„Belgieninfo“ hatte allen Grund zum Feiern. Mit Mitarbeitern, Freunden, Lesern, Gründungs- und Vereinsmitgliedern und mit Brüssels Bürgermeister Freddy Thielemans beging das Internetportal in der Brüsseler Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft seinen 10. Geburtstag und ließ zur Feier des Tages ordentlich die Sektkorken knallen.
„Ich freue mich, dass wir in der Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft zu Gast sein dürfen, und dass Sie, Herr Bürgermeister, heute bei uns sind,“ sagte Rudolf Wagner, Vereinsvorsitzender und Chefredakteur von „Belgieninfo.net“. Gerne würde ihn das gesamte Team in den Beirat der Vereinigung aufnehmen.
Nach dem Ruhestand etwas Sinnvolles tun
Vor 10 Jahren hatte alles klein und sehr bescheiden mit einer Website, die damals noch „wowaswie.info“ hieß, angefangen. Als Wagner, damals als Chef des Brüsseler RTL-TV Büros, im Jahr 2000 in den Ruhestand ging, überlegte er sich, was er noch weiterhin Sinnvolles in seinem Leben machen könne. Bei seinem Interim-Job als Internetlehrer stellte er fest, dass es im Netz nichts Unabhängiges in deutscher Sprache über Belgien zu lesen gab. „Da gab´s nur Anzeigen, aber nichts Interessantes vom Inhalt her“, erinnert er sich. Diese Marktlücke wollte er schließen, allerdings galt es noch Mitstreiter für eine Belgien-Website zu suchen.
Kein Problem für den nicht nur journalistisch gut vernetzten Wagner. Heribert Korfmacher (rechts), langjähriger Europa-Korrespondent der Deutschen Welle, der seit Jahrzehnten die kompliziertesten belgischen Politstrukturen auf beneidenswerte Art und Weise auf den verständlichen Punkt bringt, lag auf der gleichen Wellenlänge.
„Es war im Juni oder Juli 2002, so genau wissen wir das nicht mehr, als ich mich mit Rudolf im Kraainemer Bistro New Inn traf, wo wir uns Gedanken über eine Website machten, deren Ziel es sein sollte, dieses komplizierte Belgien einem deutschsprachigen Publikum zu erklären,“ sagt Heribert Korfmacher. Später kam dann noch der ebenfalls pensionierte Korrespondent der „Welt“, Hans Hadler, dazu, der gerne mal ein paar Beiträge mit wirtschaftlichen Hintergründen loswerden wollte, wobei sich Belgien als interessante Fundgrube anbot.
Fest verankert im belgischen Medienmarkt
Derjenige, der vor 10 Jahren darauf wettete, dass diese Website niemals eine längere Zeitspanne überleben würde, hat mittlerweile verloren. Heute ist “Belgieninfo.net” aus dem belgischen Medienmarkt nicht mehr wegzudenken, während die Zahl der Mitarbeiter(innen), die alle zum Nulltarif eifrig in die Tasten hauen oder fotografieren, ebenso wie die täglichen Klicks steigen. „Wir sind mit täglich 500 unterschiedlichen Besuchern auf unseren zwei Webpräsenzen „belgieninfo.net“ und „belgienforum.net“, und 50.000 Verweisen bei Google besonders erfolgreich, stagnieren aber gegenwärtig auf diesem hohen Niveau,“ erklärt Chefredakteur Rudolf Wagner (rechts). Die Inhalte kämen bei den Lesern an und würden eifrig in Lesermails und im Forum diskutiert.
Hinter dem gemeinnützigen Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die europäische Verständigung zu fördern und den in Belgien ansässigen deutschsprachigen Bürgern helfen möchte, sich schnell in ihre neue Umgebung einzuleben, stehen namhafte Persönlichkeiten. So sitzen der deutsche Botschafter Dr. Eckart Cuntz, der Leiter des Goethe Instituts in Brüssel, Dr. Berthold Franke, Österreichs bilateraler Botschafter, Dr. Karl Schramek, DG-Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz, um nur einige zu nennen, im Beirat.
Bürgermeister Thielemans beeindruckt von Belgieninfo
Und dass sich Freddy Thielemans in der Deutschsprachigen Vertretung, die Belgieninfo in ihrer oberen Etage beherbergt, pudelwohl fühlte, daran gab es keinen Zweifel. Sein Deutsch habe er in Österreich beim Skifahren gelernt, sagte er in seiner Festansprache. Von der Initiative deutscher Journalisten, vor zehn Jahren eine Website über Belgien in deutscher Sprache einzurichten, war er stark beeindruckt. Brüssel sei schon immer eine weltoffene Stadt und tolerante Stadt gewesen. Karl Marx, Victor Hugo und andere seien nach Brüssel gekommen, da man in dieser Stadt frei leben könne, was die Leute spürten.
Auch sei die Stadt längst nicht so gewalttätig und unsicher wie in fehlerhaften Statistiken festgehalten. Durch die Zweisprachigkeit verwische sich hier die Frage, ob man Flame oder Wallone sei. Zweisprachig sei er geboren, vielsprachig möchte er sterben, aber noch lange nicht, witzelte er, indem er weitere Brüsseler Vorzüge, die Oper, Kulturangebot, Gastronomie, Politgeschehen, aufzählte. Alles Themen, über die „belgieninfo.net“ seit nunmehr 10 Jahren berichtet.
Fotos: Heide Newson, Johannes Wachter
Autor: Heide Newson
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