Von Heide Newson
Er hatte einen übervollen Terminkalender, als er am Montagmorgen in Brüssel eintraf. Die Rede ist von Finanzminister Christian Lindner, der am Treffen der Euro-Finanzminister teilnahm. Überraschung und Freude waren groß, als er am Abend ganz spontan in die Bar ins „Sofitel“ kam, um am Herbstfest teilzunehmen, zu dem die FDP-Delegation im Europäischen Parlament Pressevertreter eingeladen hatte. Und man merkte gleich, wie gut er sich mit den liberalen Parlamentarier/innen versteht, darunter der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Nicola Beer.
Das galt auch für die Pressevertreter/innen, die er gut gelaunt mit Handschlag begrüßte. Kompetent und eloquent, wie man Lindner aus Talkshows kennt, sprach er die Themen an, die Brüsseler Pressevertreter derzeit am meisten unter den Nägeln brennen. Dabei ging es um das Anti-Inflationsprogramm der US-Regierung, den sogenannten „Inflation Reduction Act“, der durch Subventionen zu einer Wettbewerbsverzerrung führt, und somit ernste Folgen für die EU-Wirtschaft haben kann. Man müsse das Gespräch mit der US-Regierung suchen, meinte er, darauf bedacht, einen Handelskonflikt zu vermeiden. Die weiteren Themen des Abends: sein Treffen mit dem neuen italienischen Finanzminister Giancarlo Giorgetti, solide Staatsfinanzen, zu denen man zurückkehren müsse, Energiekrise, Bürgergeld, Klimawandel, der Krieg in der Ukraine und die Zusammenarbeit in der „Ampel“, die für den liberalen Parteichef wohl eine herausfordernde „Reise“ darstellt. Trotz der Meinungsverschiedenheiten gab er sich optimistisch und positiv. Er ließ keinen Zweifel an seinen Prioritäten, und dazu gehöre, dass etwas Gutes für das Land bewirkt werden müsse, anstatt Parteipolitik zu betreiben. Mit einem Glas Wein in der Hand beantwortete er mit viel Charme, Geduld und völlig entspannt die zahlreichen Fragen, die auf ihn einprasselten. Und wer gedacht hätte, dass er sich danach so schnell wie möglich von den Pressevertretern/innen loseisen würde, lag falsch. Lindner hatte sich bereits verabschiedet, kam dann plötzlich wieder in die Bar zurück, legte die Politik ad acta, genoss ein weiteres Glas Wein und ließ den geselligen Abend erst spät ausklingen.
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