Unsere Gartenfrau Heidrun Sattler hat bis heute gebangt, ob alle ihre Gartenschätze den späten Frost der vergangenen Wochen überlebt haben. Jetzt berichtet Sie über Verluste und erstaunliches Überleben, aber auch über ihre Pläne für das angebrochene Frühjahr.
Mal wieder erscheint der monatliche Gartenartikel zu spät. Doch dieses Mal habe ich eine gute Entschuldigung. Erst jetzt ist die Eisdecke meiner Teiche geschmolzen und weist die Gartenerde keine Frosthärte mehr auf. So dauerte es bis heute, den Garten erforschen zu können, um die entstandenen Schäden zu erfassen.
Das Fazit meiner Erkundung: Der Garten in seiner ganzen Erscheinung ist gegenüber anderen Jahren einen ganzen Monat zurück, eher februarlich! Immer noch sind die Spätwinter-Blüher in voller Pracht, Hamamelis und Schneeglöckchen holen die Befruchtungsphase nach, genau wie die Christrosen, die sich glücklicherweise wieder aufgerichtet haben aus ihrer gebeugten Frosthaltung. Fünf oder sechsmal, sagten mir die Fachleute, können sie dieses Stehaufmännchen-Spiel vollbringen. Ein leichtsinniges Experiment ist allerdings missglückt, mein Schmetterlingsingwer (Hedychium gardnerianum) mit seinen harten Rhizomen, die ich im Herbst nicht ins Gewächshaus gerettet habe, ist wohl verloren. Insgesamt aber ist festzustellen: Es ist nicht so schlimm gekommen wie befürchtet!
Der Geruch von Neubeginn
Noch nichts zu sehen von den gelben Forsythienblüten und den weißen der Sternmagnolien. Die im Herbst in den Boden versenkten Krokusse kommen jetzt erst zur Blüte. Die älteren, die sich schon Anfang Februar hervorgewagt hatten, hatten nur ein kurzes Dasein.
Und doch, der große Aufbruch steht kurz bevor, alles steht in den Startlöchern. Kirschen, Zwetschen und alle ihre Geschwister, die auf den Namen Prunus hören, zeigen schon schwellende Knospen. Die Erde riecht frisch, wenn ich sie vorsichtig von alten Staudenteilen befreie und im Sonnenschein tanzen die Mücken.
Und ehe ich mich versehe, habe ich auch schon einen Laubrechen in der Hand und sehe nach, ob die Blausternchen unter den rottenden Magnolienblättern schon zu sehen sind.
Rückschnitt angesagt
Zu meiner großen Freude haben die Triebe der Rosen den Frost unbeschadet überlebt. Seit Jahren fällt mir auf, dass alte Regeln nicht mehr angewandt werden können. Früher galt: Wenn die Rosen beginnen auszutreiben, ist Rückschnitt angesagt. Doch was tun, wenn die Rosen überhaupt nicht aufhören zu wachsen? Bis heute, selbst nach dem Frost, haben meine Stöcke noch grüne Blätter des Vorjahres und die Triebe sind schon fünf Zentimeter lang. Dennoch wird es Zeit, überflüssige und sehr alte Zweige zu entfernen und andere einzukürzen. Einmal blühende Kletterrosen jedoch immer erst nach der Blüte zu schneiden, da sie auf dem vorjährigen Holz blühen.
Von den sogenannten Bauernhortensien, also den macrophylla-Sorten, lässt der kluge Gärtner jetzt die Schere, da sich aus den sichtbaren Knospen die Blüten des Sommers entwickeln.
Hydrangea arborescens-Varietäten – zu denen auch die beliebte „Annabelle“ gehört – und paniculata-Sorten, auch Schafsköpfe genannt, können bis beinahe zum Boden gestutzt werden, allerdings nur, wenn man sehr große Blüten wünscht. Ich persönlich finde kleinere Blütenstände nicht nur schöner für die Vase, auch biegen sie sich nicht so sehr bei Regenfällen.
Eine gründliche Schur kann jetzt der Winter- oder Nachtblühende Jasmin vertragen. Am besten sofort, dann können sich bis zum nächsten Dezember viele Blütenzweige entwickeln.
Rasenpflege
Ein Gutes hat der Frost mitgebracht: Der Rasen ist noch in Ruhestellung und kann beim jetzt einsetzenden Wachstum in aller Ruhe die Kalkgaben verwerten, für die jetzt höchste Zeit ist. Die modernen Kalkgranulate können jederzeit ausgestreut werden, wenn auch ein bevorstehender Regen vorteilhaft ist. Nach weiteren drei bis vier Wochen kann dann die erste Düngergabe erfolgen. Über das Vertikutieren bin ich, mit Ausnahme auf sehr nährstoffreichen verdichteten Böden, nicht gut zu sprechen. Der magere Sandboden der Kempen hält die Graswurzeln nicht wirklich fest und so landet die Hälfte des Rasens im Abfall. Und das Moos gedeiht auf den kahlen Flächen umso besser. Bewährt hat sich bei mir ein organischer Dünger mit indirekter Wirkung gegen Moos, mit gewissen Bodenbakterien, die das Moos „verdauen“.
Einjähriges Blühen
Wer Gelegenheit und Lust dazu hat, kann jetzt Einjährige wie Cosmea, Zinnien, Tagetes oder Spinnenblumen (Cleome) auf der Fensterbank oder im Gewächshaus aussäen. Viele haben auch kein Problem mit Direktaussaat, also einfach aufs gesäuberte Beet streuen. Kalifornischer Mohn (Eschscholzia), Calendula und Kapuzinerkresse lieben es. Oft keimen auch Samen aus dem Vorjahr als kleine Frühjahrsüberraschung. Da sich auch viele Stauden aussäen, seien Sie nicht zu gründlich beim Jäten und sichern sie sich so Farbenpracht im Sommer!
Wenn ich richtig darüber nachdenke …..
…. dann sollte ich eigentlich sofort mit der Gartenarbeit anfangen. So vieles wartet auf meine rührigen Hände, die Liste ist lang. Aber immer mit der Ruhe, die Arbeit läuft nicht weg und weniges ist auf einen genauen Zeitpunkt angewiesen. Allerdings Ihre Schneeglöckchen, für die ist jetzt und nur jetzt der richtige Moment, sie zu teilen. Da die Zwiebelchen und Wurzeln sehr empfindlich sind, müssen die Teile gut feucht gehalten und sofort wieder eingepflanzt werden. Danach können sie sich wieder Ihren Gartenträumen widmen und vielleicht den ersten ausgiebigen Gärtnereibesuch planen.
Gutes Gelingen wünscht
Ihre Heidrun Sattler
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