Von Heidrun Sattler.
Bei diesen außerordentlichen Temperaturen im Juli und August schafften es manche Pflanzen nicht mehr, der Wärme, die überreichlich auf die einströmte, zu widerstehen. Einige schienen zu vertrocknen, auch wenn sie gegossen wurden; sie starben den Sonnentod. Andere hielten in den heißen Monaten Siesta. In der Wärme und Trockenheit entwickelten sie sich nur zögerlich weiter und auch die Rosen befanden sich in einer Art Zwischenwelt. Und doch gibt es heute wieder einiges zu erspähen im Garten von Heidrun Sattler. Kommen Sie mit, aber passen Sie auf, überall hängen Zweige über!
Der Überschwang des Frühsommers mit all den Rosen und blühenden Sträuchern ist vorüber, der Blumenhartriegel (Cornus kousa) bildet jetzt seine attraktiven Früchte, der Bauernjasmin (Philadelphus) harrt des Schnittes und die einmal blühenden Rambler-Rosen wie meine leuchtend rote Scharlachglut ergehen sich in stacheligem Wildwuchs. Vieles, näher am Boden, erscheint müde und schlapp, angesichts Wärme und Trockenheit.
Wären da nicht die rettenden Farbenspender wie die Phloxe und Taglilien (Hemerocallis), die Sonnenhüte und Gartengeranien. Dauerfarbe liefern auch die Heuchera-Züchtungen der letzten Jahre, von gelbgrün über karamellfarben, von echtem dunklen Grün bis zu tiefstem Rot. Die Blüte ist gerne mitgenommen, doch die eigentliche Schönheit liegt im Blatt.
Taglilien
Da sie bei mir eine wahre Pracht zeigen, je länger sie am Ort stehen, desto stärker werden sie, die Taglilien. Die gelbe Urform ist sehr hübsch und kleinwüchsig. Ihr großer Vorteil ist der wunderbare Duft. Gewiss, an dieser Gattung hat sich die ganze Welt mit Züchtungen versucht, von grün-weiß bis dunkellila, gefüllt, mit gebördelten Rändern, alles zu haben, wenn auch für einen stolzen Preis. Doch all diese hochgezüchteten Schönheiten haben einen Geburtsfehler: Sie mögen keinen Regen! Aber den haben sie auch nicht wirklich bekommen. Ihre Knospen haben sich lange gehalten und geöffnet. Vielleicht wird im nächsten Jahr wieder alles anders? Darum spare ich Geld und werde nur einfach blühende Sorten kaufen, oder teile meine besten Pflanzen. Im August oder September, nach der Blüte, liegt der beste Zeitpunkt.
Gartengeranien
Weniger spektakulär, dafür absolut pflegeleicht und blühsicher sind die Gartenstorchenschnäbel, die einzig wirklichen Geranien! Unsere Pelargonien sind nur entfernte Familienmitglieder. Die Gartengeranien prunken nicht mit fleischiger Pracht, sondern eher mit filigraner Anmut. Die typischen Sommerblüher dieser Gattung zeigen reines Weiß, Rosa, Blau bis hin zu heftigem Pink. Sie sind typische Webpflanzen, stürzen sich gerne auf stärkere Nachbarn wie Rosen.
Für kleinere Flächen sind die Sorten mit dem Nachnamen „sanguinem“ besonders fröhliche Gesellen. Sie kriechen in Bodennähe und verwurzeln sich erneut. G. sang. Var. striatum breitet sich schnell aus und blüht lange mit rein rosa Blütchen. Die berühmte „Rozanne“, blau blühend, sehr wüchsig und teuer, liebt fruchtbaren Boden und rügt mich mit ihrem Wuchs für meinen sauren Sandboden. Keine Kompostgabe kann sie versöhnen.
Hortensien
Früher als herbstblühend bezeichnet entwickeln sich neuere Varietäten viel früher im Jahr. Oder sollte das der Klimawandel sein? Vor zwei Jahren kaufte ich eine Hydrangea arborescens „Pink Annabelle“. Allerdings kann ich mich nicht entscheiden, ob ich mit ihr glücklich bin, sie ist etwas mickrig. Da lobe ich mir ihre kräftigere Schwester „Strong Annabelle“, die in der normalen Version überall zu sehen ist. In der „strong“-Version allerdings hat man die Nachteile von Umfallen oder gar Abknicken bei Niederschlägen herausgezüchtet. Eine eher erfreuliche Entwicklung! Doch auch die sogenannten Bauernhortensien zeigen sich in diesem Jahr von ihrer besten Seite. Leider werden sie alle blau bei mir, selbst weiße Sorten- Der saure Boden macht’s möglich. Jeder findet das toll, ich bin es leid.
Phloxe
Eine der wenigen Gartenpflanzen, für die kein treffender deutscher Name gefunden wurde, obwohl Phlox je nicht gerade romantisch klingt. In meinem Vorgarten tummeln sich viele Varietäten, die man nirgends anders findet. Sie sind allesamt Sämlinge längst dahin geschiedener Eltern, aber dennoch sehr hübsch. Im Gegensatz zu vielen Pflanzen der gleichen Höhe bleiben sie stolz stehen und trotzen Regen und Wind. Wenn in ihr Höhepunkt erreicht ist, und das war vor zwei, drei Wochen der Fall, duftet es so unwiderstehlich, dass selbst vorbeifahrende Radler es bemerken.
Doch noch einmal Rosen!
Eine ganz besondere Rose, die ich schön öfter erwähnt habe, ist „Sweet Pretty“. Meine Tochter sagt: Das ist die Rose „to beat“. Keine ist wie sie, gesundes Blatt, durchblühend, attraktive einfache Blüten mit einem dichten roten Staubgefäßkranz. Sie wies in diesem Jahr schon Ende April die erste Knospe auf und blüht seither ununterbrochen. Selbst wenn ich einmal das Wegschneiden des Verblühten vergessen sollte, dann macht sie einfach weiter. Kein Wunder, dass sie seit ihrer Einführung 2005 alles an Preisen eingeheimst hat, was nur möglich ist. Beschrieben wird sie als Anfängerrose, doch auch Fortgeschrittene haben ihre Freude daran!
Bleiben Sie dran, jetzt, nach dem längsten Tag, lässt das Längenwachstum nach doch der Effekt bleibt lange erhalten. Was Sie erarbeitet haben, bleibt gut anzusehen und die Pflanzen danken es Ihnen. Einen schönen Sommer noch!
Beiträge und Meinungen