Von Heidrun Sattler.
Der erste Tag des Jahres hat unsere Gartenfrau Heidrun Sattler hinaus zu ihren Pflanzen gelockt. Im lang vermissten Sonnenschein sammelte sie für uns ihre Eindrücke und viele Fotos. Vielleicht gibt es auch für Sie ähnlich Interessantes im eigenen Garten zu entdecken. Da es in diesem Winter noch keinen starken Frost gab, zeigt sich der Garten auffallend lebendig, und bei genauerem Hinsehen entdeckt man Erstaunliches:
Die ersten Primeln und ganze Nester des Vorfrühlingsalpenveilchens (Cyclamen coum), dazu die erste Blüte der weißen Kamelie. Nicht nur die Schneerose Helleborus niger zeigt seine Blüten, selbst die Knospen der höheren H. orientale zeigen schon Farbe. Die Zaubernuss (Hamamelis) zögert noch, doch die unscheinbaren Blütenstände der Fleischbeere (Sarcococca) verbreiten ihren intensiven Wohlgeruch im Topf an der Haustür. Und die Chinesische Winterblüte (Chimonanthus praecox) schickt beim Lüften ihren sanften Melonenbukett ins Schlafzimmer. Welch ein Gärtnerglück!
Neben Rosenknospen und dem im Dauereinsatz befindlichen Winterjasmin gebärdet sich der Einjährige Feinstrahl (Erigeron annuus)ganz verwunderlich. Unverdrossen öffnet er munter seine hellblauen Gänseblümchenblüten.
Unter den Dauerblühern kann man sich noch immer an den dekorativen Skimmien erfreuen. Im geschützten Mikroklima meines Gartens steht der Lorbeerblättrige Schneeball (Viburnum tinus) an drei Plätzen in Blüte, auch an der Haustür er empfängt ein Exemplar die Besucher fast ganzjährig mit angenehmem Duft.
Neugierige Erwartung
Für die Gartenfrau ist der Januar auch immer eine Zeit der Erwartungen. Ich inspiziere die Rhododendren nach Zweigen mit Knospen. Auch die Kameliensträucher zeigen vielversprechende Ansätze. Sie können nur durch regelmäßigen Rückschnitt an der Entwicklung zum Baum gehindert werden. So schneide ich bei mildem Wetter bei beiden Pflanzenfamilien Triebe ohne Knospen zurück. Da ich mit den im April ausgeblühten Zweigen genauso verfahre sichere ich so einen schönen Wuchs und Blütenansätze im nächsten Herbst,.
Auch wenn gerade keine schweren Kahlfröste, also Frost ohne Schneedecke, in Sicht sind, unter einer solchen Wetterlage können gerade die flachwurzelnden Immergrünen sehr stark leiden. Sonnenschein trocknet die obere Erdschicht aus und was im Frühjahr wie erfroren aussieht nach solchen Zeiten, ist in Wahrheit einfach vertrocknet. Darum ist notfalls Gießen angesagt.
Immergrün als Winterkleid
Ohne es wirklich geplant zu haben, ist mein Garten ausgesprochen wintergrün. Der saure kempische Boden verlockt zur Anpflanzung von Rhododendren und anderen Heidegewächsen wie Kalmia latifolia. Kleine Koniferen und Hebesorten ersetzen im Winter die in der Erde schlummernden Stauden. Besonders schön kommen dann auch die grünbleibenden Spindelsträucher (Euonymus) zur Geltung. Von tiefstem Dunkelgrün bis zu intensivem Gelbgrün sind sie inzwischen in allen Gärtnereien erhältlich, oft als sogenannte Minisorten. Doch meistens wachsen sie sich schnell zur Normalgröße aus, was bei mir auch erwünscht ist. Ich benötige sie nämlich als Füllmaterial für Blumensträuße. Einfach ein paar Rosen kaufen und mit Zweigen aus dem Garten zusammenbinden, sieht beinahe aus wie vom Floristen!
Vogeltreiben am Futterhaus
Es sind langjährige Erfahrungswerte, die mich zu Beginn der Wintersaison bestimmte Mengen Vogelfutter für meine gefiederten Freunde einkaufen lassen, so auch im vergangenen Jahr. Jedoch blieb ich auf einem großen Teil meiner Vorräte sitzen. Keine Schwanzmeisen, die in hellen Scharen über die Meisenknödel herfallen, wenige Blaumeisen an den Erdnusssäckchen, kaum Finken und keine Amseln pickend am Boden. Sie alle waren entweder Krankheiten oder einer sehr schlechten, weil nasskalten Brutsaison anheimgefallen.
Doch zum Glück hat sich in diesem Jahr die Population sichtbar erholt. Und so leeren sich meine Futterstellen recht zügig, vor allem die mit Sonnenblumenkernen gefüllten. Zu meiner Verblüffung haben auch diejenigen, die angeblich nur Weichfutter mögen, gelernt, dieses Futter zu verzehren. Sie holen es sich auch aus Behältern, die eigentlich nur den Flugkünsten der Meisen, des Kleibers und des kleinen Buntspechts zugänglich sind. Not macht eben erfinderisch.
Kuriosum
Von einer kleinen Besonderheit auf meiner Terrasse wollte ich noch berichten. Eines Tages entdeckte ich im Garten meiner Tante eine kleine Ecke mit Bubiköpfchen. Hier heißen sie witzigerweise „slaapkamergeluk“, da sie nur in den kühlen Temperaturen, wie sie früher in den ungeheizten Schlafzimmern herrschten, gediehen. Ich stach eine Handvoll aus und legte sie auf einen Kübel mit Oleander, als Bodendecker sozusagen und um Austrocknung vorzubeugen. Von dort entwich das wuchsfreudige Pflänzchen auf den Boden und überlebt dort nun seit mehr als 10 Jahren auch die härtesten Winter. Regelmäßig muss ich ganze Placken davon entfernen und verschenken. Auf dass sich das kleine Glück weiterverbreite.
Sorge
Wenn das Wetter auch laut der 16Tage-Wettervorhersage keine Minusgrade im Januar anzeigt, beschleicht mich die große Befürchtung, dass das dicke Ende noch kommt. Nämlich dann, wenn die Gartenpflanzen das Frühjahr schon eingeläutet haben. Der Februar 2012 war ein solcher Extremfall. Nachdem der ganze Winter bis dahin ein milder Herbst gewesen war. Damals waren hohe Verluste auch an wertvollen Gewächsen zu beklagen, selbst robuste Rosensträucher überlebten nicht. Aber der Mensch kann sich sorgen, soviel er will, er kann der Natur nicht entgegenwirken, nur mit ihr leben.
Gelassenheit heißt die Parole! Das ist, neben Gesundheit und Gartenglück, einer meiner guten Wünsche an Sie, liebe Leser, für das Jahr 2018!
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