Der vielfach preisgekrönte Kinderbuchautor Martin Baltscheit las im Amphitheater der Grundschule der iDSB aus seinen Werken – und die Kinder hingen an seinen Lippen.
Kein Wunder, ist Martin Baltscheit (unter anderem Kinderbuchpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, Deutscher Jugendliteraturpreis, Deutscher Jugendtheaterpreis) doch ein wahres Multitalent. Er schreibt nicht nur Kinderbücher, sondern illustriert sie auch, und er verfasst Hörspiele, Theaterstücke und Trickfilme. Aber vor allem: Er versteht es, sein Publikum wirklich anzusprechen, nicht nur durch seine phantasievollen und komischen Geschichten und die ausdrucksstarken Zeichnungen, sondern auch ganz direkt, als Person. Er veranstaltet keine reine Lesung, sondern bietet eine mitreißende Show, in der er in die Rolle seiner Figuren schlüpft, Grimassen schneidet, ulkige Töne von sich gibt und immer wieder quer durch das Amphitheater flitzt, um sich direkt an einzelne Kinder zu wenden („ich bin eigentlich kein AUTOr, sondern ein RENNAUTOr“, sagt er scherzhaft).
Kinderbücher als Familienbücher
„Kinderbücher sind für mich wahre Familienbücher“, erzählt er hinterher im Gespräch. „Man sitzt zusammen und hat ein anderes Thema als den Alltag, und mit etwas Glück liest man ein solches Buch drei Mal: Als Kind, als Vater oder Mutter und schließlich als Großvater oder Großmutter – und erlebt es jedes Mal anders“.
Kinderbücher haben aus seiner Sicht zwar einen ganz eigenen literarischen Ton, sind aber nicht Bücher NUR für Kinder, denn sie behandeln grundsätzlich dieselben Themen wie ‚sogenannte’ Bücher für Erwachsene. Allerdings: „Die Kunst besteht darin, die Dinge einfach auszudrücken, aber ohne dass sie deshalb eindimensional werden“, sagt Ballscheit, und zitiert Hans Christian Andersen, dessen Maxime es war, „Themen für Erwachsene so erzählen, dass auch Kinder sie verstehen.“
Vielfach ist ihm seine eigene Familie dabei eine Inspirationsquelle. Als seine Tochter Lisa fünf Jahre alt war, sollte er ihr unbedingt eine Geschichte erzählen: Der aus reiner Verlegenheit formulierte erste Satz wurde zum Beginn eines seiner erfolgreichsten Werke: „Es war einmal ein Löwe, der konnte nicht schreiben.“
Das heiter-nachdenkliche Buch vom „Fuchs, der den Verstand verlor“ entstand, als sein eigener Vater unter Demenz zu leiden begann.
Und in Max, dem Gorilla, der es liebt, andere zu umarmen und zu küssen („Max will immer küssen“) sieht er ein Stück von sich selbst – und hat auf der letzten Zeichnung seine vier Kinder als ‚kleine Affen’ verewigt – und ihnen das Buch gewidmet.
„Ich baue auch immer Momente ein, an denen Kinder Fragen stellen oder etwas Eigenes erzählen können“, ergänzt er, auch dazu war heute ausgiebig Gelegenheit.
Kein Wunder, dass sich nach dieser Veranstaltung am Bücherstand lange Schlangen bildeten. Mitnehmen konnte man heute aber wesentlich mehr als signierte Bücher, nämlich ein einmaliges Erlebnis.
Fotos: Friedhelm Tromm
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