(Red.) Dieser Beitrag wurde von einer Sprachstudentin 2014 geschrieben, sie konnte also die antisemitischen Entgleisungen der Karnevalsverantwortlichen 2019 nicht kennen. Die Redaktion hat sich entschlossen, diesen Artikel nicht zu entfernen, weist aber auf die Tatsache hin, dass die UNESCO erwägt, wegen eines Prunkwagens mit antisemitischen Motiven dem Aalster Karneval den Titel “Weltkulturerbe” zu entziehen. Wir verweisen auf https://www.vrt.be/vrtnws/nl/2019/10/24/unia-verdedigt-aalst-carnaval-niet-bewust-opgeroepen-tot-haat/ und bedauern die Uneinsichtigkeit und Verdrängungsbemühungen der lokalen Verantwortlichen.
Karneval in Aalst, ein Mensch soll es einfach mal mitgemacht haben. Fasching ist weltweit bekannt, aber kennt auch jeder den Fasching in Aalst? Der Karneval in dieser Zwiebelstadt in Ostflandern wurde seit 2010 in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragen. Das jährliche Fest umfasst viele Traditionen und Regeln. Organisatorisch gibt es viel Arbeit und viele Vorbereitungen zu treffen. Der Karneval in Aalst hat viele Aspekte, aber das Ziel ist deutlich: sich sehr toll und eigenartig zu verkleiden und das Fest mit vielen Freunden und der ganzen Stadt zu feiern.
Karneval in Aalst fängt immer an einem Sonntag mit dem Umzugan, und endet am Dienstag mit der Verbrennung der Karnevalspuppe. Der Umzug ist sehr wichtig für die Karnevalsgruppe. Insgesamt gab es dieses Jahr 80 Gruppen, die in kleine, mittelgroße und große Gruppe eingeteilt werden. Sie wählen ein Thema, schneidern selbst die Kostüme, und bauen ihre Prunkwagen. Die Prunkwagen bestehen aus ausgearbeiteten Figuren. Dieses Jahr kamen vor allem der Bürgermeister, der König Philippe und Königin Mathilde ausführlich an die Reihe. Dieser Umzug dauert einen ganzen Tag. Die Karnevalisten tanzen einen ganzen Nachmittag und Abend durch die Stadt hindurch. Nach dem Umzug gibt die Jury die Gewinner bekannt. Die Gruppe auf Platz eins ist die Gruppe mit dem schönsten Wagen, mit den schönsten Kostümen und mit dem schönsten Tanz.
(Red.) Dies ist ein Beitrag aus unserer Serie: “Sprachschüler schreiben für Belgieninfo”. Wir haben absichtlich die Texte nicht korrigiert, um die Verfasser zu ermutigen, in ihren Bemühungen für die deutsche Sprache nicht nachzulassen. Zugleich beglückwünschen wir sie für ihre Kenntnisse und Fähigkeiten. Aus aktuellem Anlass haben wir diesen schönen Beitrag vom Mai 2014 aus dem Archiv hervorgekramt.
Karneval in Aalst ist ein Volksfest und das konnte man sehen. Menschen von überall kamen sich all diese Farben, Figuren und Prunkwagen anschauen. Auf den Straßen bemerkte ich sogar Japaner, Engländer, Amerikaner und auch auf der Tribüne, beim Bürgermeister, gab es wichtige Persönlichkeiten wie Victoria Bataclan (Botschafter Philippinen), Vesselin Petrov Valkanov (Botschafter Bulgarien) und Mitsuo Sakaba (Botschafter Japan).
Es ist in diesen Tagen kein Vergnügen, in Aalst zu wohnen
Ehe das Fest anfangen konnte, wurde die ganze Stadt vorbereitet. Mehrere überdachte Tribünen sind aufgebaut worden, die Straßen, der Bahnhof und das Rathaus sind dekoriert worden.
