Von Sibylle Schavoir.
Der hochtalentierte junge Belgier Julien Libeer aus Courtrai zählt zu den begnadesten Pianisten der jüngeren Generation. Und so wundert es nicht, dass sein Konzert am Montag, 3. Juni 2019 in der Elbphilharmonie Hamburg schon in den ersten Tagen ausverkauft war. Geboren 1987 zeigte er schon als Kleinkind erstaunliches Interesse an der Musik. Dirigent wollte er später einmal werden, das war sein Traum.
Dieser Kindertraum erfüllte sich auf noch schönere Art. Denn nach Schulabschluss studierte er am Conservatoire Royal de Bruxelles bei Professor Daniel Blumenthal, später in Paris bei Jean Fassina und anschliessend in der Chapelle Musicale Reine Elisabeth in Brüssel. Weitere fünf Jahre lernte er bei der bekannten Pianistin Maria Joao Pires, erhielt Anregungen von Alfred Bendel und Gerhard Schulz vom Alban Quartett und perfektionierte sich in der Kammermusik. Es ist eine besondere Auszeichnung für Künstler, in der Elbphilharmonie aufzutreten. Julien Libeer jedoch ist an Auszeichnungen gewohnt. Regelmässig gibt er Konzerte im Palais des Beaux Arts in Brüssel, im Concertgebouw Amsterdam, im Théâtre de la Ville et la Salle Cortot in Paris, der Barbican Hall London. Dazu kommen Tourneen in Spanien, Japan, USA und Mittleren Orient (Abu Dhabi und Beirut).
Vom Speicher zum Musiktempel
Was aber ist nun das Besondere an der Elbphilharmonie? Nach langer Bauzeit und Kosten, die sich über die Baujahre verzehnfacht haben, steht nun Hamburgs neues Wahrzeichen, die Elbphilharmonie hoch über der Elbe im Hafen am Eingang zur Hafencity. Ein „unwahrscheinliches Gebäude“, wie es Jacques Herzog, einer der Architekten, nennt, was umso mehr erstaunt, als sein Büro Herzog & de Meuron schon titanische Projekte wie das Olympiastadion in Peking, die Allianz Arena in München und das Museum Tate Modern in London realisiert hat. Was genau begeistert an dieser Architektur? Das Gebäude ist eines der spektakulärsten Konzerthausneubauten der Welt. Es steht auf einem ehemaligen Speicher, in welchem einst Kakao, Tee und Tabakwaren lagerten.
Doch der Weg vom ehemaligen Speicher bis zur Fertigstellung der Elbphilharmonie war weit. Hier einige Stationen: 1865 entsteht im Hamburger Hafen das „Kaiserhöft“, auf der Kaispitze entsteht 1875 der „Kaiserspeicher“, der während des Zweiten Weltkrieges schwer beschädigt wurde. Ab 1963 bis 1966 dient der wiederaufgebaute und modernisierte Speicher als Lagerhaus für Importwaren. Im Juni 2003 präsentieren die Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron den ersten Entwurf der Elbphilharmonie, eine „gläserne Welle“ auf einem Speicher. Am 2. April 2007 wird der Grundstein gelegt. Es wird ein langer, schwieriger Weg bis zur Schlüsselübergabe an die Stadt Hamburg am 31. Oktober 2016. Und endlich am 11. Januar 2017 wird die Konzerthalle mit einem festlichen Konzert eröffnet. Der Eintrittspreis aber ist nicht für jedermann erschwinglich.
Allgemein kann man die Frage stellen, ob ein Konzertgebäude mit einem Kostenaufwand von knapp 1 Milliarde Euro für eine kleine Elite errichtet werden soll, solange in der gleichen Stadt einige 1000 Obdachlose leben, preiswerter Wohnraum für neu zugezogene Bürger (ca. 20 000 pro Jahr) fehlen, Schulgebäude und Turnhallen manchmal nur notdürftig instand gehalten werden und trotz schlechter Luft nur zögerlich alte Diesel Busse in saubere Elektrobusse umgetauscht werden. Aber sei es drum, die Welt ist von dieser Konzerthalle begeistert. Es ist ein zusätzlicher Magnet für den Touristenstrom, der alljährlich Hamburg besucht (z.B. 1 Mio Besucher zum 830. Hafengeburtstag in diesem Monat Mai) und der Stadt reichlich Einnahmen beschert.
Abschliessend sei noch bemerkt, dass der aus Gent stammende belgische Künstler Peter Buggenhout mit einem riesigen Kunstwerk genannt „Babel Variationen“ an der Ausstellung „Elbphilharmonie revisited“, die zeitgleich zur Eröffnung der Elbphilharmonie stattfand, beteiligt war. Er schuf eine 12 Meter hohe postakopalyptische Skupltur, die als „Grossmetapher auf den Zustand der Welt“ zu begreifen sei. Wie wir sehen ist Belgien in Hamburg grossartig vertreten: Mit dem bald stattfindenden Konzert des belgischen Pianisten und Ausnahmetalent Julien Libeer und der Skulptur des Künstlers aus Gent, Peter Buggenhout.
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