Von Karen Kuntze.
Am 16. Oktober 2021 fand in den neuen Räumen des Goethe-Instituts in der Rue Belliardstraat der belgische Deutschlehrer*innentag statt. Er stand dieses Mal ganz im Zeichen der agilen Methode des Design Thinking, um wichtige Fragen zu Deutsch als Fremdsprache gemeinsam zu behandeln.
Rund 40 Deutschlehrer*innen aus ganz Belgien kamen am vergangenen Samstag im Goethe-Institut zusammen und wurden von Uwe Rau, dem Leiter der Sprachabteilung des Goethe-Instituts Brüssel herzlich begrüßt. Er freue sich sehr, die belgischen Deutschlehrer*innen „an alter Stelle, in neuem Gewand“ willkommen heißen und als Gastgeber der ersten öffentlichen Veranstaltung im frisch renovierten und umgebauten Gebäude des Instituts fungieren zu können.
Im Mittelpunkt stand bei diesem Tag ein experimentelles und innovatives Konzept: die Teilnehmenden sollten selbst aktiv werden und nicht nur Fachvorträgen lauschen. Mit der aktivierenden, agilen und kreativen Methode des Design Thinking wurden eigene Fragestellungen bearbeitet und daraus gemeinsame Ideen und Lösungsansätze für das eigene Engagement und Unterrichten entwickelt, die sie dann auch im Lehr- und Lernalltag in der Unterrichtspraxis umsetzen wollen. Aus Teilnehmer*innen wurden “Teilgeber*innen”, „da jede*r der Teilnehmer*innen etwas zu geben hat, das gewinnbringend für alle sein kann, denn: Sie sind der Deutschlehrer*innentag!“, so Uwe Rau in seiner Begrüßungsansprache.
Design Thinking im Unterricht
Referentin Anne Sass führte die Lehrkräfte ins Design Thinking ein: Es ist eine Methode, um neu und anders an bekannte Probleme heranzugehen und neue Lösungen zu finden. Sie beginnt mit dem verstehen und beobachten, dem Erlagen des Gesamtüberblicks zu einer Problematik und will dann aus dem neuen Wissen einen Prototyp zur Beantwortung der Fragen entwickeln. Anne Sass erklärte, „heute werden Sie auch mit Ihren Händen lernen, da Sie selbst Ihren eigenen Prototypen bauen werden“.
Motivationsrampe und Feedbox mit goldenem Auspuff
Die Deutschlehrer*innen ließen in Themengruppen ihrer Kreativität dann auch sehr gerne freien Lauf und stellten sich voll auf die neue Methodik ein. Sie interviewten andere Teilnehmer*innen, erstellten MindMaps und bastelten ihre innovativen, bunten, ausgefallenen Prototypen, wie eine “Motivationsrampe” als Metapher für den Aufstieg bis zum Ziel des Deutschunterrichts: „Pret-à–parler“ oder eine “Feedbox” mit Instrumenten wie Zeitmanagement und sprachliche Analyse, um ein Projekt nachhaltig gut zu gestalten. Es herrschte gute Stimmung, die bis zum Anbringen eines goldenen Auspuffs an die Box, der Prüfungen und Klausuren korrigieren kann, führte.
Die verschiedenen Themengruppen widmeten sich beruflichen Fragestellungen, z.B. Wie kann ich persönlich die ganze Schulfamilie davon überzeugen, dass Deutsch eine gute Investition in die Zukunft ist? Wie kann ich es schaffen, dass sowohl ich, als auch die Schüler*innen bereit sind, möglichst viel in den Unterricht und den Lernstoff zu investieren? Aber sie befassten sich auch mit Themen, die während der Pandemie aufkamen, z.B. mit Blended Learning, also der Frage, wie in Zukunft ein guter und interaktiver Deutschunterricht aussieht, der aus Präsenzphasen, asynchronen Online-Phasen und Online-Live-Sitzungen besteht? Auch die sinnvolle Integration von Handlungsorientierung und Projektunterricht gehörte zu den Fragestellungen.
Neben dem fachlichen Input bot der Deutschlehrer*innentag, organisiert in Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft und dem Belgischen Germanisten- und Deutschlehrerverband (BGDV), gab es wie immer aber auch Gelegenheit zum Vernetzen und zum gegenseitigen Austausch. In Kooperation mit dem Belgischen Germanisten- und Deutschlehrerverband (BGDV) werden seit mehr als 30 Jahren einmal pro Jahr Deutschlehrende aus Schulen, Universitäten und weiteren Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung eingeladen, um sich einen Tag lang fortzubilden, auszutauschen und sich überregional zu vernetzen.
Fotos: @Karen Kuntze
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