Das Land

Reiseführertipp – 111 Orte in Brüssel, die man gesehen haben muss

Von Ferdinand Dupuis-Panther.

Brüssel von A bis Z zu entdecken und auch auf Ungewöhnliches zu stoßen, das macht den vorliegenden Reiseführer aus, der auf jeweils einer Buchseite im Text zum Beispiel die Kultkneipe „A La Mort Subite“ oder den „Kunsttempel des Plastiks“, das ADAM genannte Brüsseler Design Museum, vorstellt. Wer sich für modernes Design der 70er und 80er Jahre begeistern kann, der sollte dieses Museum beim Brüsseler Atomium unbedingt besuchen. In den einzelnen Kapiteln gibt es zudem Hinweise auf nahe gelegene Sehenswürdigkeiten, die auch von Interesse sein könnten. Beim „Mort Subite“ beispielsweise auf das „La Fleur en Papier Doré“, die Stammkneipe der belgischen Surrealisten, wie René Magritte.

Die Autoren präsentieren ihrer Leserschaft eher Abseitiges und nicht so Gängiges. Und es gilt auch, hinter die Kulissen, sprich die Fassaden, zu schauen, um so unter anderem das „Bellone“ mit seiner barocken Fassade zu besichtigen, das in Rue de Flandre in einem Hinterhof steht. Den Blick auch mal nach oben zu richten, empfehlen die beiden Autoren dringend, wenn man in Brüssel unterwegs ist. Sonst würde man auf dem Kunstberg das Glockenspiel nicht entdecken. Bewegliche Figuren, die in der Wand eingelassen sind, stellen Personen der Stadtgeschichte dar, wie Karl V., Peter Paul Rubens und Graf Egmont.

Diejenigen, die bisher die „Grand Place“ mit der belgischen Hauptstadt gleichsetzen, werden beim Lesen des Brüssel-Reiseführers auch auf völlig anderes hingewiesen, wie das Museum der Naturwissenschaften. Dort findet man unter anderem Iguanodons neben Diplodoctus. Das ist nicht nur für Eltern mit Kindern ein Muss!

Bisweilen werden auch banale Dinge wie ein Fahrstuhl vorgestellt. In diesem Falle verbindet dieser die Ober- mit der Unterstadt, die Gegend um den gigantischen Justizpalast mit dem urigen Marollenviertel. Ein zusätzlicher Tipp für Kunstfreunde: das Museum „Art & marges“ für Außenseiterkunst in der Rue Haute.

Historisch wenig Bekanntes wird von den Autoren für die Leserschaft entdeckt, wie das Denkmal in der Avenue Louise, für den Piloten Jean de Selys Longchamps, der am 20. Januar 1943 aus seinem britischen Geschwader ausscherte und mit seinem Jagdflieger einen Angriff auf die berüchtigte GESTAPO-Zentrale in der Avenue Louise 453 flog.

Auch die jüngste Geschichte wird in einem weiteren Kapitel aufgeblättert, wenn es um die Gedenkwand in der Eingangshalle der Metrostation Maelbeek geht. Erinnert wird dort an die Anschläge vom März 2016. Derartige „Sehenswürdigkeiten“ sucht man in klassischen Reiseführern vergeblich. Ähnliches gilt für das Shoa-Denkmal in Anderlecht.

Auch in diesem Buch fehlt natürlich die Jugendstilarchitektur Brüssels nicht. Doch neben dem Horta-Haus, werden auch das Hôtel Tassel und das Maison Saint-Cyr sowie das Maison Cauchie empfohlen.

Was hier vorliegt, ist ein Reiseführer, der den Blick für das Unbekanntere, für das Abseitsgelegene öffnet. Leserinnen und Leser sind gefordert, sich ihre Entdeckungstour selbst zusammenstellen. Dank der angegebenen Adressen und der Hinweise auf Busse, Tram und Metro ist das gut machbar. Erkundungen auf eigene Faust – ist das Motto des vorliegenden Reiseführers.

Kay Walter, Rüdiger Liedtke: 111 Orte in Brüssel, die man gesehen haben muss, 2017, ca. 240 Seiten, ISBN 978-3-7408-0128-1, Euro 16,95 [D] , 17,50 [AT]

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