Wenn man diesen Fasching noch nicht mitgemacht hat, weiß man nicht was zu erwarten ist. Wenn ich die Straßen dieser Stadt nach dem Umzug am Abend betrat, war es schon deutlich wie es dort zuging. Jedes Fenster von Geschäften und Kneipen und jede Wand war verschlagen, vom Scheitel bis zur Sohle und der Boden war voll mit Abfall. Und weil es keine Mülleimer gab, veränderte sich die Stadt langsam in einem Müllplatz. Vor allem gab es Bierdosen und anderenGetränkemüll. Offensichtlich ist Aalster Karneval nichts ohne Spirituosen. Die Jugend brachte ihre eigenen Getränke mit, wahrscheinlich weil man auch nicht so einfach in die Kneipen hineingehen konnte. Alle Karnevalisten stehen auch zusammen draußen und lachen und feiern. Drei Tage und drei Nächte lang dauert dieses Fest, und glücklicherweise werden die Straßen und Plätze jeden Tag sauber gemacht. Die echte “Aalstenaars”- so werden die Einwohner genannt- schlafen also drei Tage und drei Nachten lang nicht.
Während Karneval in Aalst zu wohnen, sollte kein Vergnügen sein. Alle Plätze waren voller Leben und Musik. Fast auf jeder Fensterbank gab es Dosen und Fläschchen.
Zwei Monate bevor der Fasching anfängt, gibt es dieses Radio in Aalst, die man „Ajoin Music“ nennt. Auf Deutsch kann man diesen Namen übersetzen wie „Zwiebelmusik“. Ich hatte mich also vorbereitet und mich dieses Radio mal angehört. In diesem Radio sendet man nur selbst gemachte Lieder im lokalen Dialekt. Auch das Wetterbericht und die Nachrichten werden im lokalen Dialekt gesprochen. Während des Umzugs benachrichtigen die Reporter die Menschen die nicht anwesend sein konnten, über alles was auf den Straßen und auf dem Marktplatz passiert.
Aalst hat während der drei Tagen auch seinen eigenen Prinzen. Dieses Jahr fand die Wahl des Karnevalsprinzen den 1. Februar statt. Werner Kinoo wurde dieses Jahr zum Prinzen proklamiert. Er bekommt dann für drei Tage „den Schlüssel“ der Stadt.
Ich fragte mal einen Karnevalisten was Karneval für ihn bedeutet. “Karneval, dass ist für mich monatelang arbeiten, so dass wir am Sonntag mit einem schönen Wagen herauskommen können. Man kann und darf auch in diesen Tagen mal ausgelassen feiern und sich amüsieren und das endet denn immer, bedauerlicherweise, mit der Verbrennung der Karnevalspuppe. Das ist Karneval für mich und ich finde es ganz wichtig.“
Nach meinem Besuch dieser Stadt, kann ich noch immer nicht gut beschreiben, wie die Stadt wirklich aussieht während Karnevals. Diese Stimmung war erstaunlich und ausgezeichnet. Die Einwohner waren auch immer sehr freundlich. Es ist wirklich ihr Fest. Man sollte es einfach mal mitgemacht haben!
Das ist einfach nur blnker Antisemitismus und Rassismus. In eine solche Stadt sollte man nicht reisen.
Ich habe die Tage einen Artikel in der TAZ gelesen, dass man sich in Aalst nicht vorschreiben lässt, über wen und was man in der Karnevalszeit Witze macht. Sehr schwer zu glauben, dass Menschen sich keine Gedanken machen, dass man hier eine ganze Kultur dem Spott frei gibt, diskriminiert und offenbar keine Ahnung von den Zeiten hat, in denen dies einmal salonfähig war.
Hätten die Aalster auch Gefallen an einem Kostüm des „typischen Belgiers“ ? Ich möchte nicht aussprechen, welche dunklen Gestalten mir hierzu einfallen….
Ich bin entsetzt und kann es nicht verstehen, dass die Menschen sich dort auch noch feiern lassen und damit brüsten.
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Ich kann mich Herrn Spelthahn nur anschließen und hätte eine kritische Nachbetrachtung des diesjährigen Karneval von Aalst in belgieninfo erwartet. Die obigen Ankündigung/der obige Beitrag
klingt sehr nach Friede, Freude, Eierkuchen. Warendorf, 15-3-2019 ferdinand dupuis-panther
Der antisemitische Wagen der Angler (“De Vismooil’n”) (Wagen 34) ist eine Schande. Das ist kein Humor. Das ist Bestärken von Vorurteilen und damit Hetze. Das muss Konsequenzen haben. Der Verein darf 2020 nicht dabei sein.
Jülich, den 4. März 2019
Heinrich Spelthahn
Rechtsanwalt
Vorsitzender der Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz.