Von Aline De Weerdt und Steffie Van Der Eecken.
Während man im Deutschland dem Karneval und Fasching nicht entgehen konnte, ist das bunte Treiben in Belgien nicht so ausgeprägt. Doch es gab auch Ausnahmen wie die Festivitäten im flämischen Aalst oder im wallonischen Binche. Der Februar ist also geeignet, Aalst mal mit der Lupe zu betrachten.
Aalst ist eine belgische Stadt auf halbem Wege zwischen Gent und Brüssel in der Provinz Ostflandern. Die Dender durchkreuzt die Stadt und teilt sie in zwei Teile, das Zentrum und „oever twoater“, also „über dem Wasser“, den eher marginalen und verrückten Teil der Stadt. Die vielen Kirchen sind Zeugen der Vergangenheit. Die Stadt ist vielseitig und hat viel zu bieten. Von bekannten Belgiern, Genever und Gebäck bis hin zum Karneval.
(Red.) Dies ist ein Beitrag aus unserer Serie: “Sprachschüler schreiben für Belgieninfo”. Wir haben absichtlich die Texte nur geringfügig korrigiert, um die Verfasser zu ermutigen, in ihren Bemühungen für die deutsche Sprache nicht nachzulassen. Zugleich beglückwünschen wir sie für ihre Kenntnisse und Fähigkeiten. Weiter so!
Der Dialekt
Wann man über die Stadt Aalst redet, muss man auch den spezifischen Dialekt erwähnen, auf den die Einwohner sehr stolz sind. So nennt man die Einwohner auf Niederländisch Aalstenaars. Aber in ihrem Dialekt klingt es wie „Oilsjteneers“. Die Verwendung des Dialektes hängt eng zusammen mit dem Karneval in Aalst. Die Aalstenaars haben noch einen anderen Namen, Ajuin auf Niederländisch oder „Ajoin“ im Dialekt, was Zwiebel bedeutet. Diesen Namen verwendet jeder Flame für die Einwohner von Aalst. Das Wort „Ajoin“ wurde früher verwendet, um Spott zu treiben mit den Aalstenaars, aber inzwischen hat es diese Bedeutung verloren. Den Ursprung dieser Benennung findet man im 19. Jahrhundert. Damals florierte in Aalst und in der Gegend der Anbau der Zwiebeln.
Berühmte Aalstenaars
Aalst hat bekannte Persönlichkeiten hervorgebracht wie den Priester Adolf Daens, der 1839 hier geboren wurde. Er kümmerte sich um die Arbeiter und setzte sich Ende des 19. Jahrhunderts für die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen ein. Dazu gründete er die „ Christene Volkspartij“. Aber nicht alle wollten ihm wohl. Daens musste als Volksvertreter gegen die traditionelle katholische Partei kämpfen. Schließlich hat man ihn seines Priesteramtes enthoben. Das Leben Adolf Daens hat den Schriftsteller Louis-Paul Boon, auch in Aalst geboren und aufgewachsen, inspiriert zu seinem Roman Pieter Daens of hoe in de negentiende eeuw de arbeiders van Aalst vochten tegen armoede en onrecht (1971), in dem Adolf Daens Bruder Pieter als Erzähler fungiert. 1992 wurde das Buch verfilmt durch Stijn Coninx. Der Film war sehr erfolgreich. Adolf Daens Bedeutung für die belgische Geschichte vermittelte auch das Musical „Daens“von 2008.
Der “Zwerte Maan”
Auch der legendäre Buchdrucker Dirk Martens (1446-1534) hat in Aalst gelebt. Er wird den „Zwerte Maan“ genannt. Heute gibt es einen bekannten Genever mit dem Namen „Dirk Martens Genever“. Steven Van Herreweghe, der Präsentator von „De jaren stillekes“, ist ebenfalls bekannt in Belgien. Vor allem aber betrachten die Aalstenaars ihre frühere Bürgermeisterin Annie De Maght als beste und bekannteste Oilsjtenes. Sie war eine Frau des Volkes und ungemein populär in Aalst. Seit einiger Zeit hört man auch wieder viel von der Aalster Rap-Gruppe „Garçons Debilles“ mit ihrem kontroversen Lied ‚Pedofiele pasters‘, das zwar mehr als zehn Jahre alt ist, aber immer noch gut zur Lage in Belgien passt.
