Garten und Tiere

Die grüne Hölle: Arbeit überall

Capture d’écran 2014-05-10 à 19.51.59Im Juni gilt es, den Garten zu bändigen. Sonnenschein und Regengüsse führen zu entfesseltem Wachstum; greifen Sie mutig zur Rosen- und Baumschere. Und scheuen Sie sich auch nicht, einmal eine hübsche kleine Skulptur für Ihren Garten zu erwerben – der Gartenzwerg hat geschmackvolle Nachfolger bekommen. Noch immer nicht genug Inspirationen? Dann tun Sie es unserer Gartenexpertin gleich und besuchen Sie die Weltgartenschau „Floriade 2012“ im nahen Venlo.

Die grüne Hölle, ein Dschungel überbordender Wuchskraft, so oder ähnlich könnte man den Zustand meines Gartens Anfang Juni beschreiben. Die Rhododendren bilden neue Zweige in beinahe optisch wahrnehmbarer Geschwindigkeit aus. Die Glyzine (Wisteria oder, wie es hier heißt, Blauer Regen), die noch vorgestern ihre duftenden Rispen von der Pergola baumeln ließ, versteigt sich zu meterlangen Lianen, die ohne Zögern auf das Dach eilen. Von beiden Seiten meines schmalen, romantischen Weges versuchen sich Schneeball und Kamelien innig zu vereinen. Überall müsste man Einhalt gebieten und dazu noch die übrigen Einjährigen und die Neuerwerbungen in die Lücken pflanzen, die Tulpen und andere Frühlingszwiebeln hinterlassen haben.

Hilfe, Regen!

Und dann beginnt es zu regnen! Völlig normal, nach den heißen Pfingsttagen! Doch der Niederschlag lässt nicht nur den Gärtner niedergeschlagen zurück, auch die Büsche und Stauden, die Rosen und Kletterpflanzen sind davon am Boden. In einer Pause eile ich durch meine Gefilde, schüttele hier und da das Wasser aus dem Laubwerk, versuche mit Stöckchen und Schnur aufzubinden, werde nass, schaudere und bin schlecht gelaunt. Das alles hilft nichts, Juni ist nun einmal der Monat des Wildwuchses. Und dem müssen der Gärtner und die Gärtnerin auch mal mit der Schere zu Leibe rücken.

Dabei stellt sich die Frage nach dem Rückschnitt der Frühsommerblüher wie Bauernjasmin (Philadelphus), Schneeballsorten, Weigelien und Deutzien. Um einen zuverlässigen Blütenflor im nächsten Jahr zu gewährleisten, müsste man sie ganz kurz nach der Blüte stutzen, alle neuen Triebe einkürzen und zur Verjüngung jährlich ein Drittel der alten Äste bis zum Boden absägen. Doch wer ist so konsequent! Dennoch, das ist und bleibt die gute Methode. Versuchen Sie es einmal, ihre Sträucher werden es Ihnen danken.

Immer wieder der Rasen

Aber vielleicht haben Sie, im Gegensatz zu mir, einen pflegeleichten Garten, in dem sich die Bepflanzung recht diszipliniert verhält und der Rasen die einzige Sorge ist. Dann haben Sie wahrscheinlich im März vertikutiert und die Lücken neu eingesät. Bei entsprechender Bewässerung haben Sie jetzt eine schöne, grüne Matte, die zu mähen wahrhaft englisches Vergnügen bereitet. Doch auch Sie können sich nicht auf Ihren Lorbeeren ausruhen, Ende Juni ist die Frühjahrsdüngung aufgezehrt und eine neue Gabe fällig. Danach schön gießen oder regnen lassen, siehe oben!

Pracht im Topf

Beim Gang durch die Gartenzentren sind noch immer viele Rabattenpflanzen erhältlich – eine bunte Pracht, verlockend und nicht teuer. Während sie fürs Staudenbeet zu „laut“ und auch zu empfindlich sind, eignen sie sich wunderbar für Balkonkästen und dekorative Töpfe auf der Terrasse. Dort können die kurzlebigen Schätze, nach Farben komponiert, lange Zeit Freude bereiten. Ein Dachvorsprung schützt sie vor dem Verregnen. Die Kombination beispielsweise von Heliotrop (Vanillepflanze) in kräftigem Blau mit zartrosa oder grüngelben Tabakpflanzen erfüllen einen warmen Sommerabend mit unvergleichlichem Dufterlebnis.

Kunst im Grünen

Das ist das Größte – Kunstwerke im Garten, gut sichtbar oder versteckt, dominant klar von der Form oder mit der Tendenz, sich natürlich in ihre Umgebung einzufügen. Kunst macht den Garten erst zum ganzheitlichen Erlebnis. Dabei müssen nicht Hunderte von Euros den Besitzer wechseln, manchmal sind es auch kleine Betonhäschen oder Keramikobjekte, die rufen: „Nimm mich mit!“. Allerdings sehen sie am Anfang so unpassend neu aus. Gerade bei den genannten Materialien hilft Buttermilch. Einfach großzügig mit dem Pinsel auftragen und abwarten! Nach einer Saison hat sich darauf ein Flechten-, im Idealfall sogar ein Moosmäntelchen angesiedelt und verleiht dem Objekt das Aussehen einer echten Antiquität.

Lohnender Ausflug

Capture d’écran 2014-05-10 à 19.52.09Noch Tipps gefällig – und das in unübersehbarer Zahl? Dann tun Sie es mir gleich und fahren zur „Floriade“ in Venlo. Diese Weltgartenschau, die alle zehn Jahre in den Niederlanden stattfindet, ist noch bis zum 7. Oktober zu besuchen. Sicherlich werden Sie genauso begeistert sein wie ich. So unterhaltsam, entspannend, lehrreich und heiter hatte ich mir dieses Geschehen nicht vorgestellt.

Auf 66 Hektar, aufgeteilt in fünf durch Waldwege miteinander verbundenen Themenbereichen, begegnen sich Gärtner und Züchter, Vogelschützer, Künstler und die Industrie. Hoffnungsvoll und ohne erhobenen Zeigefinger werden Umweltschutz und die Bedürfnisse des modernen Menschen als vereinbar skizziert. Witzig die Gartenküche, in der Kräuter gleich aus den Schubladen quellen (Foto). Auch Theater und Musik werden täglich im Park geboten. Dazu braucht man gar keine Karten für die Vorstellungen in der Arena zu kaufen. Ich hatte mich gerade mit einem Glas Rosé auf einer schattigen Terrasse niedergelassen, als plötzlich ein südafrikanischer Chor mit Trommelbegleitung vorbeizog: Der wunderbarer Ausklang eines langen Tages, überbordend von Eindrücken.

Text und Fotos: Heidrun Sattler

Heidrun Sattler ist begeisterte Gärtnerin und im Vorstand der Koninklijke Tuin- en Landbouwmaatschappij (tuinpunt), wo sie unter anderem die Verbindung zur Muttergesellschaft Groei&Bloei in den Niederlanden koordiniert.

Fotos von und aus dem Garten der Autorin

 

Erstveröffentlichung am 01. Juni 2012

 

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