Aktuell, Kultur

Schräg, schräger, Schröckenfuchs

Von Margaretha Mazura.

Kurt Ryslavy, Künstler, Sammler (und Weinhändler) stellt die “unbezahlbaren” Werke des eher unbekannten österreichischen Malers Franz Schröckenfuchs (1910-1987), in Brüssel nicht nur aus, sondern auch in Relation zu seinen eigenen Werken.

Die Geschichte zur Verbindung der beiden ist kurios. Ryslavy lernte Schröckenfuchs 1982 in beider Heimatstadt Graz kennen und mochte die bodenständige Malerei des (vermutlichen) Autodidakten. Dieser hatte keine Ahnung vom Kulturbetrieb und wollte auch nicht verkaufen. Daher hatten die Bilder keine Preise. Ryslavy, schlecht bei Kasse, “tauschte” Bilder zum monetären Gegenwert eines Laib Brots oder von 1 kg Rindfleisch. Als Ryslavy zum dritten Mal kam, wurde der Künstler misstrauisch: “Sie haben doch schon 2, wozu wollen Sie ein drittes Bild?” Diese eigentümliche Kunstakquisition fand in den 1980er Jahren statt und die unbekannten Werke Schröckenfuchs’ werden nun, 38 Jahre später, in Brüssel dem Publikum vorgestellt. Allerdings auch das auf besondere Art: Denn Ryslavys Installationen bestehen aus je drei oder vier gezeigten, originalen Schröckenfuchs’ und 15-20 verpackten, unsichtbaren Ölgemälden Ryslavys. Interessierte kaufen sozusagen die Katz’ im Sack (oder zutreffender: die Ryslavys in der Verpackung). Und natürlich die Schröckenfuchswerke. Die Methode hat durchaus Vorbilder; vor 110 Jahren pries ein gewisser Louis Michel Eilshemius in New York seine Werke folgendermaßen an: “200 Gemälde, gross und klein. Keine zwei gleichen sich. Interessant für alle. Zu verkaufen.“ Eilshemius, der 1917 durch seine Entdeckung durch Marcel Duchamp für kurze Zeit im Pariser Rampenlicht stand, blieb als eigenwilliger Künstler für die meisten seiner Zeitgenossen unverstanden.

In Ryslavys Installationen im Rivoli Komplex, sticht ein Objekt hervor: die Krenreibe (auf deutsch: die Rohkostreibe). Schröckenfuchs kämpfte im 2. Weltkrieg in Spanien in der internationalen Brigade, und danach kaufte er nur noch spanisches Olivenöl, dessen Packung auf Vorderseite eine Flamencotänzerin darstellte. Einer dieser Kanister (signiert und datiert) wurde vom Künstler durchlöchert und die scharfen Kanten zum Reiben von Meerrettich verwendet . Er gliederte sich so –ahnungslos – in die Reihe von Ready-mades (Duchamp) oder Concetti spaziali (Lucio Fontana) ein, allerdings in einer bodenständigeren Variante.

Die Ausstellung ist bis 31. Juli 2021 zugänglich, am 30. Mai („Das Trauma des Sammlers“) und am 10. Juli („Vaterkomplex“) finden 2 Vernissagen zu neuen Installationen statt, bei denen Ryslavy sich mit anderen Künstlern und seinem Vater auseinandersetzt.

Ein kleiner Katalog (15 EUR) zeigt einige Werke und erklärt die Kontexte in 3 Sprachen (FR, NL, EN).

 

RIVOLI, Fenster D, ANGELINNA

Chaussée de Waterloo 690, 1180 Brüssel

Zu besichtigen täglich außer Sonntag, 9-19 Uhr, Sonntag nur bei den Vernissagen.

Mehr information: www.angelinna-bxl.be Tel.: 0474 434 262

 

Der RIVOLI Komplex beherbergt auch andere Galerien, die derzeit Ausstellungen anbieten, darunter:

www.leneuf.gallery : die Fotos von Douglas Moors, die wie kleine Gemälde wirken (bis 26.6.); oder

www.msgallery.be : Die Licht-Gemälde von Nicolas Delprat, die wie Fotos wirken (ebenfalls bis 26.6.).

 

Foto: Margaretha Mazura

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