Immer Party in Aalst
Besonders bekannt ist der Aalster Karneval. Drei Tage und Nächte lang begeistert dieses große Volksfest die Aalstenaars. Die Straßen der Stadt füllen sich mit verkleideten Menschen und ein langer Zug von Prunkwagen wälzt sich um die Stadt herum. Zu Ende ist der Karneval immer mit der Verbrennung der Puppe, ein emotionaler Moment für die Karnevalisten, die dann heiße Tränen vergießen. Der Verbrennung voraus geht die Prozession der „Voil Janetten“, als Frauen verkleidete Männer.
Aber der Karneval ist viel mehr als drei Tage feiern und Bier trinken. Eine große Vorbereitung geht dem Festtrubel voran. Mit Leib und Seele verschreiben sich die Karnevalisten ein ganzes Jahr lang der Herstellung des Prunkwagens und der Kostüme. Der Karneval liegt dem „Oilsjteneer“ besonders am Herzen. Als ihr Karneval in 2010 in die Liste der UNESCO eingetragen wurde, waren sie denn auch sehr stolz.
Aber auch auf ihre Fußballmannschaft “Eendracht” sind sie sehr stolz. Die schwarz-weiße Fußballelf wurde Meister in der dritten Liga. Das feierten die Einheimischen mit einem Volksfest auf dem großen Markt am 22. April mit der Fußballmannschaft, den typischen Liedern der Stadt und den verkleideten Menschen. Es gibt immer Party in der Stadt Aalst. Das ist der typische Gemeinsinn der Aalstenaars.
Eine kulinarische Stadt
Dass man in Aalst weiß, wie man feiert, ist ganz offensichtlich. Zu einer guten Party gehört selbstverständlich auch gutes Essen. Die Spezialität der Stadt ist eine Sorte von Gebäck: „Aalsterse vlaaien“, eine Delikatesse. Für das Originalrezept braucht man Milch, mastellen (spezielle Brötchen), Kandiszucker, Zimt und Folie. Aber es gibt auch verschiedene Variationen. Man kann zum Beispiel auch Lebkuchen statt mastellen nehmen und succade hinzufügen. Die „Aalsterse vlaaien“ haben sogar das Merkmal “Offizielles einheimisches Erzeugnis” bekommen.
Im kulinarischen Bereich hat Aalst auch viel zu bieten. Seit Juni 2010 ist in Aalst ein Restaurant hinzugekommen, das aus dem populären Fernsehprogramm „Mijn restaurant“ als Sieger hervorging. Alle fünf Paare, die an der Sendung teilnahmen, hatten denselben Traum: ein eigenes Restaurant eröffnen. Doch nur für ein Team konnte sich dieser Traum erfüllen. Die Geschäftsführer des Sieger-Restaurants „Karnivale“ (natürlich mit Bezug auf den Karneval) Karel und Ken sind zwar gebürtige Antwerpener, wurden von den Aalstern aber trotzdem herzlich empfangen und unterstützt.
Der Gemeinsinn der „Oilsjteneers“, eine besondere Kultur und die gemütliche Atmosphäre machen die Stadt Aalst aus. Wer einmal in Aalst gewesen ist und dies erfahren hat, möchte immer wieder zurückkehren.
Barbara
Das sind keine rechtsextreme, sondern link/grün er Mob, genau wie auch in Deutschland
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Die antisemitischen, wirklich rassistischen Vorgänge im Karneval 2020 gehören zum Widerlichsten, was ich in den letzten Jahren wahrgenommen habe.
Das ist keine Werbung für Belgien, da vergeht die Lust, das Land zu besuchen.
Pfui Aalst
Die hässliche Fratze des Antisemitismus heisst Aalst
Und die Stadt der Antisemiten, die den Karneval dazu benutzen um über Juden herzuziehen. Gehört das zur besonderen Kultur?
Diese Stadt kann ich aufgrund ihres Antisemitismus nicht mehr besuchen. Ich rufe alle auf, sie auch zu ignorieren, zu meiden! Ich habe rechtsrassistische Reaktionen bereits erlebt.