Von Heide Newson
Vom 24. bis 25. Januar 2023 stand der Egmont Palast ganz im Zeichen der „15. Europäischen Weltraumkonferenz“. Und mehr als 1.000 Personen weltweit nahmen an dieser Konferenz teil , die unter dem Motto „Securing the Future of Europe in Space“ stand.
Wie in den Vorjahren standen Debatten, Networken, Vorträge live und online zwischen politischen Entscheidungsträgern, Repräsentanten aus Industrie-und Wirtschaft, Forschung und Wissenschaft, Mitarbeitern der Europäischen Agentur und hochrangigen Vertretern aus der EU und Nato, im Vordergrund der zweitägigen Konferenz. Es wurde nach neuen Regelungen für die Raumfahrt gesucht, über Lösungen beraten, über Sicherheit im All, über die Positionierung Europas in der Raumfahrt ebenso wie über den Green Deal.
Angesichts des Wandels der geopolitischen Rolle Europas und der zunehmenden Anerkennung der Raumfahrt als eines strategischen Instruments zur Verbesserung der Lebensqualität der europäischen Bürger, bemüht sich die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) ihre Ziele in engerer Zusammenarbeit mit der EU zu verwirklichen. Das unterstrich ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher während einer Pressekonferenz, die er zusammen mit der italienischen Astronautin, Samantha Cristoforetti, gab. Er sprach über die Ambitionen der ESA , um Europas Autonomie im Weltall zu erhöhen und um die Führungsrolle der ESA insbesondere im Bereich der Wissenschaft und Technologie auf allen Gebieten zu stärken und verantwortungsvoll zu handeln, sowie um Lösungen zur Abschwächung des Klimawandels zu entwickeln. Dabei bilden die Programme zur Erdbeobachtung, Weltraumforschung, Navigation, Weltraumtransport und Telekommunikation das Fundament des Fachwissens der ESA.
Der russische Cyberangriff auf einen Satelliten in der Ukraine hat gezeigt, wie sehr wir auf den Weltraum angewiesen und gleichzeitig wie verwundbar wir sind. Als der Kommunikationssatellit in der Ukraine ausfiel, waren die Folgen auch in Deutschland und Frankreich zu spüren. Deutsche Windräder standen still und das Internet französischer Kunden war gestört. Satelliten steuern unseren Alltag. Werden sie Ziel eines Angriffs, bricht gleich Chaos aus: keine Kommunikation, keine Navigation, kein Datentransfer – nichts geht mehr. Der Krieg in der Ukraine, so wurde während der Pressekonferenz betont, zeigt, wie abhängig sich Europa von Staaten wie Russland, China oder Amerika im Weltraum gemacht hat. Wegen der Sanktionen hat Europa plötzlich zu wenig Trägerraketen, um seine Satelliten ins Weltall zu schicken. Auch verfügt Europa über kein eigenes Kommunikationssatellitensystem, um ein eigenes und sicheres Internet aus dem All zu liefern. So war es Elon Musk, der sein Starlink zur Verfügung stellte, als die Russen den Satelliten in der Ukraine lahmlegten. Dass es nicht nur im Telekommunikationsbereich, sondern auch bei der Förderung der Wettbewerbsfähigkeit, Unabhängigkeit, sowie im Bereich des Weltraumschrotts, einen schnellen Handlungsbedarf gibt, daran ließ der Generaldirektor keinen Zweifel.
ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti, die schon viel Zeit im Weltraum verbracht hat, sprach über das große Potential und die Zukunft der europäischen Raumfahrt, vor allem deren Nutzen für Europas Bürger. Die Hauptaufgabe von Astronauten und Astronautinnen liege in der Durchführung wissenschaftlicher, wie z.B. medizinischer, technischer, physikalischer, chemischer Experimente, Analysen und astronomischer Forschungen. Man arbeite im Team mit Berufskollegen und -kolleginnen und der Bodencrew mit verschiedensten Spezialisten u.a. aus den Bereichen Informationstechnik (IT), Medizin, Astronomie oder Physik zusammen. Europa könne ganz oben mitspielen, es gelte aber das Potential zu nutzen.
Fakt ist, dass die Raumfahrt z.B. sehr wichtig für das europäische Navigationssystem Galileo ist. Durch eine gezielte Lenkung des Auto- und Flugverkehrs lässt sich der Ausstoß von Abgasen reduzieren. Auch der präzise Ackerbau ist wichtig für die Umwelt. Bei diesem werden Dünger und Pestizide zentimetergenau umweltschonend auf die Felder verteilt. Zudem setzen EU und ESA auf einen Satelliten, der derzeit entwickelt wird und der genau zeigen soll, wo in der Welt zu viel Kohlendioxid ausgestoßen wird. Auf der anderen Seite werden Regelungen für die Raumfahrt immer nötiger, und da muss die Politik einen gewissen Rahmen vorgeben. Ein Beispiel ist der Weltraummüll. Bisher darf de facto fast jeder alles ins All schicken, ohne sich darum kümmern zu müssen, was dann später mit den Satelliten oder ausgebrannten Raketen geschieht. Mit den riesigen Netzwerken aus Tausenden von Satelliten, die in den nächsten Jahren starten sollen, wird dieses Problem noch größer werden. Fest steht, dass die Politik für klare Regeln sorgen muss, was man in Europa wohl machen wird. Ob sich China, Russland oder die USA anschließen, ist mehr als fraglich, und steht leider in den Sternen.
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Alle Fotos (einschließlich titelbild): Heide Newson
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