Gesellschaft

Tanzende Integration: ein besonderer Konzertabend in Anderlecht

Von Jens Müller.

Am Ende des Abends war die Band mit ihren Instrumenten kaum mehr zu erkennen unter all den Tanzenden. Fast das gesamte Publikum war der Einladung auf die Bühne gefolgt und tanzte rund um die Musiker euphorisch zu den Reggae-Klängen von Brima Dondon & The Melting Band. Die waren nicht nur anlässlich der „Fête de la Musique“ gekommen, sondern zugleich auch, um den Weltflüchtlingstag zu feiern.

Das Motto des Abends wurde spätestens da für jeden greifbar. Denn unter dem Titel „Diversität feiern“ hatte der kleine Flüchtlingsverein „Refugees Are Not Alone“ (RANA) zu einem Abend mit Musik, Essen und Tombola eingeladen. Unterstützt wurde er dabei von der Gemeinde Anderlecht, die auch den frisch renovierten Saal des Kulturzentrums „Zinnema“ zur Verfügung stellte.

Auf dem Programm standen traditionelle arabische Musik, Tanz und Klänge aus dem Kongo und dem Senegal sowie besagtes Reggae-Konzert. Außerdem berichteten Freiwillige und Flüchtlinge über ihre eigene Geschichte, ihr Engagement bei RANA und ihr Entsetzen über die in ihren Augen unmenschliche Politik der belgischen Regierung. Die Veranstaltung war daher auch als bewusster Kontrapunkt zu Äußerungen und Entscheidungen der aktuellen Minister zu sehen.

RANA entstand vor zwei Jahren aus einer spontanen Hilfsinitiative von Angestellten des Europäischen Parlaments, ist mittlerweile aber ein breites Vorhaben geworden. Alteingesessene Belgier, „Internationale“ aus vielen Ländern und nicht zuletzt die Flüchtlinge selbst haben sich zusammengeschlossen, um den Start in ein neues Leben in Belgien zu erleichtern.

Im Mittelpunkt steht dabei ein Patenprogramm, bei dem jeder Neuankömmling einen persönlichen Ansprechpartner hat und Hilfestellung bei Verwaltungsdingen, Wohnungssuche, Schulanmeldung oder ähnlichem erhält. Dutzende neue Freundschaften sind dabei bisher über alle Sprach- und Kulturgrenzen hinweg entstanden.

Ein anderes, menschliches Bild von Flüchtlingen

Zudem organisiert der Verein gemeinsame Ausflüge, zum Beispiel zum belgischen Nationalfeiertag, zur Brüsseler „Gay Pride“, gemeinsamem Fußballgucken oder auch zum Fastenbrechen im Ramadan. Und nicht zuletzt stehen regelmäßig auch eigene Veranstaltungen wie die in Anderlecht auf dem Programm. Nach Ixelles und Molenbeek ist Anderlecht schon der dritte Gastgeber unter den Brüsseler Gemeinden.

„Im Dezember geht es wieder nach Ixelles“, kündigt Jens Müller, Mitbegründer und Vorsitzender von RANA, an. „Für uns sind diese Abende immer eine tolle Gelegenheit, ein anderes, menschliches Bild von Flüchtlingen zu zeigen. Wir wollen gemeinsam anpacken, um das Zusammenleben positiv zu gestalten. Und dabei werden ganz neue Energien freigesetzt. Der schönste Erfolg ist für uns, wenn jemand, der zunächst selbst Hilfe benötigt, sich ein neues Leben aufgebaut hat und jetzt selbst anderen hilft. Und das muss man dann auch mal feiern – gerne tanzend mit allen auf der Bühne.“

Mehr zu RANA auf www.rana-be.org

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