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Dante – Sibylle Lewitscharoff liest aus ihrem nächsten Roman

Sibylle_Lewitscharoff-KS01Einen Leckerbissen gab es für das literaturinteressierte Publikum in der Hessischen Landesvertretung in Brüssel am 4. Dezember 2014. Sibylle Lewitscharoff, Büchner-Preisträgerin 2013, las aus ihrem unveröffentlichten Romanmanuskript über Dante in Anwesenheit von Studierenden der UCL, der frankophonen Universität in Louvain-la-Neuve. Mit ihnen und ihrer Professorin Antje Büssgen hatte die Autorin in einem “Poetischen Seminar” diskutiert und gearbeitet.

Der mit 50 000 Euro dotierte Büchner-Preis wird jährlich in Darmstadt von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vergeben. Getragen wird er von der Bundesrepublik Deutschland, dem Land Hessen, dessen Europa-Staatssekretär Mark Weinmeister die Lesung einleitete, und der Stadt Darmstadt.

Bevor Sibylle Lewitscharoff aus dem Manuskript ihres Dante-Projekts las, wünschte sie allen im Saal viel Erfolg, die an dem “großartigsten politischen Projekt Europa” arbeiten.
Sie las aus dem zweiten Kapitel ihres Dante-Romans. Dort geht es um einen internationalen Kongress in Rom. Forscher aus der ganzen Welt erleben ein neues Pfingstwunder: Sie sprechen nicht alle Sprachen wie die Jünger in der Bibel, sie verstehen sie aber. Und dann öffnen sie die Fenster, und fliegen einfach aufwärts davon. Ein einziger Forscher bleibt allein zurück und wird darüber depressiv. Der Kongress war nicht anders als andere: Die Teilnehmer waren wie üblich Stars, Wichtigtuer und Randfiguren. Nach Meinung Professor Osterkamps sind diese Philologen “parasitäre Existenzen”, die von Dante leben. Sie hätten nicht wegfliegen sondern in der Hölle verschwinden sollen.Die Aurorin scheint diese Meinung nicht zu teilen.

Der Weg durch die Göttliche Komödie

Sie beschreibt, wie die verschwundenen Wissenschaftler durch die “Commedia” segeln, “Irrfahrer der Sünde”, die vor der Hölle einen Ausflug ins Purgatorium, ins Fegefeuer machen. Sie kämpfen sich durch die Orte von Dantes Göttlicher Kömodie, begleitet von Kommentaren des Schweizer Wissenschaftlers Bitterli. Hier bricht die Autorin die Lektüre ab.

Frau Lewitscharoff rühmt Dantes “unvergleichliche Sprachmacht” und auch die vorzüglichen deutschen Fassungen von Dantes Werk. Für ihren Roman sieht sie die “Schwierigkeit kompakter Erzählung”. Und auch die Sprachenvielfalt eines internationalen Kongresses ist schwer darstellbar. Mit Osterkamp gerät die studierte Religionswissenschaftlerin in ein Gespräch über Gnade und Liebe. Wird der Roman in weiteren Kapiteln in diese Richtung gehen? Und welche Rolle wird Dantes “Beatrice” spielen? Oder entwickelt sich der Flug aus dem Fenster auf surrealistische Weise weiter?

Um es zu erfahren, müssen wir warten, bis der Roman fertig ist.

Jan Kurlemann

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