Mit diesem Beitrag von Karen Trevayne setzen wir unsere Reihe der Berichte von belgischen Schülerinnen und Schülern der deutschen Sprache fort, die wir zu ihren Kenntnissen beglückwünschen und die wir ermuntern möchten, in ihren Anstrengungen nicht nachzulassen. Bravo!
Eine der interessantesten Sachen des Lebens in Belgien, dem Land des Surrealismus, sind die unerwarteten eigenartigen Stellen, die man finden kann. Eine dieser interessanten Stellen ist ein kleines Museum, das im letzten Jahren in Brüssel geöffnet wurde, ‚le Clockarium’, das Kaminuhrenmuseum.
Das Museum befindet sich in einem schönen Jugendstilgebäude, von dem Architekt Bossuyt 1935 gebaut, sehr gut geeignet für eine Kaminuhrensammlung, von denen die meisten aus den zwanziger und dreißiger Jahren herkommen.
Die Sammlung ist das Resultat der Leidenschaft eines Mannes, Jacques De Selliers. Jahrelang hat er die Flohmärkte in Frankreich und Belgien besucht, um diese Kaminuhren zu kaufen, und jetzt hat er Tausende Beispiele. Sie kommen meistens aus dem Borinage Gegend von Belgien, (in der Nähe von Mons), Nord Frankreich und aus Tschechien.
Hochachtung vor dem Kitsch
Diese Uhren sind jedoch nicht nur eine Hochachtung vor dem Kitsch, sondern auch eine Erinnerung an die Sozialgeschichte. Früher waren Kaminuhren ein Luxus, aber im zwanzigsten Jahrhundert entdeckten wir die Technologie um keramische Kaminuhren und die Uhrwerke in Serie herzustellen.
Die Sternstunden dieser Uhren waren die Jahre zwischen den zwei Weltkriegen, als jeder Bürger eine Kaminuhr als prominente Zier auf seinem Kaminsims haben wollte. Natürlich wollte niemand den gleichen Kaminschmuck wie die Nachbarn, weshalb einige nach derjenigen des Mittelstands ahmten, die aus Bronze und Marmor oder chinesischen oder holländischen Porzellan hergestellt waren, aber noch anderen nach dem modernen Jugendstil oder Gemälden von der Avantgarde.
Jedoch, in den fünfziger Jahren wurden sie altmodisch. Jedermann hatte ein Armbanduhr und viele keramischen Fabriken gingen bankrott.
Heutzutage sind diese Kaminuhren noch auf dem Flohmarkt ziemlich billig zu kaufen, aber wer weiß, vielleicht werden sie die teuren Antiquitäten der Zukunft werden? Was gestern als Kitsch bezeichnet wurde, wird oft morgen als Kunst gewertet. Jedenfalls ist es ein sehenswerter Sonntagsbesuch für die ganze Familie, und eine gute Gelegenheit, in vergangene Tagen zurück zu kehren.
Fotos: © le Clockarium – Photo J. de Selliers
Clockarium, Museum der keramischen Uhren in Brüssel
163 A. Reyerslaan – 1030 Brüssel / Schaarbeek – Belgien-
Tel + Fax : +32 (0)2 732.08.28
Jeden Sonntag geöffnet (ausgenommen Feiertage).
Führungen auf Französisch um 15.05 Uhr.
Reservierung wünschenswert.
Besuche geschlossener Gesellschaften auf Englisch oder Französisch nach Absprache.
Das Museum kann für Empfänge und Seminare gemietet werden.
Von Karen Trevayne
Beiträge und Meinungen