Von Egon C. Heinrich.
Kann ein Opernhaus mit dem Titel „Brüsseler/Brüsselerin des Jahres“ in der Kategorie „Kultur“ ausgezeichent werden? Offenbar ist dies durchaus möglich, hat doch eine Mehrheit der Teilnehmer bei einer Internet-Abstimmung für die Brüsseler Oper „La Monnaie/De Munt“ gestimmt. Die Oper musste sich dabei gegen die Sängerin Angèle, den Rapper Damso, den Humoristen Guillermo Guiz und gegen die Ausstellung „Islam, c´est aussi notre histoire“ behaupten. Diese Auszeichnung wird seit 20 Jahren von einer Organisation vergeben, die von der TV-Station BX 1, der Zeitung Le Soir, Radio Vivacité und der Zeitung Vlan getragen wird. Neben der Kultur gibt es den Preis noch in den Kategorien Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Sport.
Die Verantwortlichen der Oper sehen in dieser Auszeichnung vor allem eine Anerkennung der herausragenden Rolle, die La Monnaie im Brüsseler Kulturleben spielt. Zu dem hohen Ansehen hat sicherlich auch begetragen, dass die Oper seit September 2017 wieder in ihrem Stammhaus an der Place de la Monnaie spielen kann. Davor mussten die Aufführungen zwei lang „extra muros“, nämlich in einem Zelt auf dem Gelände von Thurn und Taxis stattfinden. Während dieser Zeit wurde vor allem die technische und bauliche Infrastruktur des Hauses renoviert, vergrößert und modernisiert, sodass es La Monnaie in dieser Hinsicht mit den großen Operhäusern aufnehmen kann. So wird es künftig auch möglich sein, die Bestuhlung im Parterre ohne großen Aufwand aus- und wieder einzubauen. Dies eröffnet theatralische Möglichkeiten unter Einbeziehung des Publikums, aber zum Beispiel auch gesellschftliche Veranstaltungen wie einen Opernball.
Bis zum Ende der diesjährigen Spielzeit am 30. Juni werden den Musikfreunden von La Monnaie noch drei Opern angeboten: im April/Mai Richard Wagners „Lohengrin“ und im Juni dann im Doppelpack Bela Bartoks „Der wunderbare Mandarin“ und „Herzog Blaubarts Schloß“. Daneben sind noch Solokonzerte (Recitals) von Nathalie Dessay und Christianne Stotlijn sowie die Choreographie „Achterland“ von Anne Teresa de Keersmaeker im Théatre National eingeplant.
La Monnaie gibt Oper „Frankenstein“ in Auftrag
Vor wenigen Tagen hat der Generaldirektor der Monnaie, Peter de Caluwe, auch schon das Programm für die im September beginnende Spielzeit 2018/2019 vorgestellt. Es wird eine Mischung aus bekannten, klassischen Werken des Opernrepertoires und eher unbekannten Stücken sein. Darunter befindet sich auch eine Auftragskomposition, die von La Monnaie an den amerikanischen Komponisten Mark Grey vergeben wurde. Dieser hat anhand des weltbekannten Romans „Frankenstein“ von Mary Shelley eine Oper gleichen Namens komponiert. Für die Inszenierung hat La Monnaie das katalanische Regieteam „La Fura dels Baus“ engagiert. Dies läßt eine hypermoderne Inszenierung mit vielen „Special effects“ erwarten – eigentlich ganz gut passend zur Figur des Frankenstein.
Eröffnet wird die neue Saison im September jedoch mit Mozarts „Die Zauberflöte“ in der Regie von Romeo Castellucci. Auch dieser Regisseur lässt eine moderne Inszenierung erwarten, wie sie an den meisten deutschen Opernbühnen praktiziert wird. Peter de Caluwe hat die neue Saison unter das Motto „The best of…“ gestellt. Nicht ohne Stolz konnte er verkünden, dass alle wichtigen Rollen der Zauberflöte mit belgischen Sängerinnen und Sängern besetzt werden können. Dies sind Sophie Karthäuser, Jodie Devos, Ilse Eerens und Rainoud van Mechelen. Auch die Rollen der „Drei Knaben“ werden aus dem Kinderchor der Monnaie besetzt. Dazu Peter de Caluwe: „Wenn man gute Sängerinnen und Sänger im eigenen Lande hat, muss man nicht woanders suchen.“
In der kommenden Saison stehen dann noch folgende weitere Opern auf dem Spielplan::
„Das Totenhaus“ von Leos Janacek, „Don Pasquale“ von Gaetano Donizetti, „La Gioconda“ von Amilcare Ponchielli, „Das Märchen vom Zaren Saltan“ von Nikolai Rimski-Korsakow und „The Rake´s Progress“ (Der Wüstling) von Igor Stravinsky. Für die Inszenierung von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ wurden der deutsche Filmregisseur Ralf Pleger und der Berliner Bildhauer und Dekorateur Alexander Polzin engagiert.
Skulptur erinnert an früheren Operndirektor Gerard Mortier
Polzin war mit dem langjährigen Intendanten der Monnaie (1981 bis 1992), Gerard Mortier, gut befreundet. Peter de Caluwe hat daher bei Polzin eine Skulptur zur Erinnerung an an den 2014 verstorbenen Mortier bestellt. Diese wurde im November letzten Jahren im großen Foyer der Monnaie aufgestellt; sie trägt den von Mortier selbst benutzten Spruch „In Audacia Virtu“, was man mit „Kraft der Kühnheit“ übersetzen könnte.
Unter den Künstlern, die in der neuen Saison Gesangsabende an der Monnaie gestalten werden, befinden sich so bekannte Namen wie Anne Sofie von Otter, Magdalena Kozena und Mark Padmore. Anne Teresa de Keersmaeker wird eine Choreogrphie zu den Brandenburgischen Konzerten von J. S. Bach kreieren,
Die Saison 2017/2018 schließt am 30. Juni dieses Jahres mit einer Aufführung der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven mit einer Mammutbesetzung. Unter der Leitung von Alain Altinoglu werden das Orchester der Monnaie und das Nationalorchester Belgiens spielen; es singen der Chor der Monnaie und der Symphonische Chor Octopus. Die Solisten kommen überwiegend aus Deutschland. Dies läßt ein Musikereignis erwarten, das man nicht versäumen sollte.
Foto: Simon van Rompoy
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