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Der Kriminelle hat es schwer

Mitleid für einen verachteten Berufsstand

Der Kriminelle hat es schwer_01Einmal nicht aufgepasst und schwupps! Schon ist die Handtasche fort. Überall wird ausgeraubt und eingebrochen. Ein paar bemerkenswerte Meldungen aus der Ganovenwelt machen es notwendig, die Ganovenehre zu verteidigen, schließlich ist es ein gefährlicher Knochenjob, Panzerknacker zu sein.

Eine Geschichte aus der Kategorie „Echt wahr“ spielte sich letztens in Lüttich ab. Zwei Einbrecher hatten sich mit ihrer Beute, einem Fernseher, aus dem Staub gemacht und wurden dann selbst von Kollegen ausgeraubt. So weit, so gut. Das Bemerkenswerte ist, dass der eine in die Einbruchswohnung zurückkehrte und neben dem Hausbesitzer einschlief, während der andere zur Polizei ging, um den Diebstahl des gestohlenen Fernsehers zu melden.

Das tägliche Brot will hart verdient sein. Mitkonkurrenten auf dem Arbeitsmarkt, jede Menge Nachtschichten, schlecht für den Rücken, das soziale Ansehen tendiert gegen null und jetzt wird nicht mal mehr Wert auf Räuberehre unter seinesgleichen gelegt. Dazu all die wetterbedingten Schwierigkeiten. Ist ein Diebstahl im Winter eigentlich einfacher, weil es dann länger dunkel ist? Auch der Kapuzenpulli wäre bei Eiseskälte weniger auffällig. Doch der Staat zahlt nicht für Lohnausfall im Sommer.

Der Kriminelle hat es schwer_02Britische Wissenschaftler haben sich jetzt der Ökonomie des Banküberfalls gewidmet. Demnach verdienen Bankräuber weniger als das Durchschnittseinkommen eines Polizisten und müssen die Beute auch noch miteinander teilen. Wenn man das Berufsrisiko und die fehlenden Sozialleistungen dazu nimmt, ist es nicht leicht, heutzutage kriminell zu sein. Obwohl man ja keine Steuern zahlen muss. Oder erhält man doch Arbeitslosengeld von der Hilfszahlstelle für Arbeitslosenunterstützung oder der Gewerkschaft? Nein, in Belgien nicht.

Brüssel soll ja laut Statistiken – die nachweislich falsch sind, weil fehlgeleitete Interpreten aus dem Ausland die Kriminalität der Region auf die Einwohnerzahl der Stadt Brüssel umrechneten – auch eine Hochburg des Verbrechens sein. So müsste der Journalistik-Student in seinen zwei Praktikumsmonaten bei Belgieninfo.net eigentlich mindestens einmal am Gare du Midi überfallen werden. Mal schauen. Was nicht ist, kann ja noch werden. Und eventuell helfen wir selber nach.

Von  Christoph Niekamp & Ulrich M. Alexander

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Erstellt oder aktualisiert am 20. Juni 2012.

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