Seit Samstag darf das auch Justine Henin von sich sagen. Sie marschierte glatt in zwei Sätzen (6-1, 6-3) gegen die Russin Svetlana Kuznetsova zu ihrem zweiten Sieg bei den US-Open in Flushing Meadow. Damit ist das am höchsten dotierte Grand-Slam Turnier das zweite, das die 25-Jährige bereits mehr als einmal gewinnen konnte. Nach ihrem Sieg 2003 durfte sie in der Nacht zum Sonntag den Pokal – gefüllt mit 1,4 Millionen US-Dollar Preisgeld – in die Anflugschneise des New Yorker Flughafens heben.
Bei dem wegen des dauernden Fluglärms bei vielen Spielern unbeliebten Turniers gelang “Juju” zweimal der große Wurf, indem sie im Viertelfinale Serena Williams und im Halbfinale ihre Schwester Venus ausschaltete. Ungeachtet dieser Anstrengung hatte das Kraftpaket aus Marloie im Finale mit der Russin keinerlei Mühe. Nach einem Durchmarsch par excellence hieß es nach 1 Stunde und 22 Minuten einseitigem Tennis: Spiel, Satz und Sieg Henin.
Damit hat Henin nun sieben Grand-Slam Titel auf ihrer Siegerliste stehen, genauso viele wie bei den Herren der Schwede Mats Wilander. Nein, es ist kein Zufall, dass gerade er als Beispiel herhalten muss, denn auch er vermochte es nie, Wimbledon zu gewinnen. Auch anderen Großen fehlte immer ein Turnier, um den Grand Slam zu holen: Jimmy Connors und Pete Sampras schafften es genauso wenig wie Boris Becker, die French Open zu gewinnen.
Justine Henin Henin hat mit ihren Siegen auf Hartplatz und Sand unter Beweis gestellt, dass sie technisch und konditionell der Konkurrenz überlegen ist. Einzige Schwäche ist immer wieder ihr Aufschlag, an dem sie wohl kontinuierlich und mit Erfolg arbeitet, der aber noch keine ausreichende Grundlage für ein konstant erfolgreiches Spiel auf Rasen ist.
Henins Trumpfkarten, und das machte sie bei den diesjährigen US-Open derart überlegen, sind ihr Killerinstinkt und die Präzision ihrer Schläge. Weder die Williams-Sisters, geschweige denn Maria Scharapova, sind in der Lage, denn Ball so hart und präzise im Spiel zu halten wie die kleine Belgierin. Angesichts dieser Qualitäten ist es logisch, dass Henin bei kürzeren Ballwechseln auf Rasen eher das Nachsehen hat als auf anderen Belägen.
Im Finale gegen Kuznetsova hat sich gezeigt, dass Henin eine Spielerin ist, die ihre Gegnerinnen mit platzierten Treibschlägen in Bedrängnis bringt, um mit einem Gewinnschlag den Punkt zu machen. Taktisch klug und mit brillanter Technik ist sie damit ein genau das Gegenteil zu den Powerfrauen, die mit brachialer Gewalt ihre technischen Unzulänglichkeiten auf Kosten der spielerischen Konstanz überspielen.
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