt wie der baugleiche Block 3 in Doel an der Schelde bei Antwerpen, Doel 3, wegen Haarrissen in den Reaktordruckbehältern, die 2012 entdeckt wurden, bei Atomkraftgegnern als unsicher. Die Atomaufsichtsbehörde FANK begutachtete die „höchstwahrscheinlich“ schon beim Bau 1979 entstandenen Risse indes als unbedenklich, wie übrigens die anderen sechs Meiler auch.

Die sieben Atommeiler in Belgien – vier in Doel im Norden des Landes und drei in Tihange im Süden – haben eine Nettoleistung von insgesamt 5824 MW. Alle wurden im Zeitraum 1975 bis 1985 gebaut. Bei drei Reaktoren wurde die Laufzeit um zehn auf 50 Jahre verlängert. Ob der Atomausstieg, den die belgische Regierung 2003 verkündete hatte, beschlossene Sache bleibt, ist unsicher. Demnach sollten Tihange 2 und Doel 3 2022 vom Netz gehen; die restlichen fünf Meiler 2025. Belgiens Stromversorgung hängt zu rund 50 Prozent von Kernenergie ab. Belgien hatte im Herbst 2018 erhebliche Versorgungsprobleme gehabt, als nur ein Reaktor am Netz war (Belgieninfo berichtete)

Überdies muss sich das Königreich anstrengen, seine Klimazielvorgabe für 2030 (35 Prozent CO2 als 2005) zu erreichen. Seinen Ende 2018 eingreichten nationalen Klimaplan hatte die EU-Kommission Mitte Juni als „unzureichend“ bewertet.

Wie es mit der belgischen Energiepolitik weitergeht, entscheidet die neue, noch zu bildende Koalitionsregierung. Belgien hat zurzeit nur eine geschäftsführende Minderheitsregierung und die Bildung einer neuen belgischen Bundesregierung erweist sich nach dem im Mai stattgefundenen Parlamentswahlen als schwierig.

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