„Offensichtlich“ lautet der Titel des Albums des Klarinettisten und Saxofonisten Fabrice Alleman. An dessen Seite sind nachstehend genannte Musiker zu hören: Lionel Beuvens (Drums), Nathalie Loriers (Piano) und Reggie Washington (Double Bass). Bei zwei Stücken, die eingespielt wurden, ist als Gast der Gitarrist Lorenzo Di Maio mit von der Partie.
Insgesamt wurden neun Kompositionen eingespielt, die bis auf „Sister Cheryl“ (Tony Williams) aus der Feder Allemans stammen. Aufgemacht wird das Album mit „J-J“. Soll das an den Posaunisten Jay Jay Johnson erinnern? Während im ersten Teil des Albums Einzeltitel wie „Hope for the world“ und „Don’t say it’s impossible“ an das Eröffnungsstück anschließen, hören wir im Abschlussteil des Albums eine „Suite of the Day“, die mit dem Morgen beginnt und mit „Regards Croisés“ endet. Bezogen auf den letzten Titel muss man nach der Bedeutung fragen, denn übersetzt, heißt er dann „Kreuzblicke“.
Verspieltes Saxofon, energetisches Klavier
Ein verspieltes Saxofonsolo stimmt uns auf „J-J“ ein, ehe Natalie Loriers mit sehr energetischem Klavierspiel ihre Akzente setzt. Auch ihr Solo ergeht sich nicht in einem verwässerten Tastenspiel, sondern bleibt einem energetischen Duktus verbunden. Derweil tanzen die Sticks von Lionel Beuvens über die Felle und das Messing der Becken. So, als würde er einen Tanz, in Klangformen des Saxofons transponieren, klingen die Sequenzen von Fabrice Alleman, der sich bei „J-J“ als federführend erweist. Singt er da am Ende noch zu seinem Saxofonspiel?
„Don’t say it’s impossible“, der Feder Allemans entsprungen, lässt uns zu Beginn Saxofonsequenzen und die eingesprochene Zeile „Don’t say it’s impossible“ vernehmen. Das Saxofon nimmt uns dann mit auf den weiteren musikalischen Weg, um das Unmögliche zu meistern. Sehr schön sind die an der melodischen Vorgabe des Saxofons orientierten Basspassagen, die, dank sei Reggie Washington, eher an E-Gitarren-Grooves erinnern. Wegen des Spiels des Bassisten hat man auch den Eindruck, dass der musikalischen Mischung offensichtlich eine Prise Jazz Rock beigegeben wurde. Im Weiteren folgen wir einem Saxofon, das sich verausgabt, schreit, brüllt, jubiliert, triumphiert, ehe es sich dann wieder beruhigt. „Sage halt nicht, es ist unmöglich“ – ja, das unterstreichen die Musiker rund um Alleman allemal!
Drei oder vier, aber nicht fünf oder sechs
Mit „3 ou 4“ endet der erste Teil des Albums, also mit „Drei oder vier“. Wieso eigentlich mit diesen Zahlen? Geht es dabei um die Rhythmik? Zunächst ist Alleman mit Loriers musikalisch unterwegs. Dabei spielt Loriers Fender Rhodes. Gezielt setzt die Pianistin aus Brüssel dabei Zäsuren und Kontrapunkte zum Klangteppich, den Alleman ausbreitet. Im ersten Teil des Stückes wurde auch ein Solo eingebaut, bei dem man an einen kaskadieren Wasserlauf denken muss. Das „Vorspiel“ Loriers paraphrasiert Alleman im Nachgang, rhythmisch begleitet von Lionel Beuvens am Schlagzeug, das sich nicht in den Vordergrund drängt. Doch zum Schluss von „Drei oder Vier“ darf auch Beuvens mal für einen kurzen Moment solistisch aus dem Vollen schöpfen.
Der zweite Teil des Albums besteht aus einer Suite, die mit dem Morgen beginnt, sich danach dem Nachmittag und dem Abend widmet, ehe sie mit „Regards croisés“ endet. Wir werden also Ohrenzeuge einer durchaus klassischen Kompositionsform, die allerdings mehr und mehr in konzeptionell angelegtem Jazz von Bedeutung ist.
Fabrice Alleman: Obviously, Igloo Rec., IGL241text: © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Igloo Rec.
www.igloorecords.be
Musiker
Fabrice Alleman
https://www.facebook.com/FabriceALLEMANObviously
Lionel Beuvens
https://www.facebook.com/LionelBeuvens
Nathalie Loriers
http://www.nathalieloriers.com/
Reggie Washington
https://www.facebook.com/Reggbass
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