Von Anne Kotzan
Eine bemerkenswerte Ausstellung, die Einblicke in die reiche Sammlung des Musée de la Photographie zum Thema Surrealismus in Charleroi gibt, und nur noch bis zum 26. Januar dieses Jahres zu sehen ist.
Auftakt der Ausstellung war der 100. Jahrestag der Veröffentlichung von André Bretons “Surrealistischem Manifest”, und es „schien uns die beste Gelegenheit zu sein, einen der Schwerpunkte der Sammlung des Museums, die surrealistische Fotografie, zu untersuchen und eine Auswahl aus ihr zu treffen. Über die Werke der Mitglieder der Gruppen in Belgien – Brüssel und Hennegau – hinaus, erstreckt sie sich auch auf die Vertreter der Pariser Gruppe, oder auf einige isoliertere Figuren wie Jindřich Štyrský, oder auch auf den Einzelgänger aus Bourges, den seltsamen Marcel Bascoulard, den wir nicht zwangsläufig mit den Surrealisten gleichsetzen wollten, dessen Vorgehensweise ihnen aber nicht gleichgültig gewesen wäre, wenn sie ihn gekannt hätten, sagen die Ausstellungsmacher. Neben den erworbenen Fotoabzügen wurde ein besonderes Augenmerk auf Publikationen, Zeitschriften, Bücher oder Kataloge gelegt, die das Hauptvehikel für die Verbreitung der surrealistischen Fotografie waren, als es noch keinen Markt für sie gab.
Nur wenige Kunstbewegungen können wie der Surrealismus eine solche Beständigkeit in der Verwendung und Vielfalt im Gebrauch der Fotografie für sich beanspruchen. Solarisiert, zerschnitten, scharf oder unscharf fotografiert, gebrannt, überdruckt, oder sorgfältig ausgearbeitet, ganz zu schweigen von den Anleihen bei Fotografen wie Eugène Atget oder Manuel Alvarez Bravo oder der Verwendung von Postkarten.
Man entdeckt Paul Nougé, der 1929/30 seine Serie „Subversion des images“ fotografierte, in der René und Georgette Magritte zu den Protagonisten zählen. Marcel Mariën, selbst ein surrealistischer Künstler, der leider in Deutschland wenig bekannt ist, ist es zu verdanken, dass Nougé’s Arbeit – 19 Fotografien – 1968 publiziert wurde.
Eine weitere Entdeckung ist Benjamin Fondane (1898, Rumänien – 1944, Birkenau), der Teil der Avantgarde in Bukarest war, zugleich ein Poet und Landsmann von Tristan Tzara und sich 1923 in Paris niederließ. Wenig bekannt sind auch die Belgier Édouard-Léon-Théodore Mesens (1903-1971) und Serge Vandercam (1924-2005).
Sie alle hatten eine besondere und intime Beziehung zur Fotografie.
Die Ausstellung ist in zwölf Sektionen unterteilt, die willkürlich in ebenso willkürlich benannte Themenbereiche zusammengefasst sind, sodass die Anordnung von einer alphabetischen oder chronologischen Präsentation abweicht.
Information: Musée de la Photographie de la Communauté française à Charleroi,11 avenue Paul Pastur, Place des Essarts, 6032 Charleroi
Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr, Montag geschlossen.
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