Lüttich hatte sich um die Ausrichtung der Expo im Jahr 2017 beworben. Mit dem Motto «Die Welt verbinden, die Menschen zu vernetzen, besser zusammenleben» wurde ordentlich die Werbetrommel gerührt. Doch nichts half….. der Zuschlag ging an die kasachische Haupstadt Astana. Am Rande seiner jüngsten EU-Gespräche in Brüssel erklärte Außenminister Erlan Idrissov Belgieninfo.net gegenüber, mit welch überzeugenden Argumenten es Astana gelungen ist, Lüttich zu schlagen.
Frage:
Soeben sprachen Sie vor Pressevertretern ausführlich über die positive wirtschaftliche und demokratische Entwicklung Kasachstans. Dagegen erwähnten Sie die Expo 2017, die Astana ausrichten wird, mit keinem Wort. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?
Idrissov:
Ich bin erfreut, dass Sie mich auf die Expo ansprechen. Ich erwähnte sie nicht, da ich mit der Ausstellung hier auf belgischem Boden nicht so groß auftrumpfen wollte (lacht).
Hatten Sie an den Sieg geglaubt und mit diesem hohen Abstand zu Lüttich gerechnet?
Haushoch duchgesetzt
Wir waren alle optimistisch, aber nicht sicher, ob wir es schaffen würden. Dass wir den Sieg mit einem so großen Abstand von 103 zu 44 Stimmen erringen würden, hat uns überrascht, obwohl wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mechanismen und Ressourcen gekämpft haben. Alles war von langer Hand minutiös vorbereitet, aber wir wussten, dass Lüttich nicht schläft und auch viel zu bieten hat.
Was sprach Ihrer Meinung nach für Astana, wie gelang es der kasachischen Hauptstadt, sich so „haushoch“ gegen Lüttich durchzusetzen?
Ich glaube, dass unser Thema „Energie der Zukunft“, das wir in den Mittelpunkt unserer Präsentation stellten, den Ausschlag gab. Es spiegelt den Entwicklungsweg eines jungen und dynamischen Staates Kasachstan wieder, mit dem wir das Internationale Büro für Ausstellungen (BIE) in Paris überzeugen konnten. Und „Energie der Zukunft“ ist nun einmal ein weltweit beherrschendes Thema.
Hatte Lüttich eine Chance?
Und das von Lüttich gewählte Thema, haben Sie sich damit befasst, kennen Sie die Stadt, hatte sie Ihrer Meinung nach je eine Chance?
Wir waren uns alle bewusst, dass wir es mit einem sehr starken Konkurrenten zu tun hatten. Auch war uns bekannt, wie sehr meinem Kollegen Didier Reynders, der ja aus Lüttich stammt, die Expo 2017 am Herzen lag, und wie sehr er sich dafür engagierte. Lüttich lag mit dem Thema „Die Welt vernetzen, die Menschen verbinden“, bestimmt richtig. Dank dieser hervorragenden Präsentation glaube ich Liège bereits jetzt zu kennen. Aber „Energie“ ist wirklich ein großes Zukunftsthema.
Ging es bei dem Wettkampf zwischen Belgien und Kasachstan fair zu?
Der Wettkampf zwischen unseren beiden Ländern war hart, wurde aber sehr fair ausgetragen. Ich liebe Belgien, seine Kultur, die Menschen. Es liegt im Herzen Europas und engagiert sich stark für die europäische Integration. Die belgische Größe und Fairness zeigte sich in Paris unmittelbar nach Bekanntgabe des Ergebnisses. Während unsere Delegation jubelte, gehörten die Belgier zu den ersten Gratulanten, die sich mit uns freuten und uns ein gutes Gelingen zur Weltausstellung wünschten.
5 Millionen Besucher
Zum Start der Expo im Jahr 2017 erwarten Sie in Astana mehr als fünf Millionen Besucher. Rechnen Sie mit vielen belgischen Besuchern und Ausstellern?
Auf die belgischen Besucher, die so hart gekämpft haben, die Expo nach Lüttich zu holen, freuen wir uns besonders. Schon heute haben sich belgische Unternehmen und Aussteller angemeldet. Ich bin davon überzeugt, dass unsere belgischen Freunde mit dem schönsten Pavillon aufwarten und damit nicht nur die kasachischen Bürger begeistern werden. Und gewonnen hat Lüttich in Kasachstan durch seine Fairness, Haltung und Professionalität schon jetzt.
Autor: Heide Newson
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