Von Ferdinand Dupuis-Panther.
Der Schmiedehammer, nichts weiter bedeutet Moker in der deutschen Übersetzung, das sind Mathias Van de Wiele (guitars & alto horn), Jordi Grognard (tenor saxophone, clarinets & bansuri), Bart Maris (trumpet & electronics), Lieven Van Pee (bass & electronics), und Giovanni Barcella (drums).
Nun saust der Hammer mit allerlei Klang und Kling und Klong auf den Amboss im Gehörgang nieder. Dabei verspürt man Funkenflug, erlebt ein buntes Feuerwerk, vermeint ein Heulen, Grölen, Winseln, Fauchen, Zischen, Dröhnen und Hämmern zu hören – schlicht Musik des Industriezeitalters und weniger der sterilen Postmoderne. 15 Jahre schon bewegt der Klanghammer die Gemüter, Symbol für die Kreativität der fünf musikalischen Kunstschmiede, die Moker bilden. 15 Titel sind auf dem aktuellen Album zu hören, inspiriert von Jazz, Krautrock, Afro Beat, elektronischem Klangmischmasch und psychodelischer Musik der 1970er Jahren. Na ja, und immer sind im Geiste auch Coltrane, Coleman, Miles und all die anderen Größen aus der Jazzgeschichte anwesend, oder?
Das Industriezeitalter musikalisch verpackt
In die Welt der Hammerwerke, der Hochöfen, der industriellen Arbeit, die längst eine Fußnote der Geschichte ist, tauchen wir bei „Zwengel“ ein. Mit einer Prise Hardrock und Krautrock geht die Post ab. Es kreischt, es zischt, es hämmert, es vibriert, es quietscht und knarrt. Zugleich ist die Botschaft „Vorwärts, vorwärts! Fortschritt! Fortschritt!“ Aufgeladen ist die Musik. Infernalisch und furios sind zwei Kennzeichnungen, die treffend erscheinen. Ähnlich gelagert erscheint „Zwaar Metaal“, ein Stück mit einem hartnäckigen Bass ausgestattet, über den sich vibrierende Gitarrensaiten erheben. Untergründig verbleiben die nervös aufgelegten Bläser, die ihre Kommentare abgeben. Heavy Metal und Hardrock sind nicht fern, auch wenn die Bläser diesen Eindruck durch ihre „Fanfarenrufe“ ein wenig aufheben.
Free Jazz und Impro oder Punk Jazz?
Moker lässt uns auch einen Faden, wenn auch nicht einen roten, aufnehmen, wenn sie „Thread“ spielen, für ihre Verhältnisse anfänglich doch sehr zurückgenommen, aber im Geist von Free Jazz und Impro angelegt. In klangvollen Galoppaden erleben wir Bart Maris an der Trompete, derweil das Tenorsaxofon von Jordi Grognard dagegen hält. Zwischenzeitlich kann man den Eindruck gewinnen, hier sei eine Posaune am Werk. Wem Chaplins Modern Times in den Sinn kommen mag, der liegt nicht so falsch, wenn er die Musik in entsprechende Bilder übertragen will. Die Maschinenwelt scheint den Rhythmus des Lebens vorzugeben und zu bestimmen. Mit bewegten dunkel gefärbten Klarinettenklängen und an einen Kanon angelehnt, so kommt „Drunk(en) Monk“ daher. Es ist wohl noch das am ehesten melodisch ausgerichtete Stück auf dem Album. Die übrigen Tracks sind rotzig-derb, haben auch Punk und Hardrock im Blut.
Man darf gespannt sein, was Moker in den nächsten Jahren so musikalisch treiben wird. Was sie hier abgeliefert haben, ist ein musikalischer Mix, den man von zeitgenössischen Jazzmusikern erwarten darf. Sie nehmen an Strömungen auf, was nicht nur die Jazzgeschichte und deren Heroen hinterlassen haben, Monk und Parker, Coltrane und Miles und all die anderen sogenannten Legenden. Statt aber diese zu paraphrasieren, haben die fünf Musikschmiede ganz eigene Klangrahmen zusammengenietet – super! Text © ferdinand dupuis-panther
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