Von Friederike Gaensslen-Hahn.
Das sich die Belgier selbst auf den Arm nehmen können, wissen wir. Medienkampagnen, die es in Übersee bis in die Zeitungen schaffen, können als gelungen bezeichnet werden. Wenn es dann eine belgische ist, trägt der typisch belgische Humor natürlich zum Erfolg bei.
Die Stimme ist sonor, ein offensichtlich britischer Herr gleitet in einem Nachen aus dem Schatten einer Backsteinbrücke in Brügge und preist die Großartigkeit des belgischen Mittelalters. Dezentes Streichercrescendo begleitet sein Abschreiten eines Schiffshebewerks – alles clean, alles klar, sind wir nicht in einer Städtewerbung?
Nächster Take Autobahnbrücke: “There is one thing missing on the list of Belgiums World heritage – the belgian traffice jam”. Eine Initiative für die Aufnahme der Belgischen Verkehrsstaus in die Liste des Weltkulturerbes? Der Halbminüter gehört zu einer Spaß-Kampagne der Belgischen Bahn – die Webseite dazu zählt inzwischen über 4000 Unterstützer.
Auch das Wall Street Journal ist darauf aufmerksam geworden und widmet dem Versuch der SNCB, die belgischen Pendler von der Straße auf die Schiene zu bringen, einen ausführlich recherchierten Bericht. In Kurzstatements kommen Verkehrsminister Pascal Smet, die Liberale Els Ampe, Bruno De Lille, der ehemalige Transportminister der Region Brüssel, der Sprecher des Fahrradverbandes Roel De Cleen, Danny Smagghe vom Touring Club und mehr. Der vertraute Bilderbogen verpeilter Planung, sich wiedersprechender Konzepte, von Schlendrian und verpasster Gelegenheiten entfaltet sich. Schleppende Modernisierung von Tram und Bahngleisen contra vorgeworfene Autofreundlichkeit, Autofeindlichkeit contra Überbewertung der Fahrradtauglichkeit Brüssels.
In Brüssel hat sich die Situation seit der Schließung des Stephanie-Tunnels für ein Jahr und der nächtlichen Schließung des Leopold-Tunnels sogar noch verschärft. Autocalypse now.
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