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Entscheidet Euch! Florian Schroeders Reise nach Brüssel

Florian SchröderVon Jan Kurlemann

„Brüssel ist eine geile Stadt!“ rief der Kabarettist Florian Schroeder aus. Nie war er in Brüssel gewesen und nie dort aufgetreten, auch nicht im Kulturzentrum W:Halll. Zum öffentlichen Frühlingskabarett in deutscher Sprache (“Entscheidet Euch!”) hatte der Ortsverein Brüssel der SPD alle Kabarettfreunde eingeladen. Viele waren dem Ruf gefolgt, der Große Saal war gut besetzt. Erfreulich hoch war der Anteil jüngerer Kabarett- und Comedy-Anhänger.

Entscheiden muß man sich, so der Kabarettist: „Ausgehen oder zu Hause bleiben, mieten oder kaufen, heiraten oder trennen? Geschüttelt oder gerührt?“ Das Motto: „Von der Zeugung bis zur Leiche, vergleiche, vergleiche, vergleiche!“ Und weiter „Wir googeln, bis der Arzt kommt.“

„Nur wer alle Optionen kennt, kann optimale Entscheidungen treffen.“ Dies Mantra unserer Zeit hält Schroeder für einen Trugschluss. Vergleich ist für ihn die Vorhölle der Entscheidung. Optimierer und Gelassene gebe es immer. Die Gelassenen seien glücklicher.

Schroeder parodiert gern und erzielt sofort ein starkes Echo. Ein Beispiel: Eine Parodie seines badischen Landsmanns Wolfgang Schäuble. Bis hin zum Schlußsatz „Das Kapital ist ein scheues Reh. Schon ist es über den Zaun gesprungen und in Panama“. Weg vom Bargeld soll es gehen? Der Kabarettist kann es nicht glauben. Geld wird heute „zur Religion“. Gibt man das Bargeld auf, bedanken sich BND und NSA schon jetzt für den bargeldlosen Einkauf. So springt der Künstler von Bonmot zu Bonmot. Er warnt vor „Entpolitisierung durch Schwachsinn“.

Zuwanderung und Familienpolitik

Es heißt, wir brauchten 300 bis 500.000 Zuwanderer im Jahr. Vielleicht brauchen wir andere, bessere Flüchtlinge? fragt sich Schroeder. Man könnte auch selbst Kinder machen in Deutschland. Bis 2050 wäre der Mangel ausgeglichen. Aber dann die Gefahr bei mehr Kindern: Eltern mit Kindern nähmen den Kinderlosen den Wohnraum weg. Und man könne nicht einfach jedes Jahr eine Million mehr Kinder aufnehmen, selbst wenn sie in Deutschland geboren sind.

Schlimmes tut sich in Deutschland, 25 Prozent der Stimmen hat die AfD in Sachsen-Anhalt erhalten. Damit sei es „kein sicheres Drittland mehr“. Der Übergang von der Pointe zum Nonsens ist fließend. Nicht alle finden so leicht Lösungen für alles wie Horst Seehofer und Markus Söder. Merke: „Wenn Du glaubst, es geht nicht blöder, kommt von irgendwo ein Söder“. Auch andere bekommen ihr Fett weg – wie Sigmar Gabriel mit den deutschen Waffenexporten.

Es bleibt die Gefahr der falschen Entscheidungen und die Angst vor der Reue über sie, wie Schroeder ausführet. Und die Reue? Die vergeht schnell. Fragen wie die nach dem Kindeswohl beim Kita-Streik interessieren niemand .Doch ein Lokführerstreik garantiert nationale Aufregung.

Florian nimmt das Publikum mit

Viele Themen schneidet er an: Die Böhmermann-Affäre, die ideale Partnerschaft, die Rolle der Lehrer und der Eltern. Der Künstler nimmt das Brüsseler Publikum bei seinen Gedankensprüngen mit. Er erzielt Erstaunen, Verblüffung, manchmal auch betretene Stille. Und dann viel Beifall.

Am Ende ein Zwischenruf: „Schreiben Sie Ihre Texte selbst?“ „Ja“! Weil der Künstler noch nie in Brüssel war, will er noch ein bißchen in der Stadt bleiben. Und wiederkommen möchte er auch. Auf Wiedersehen, Florian Schroeder!

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