Auch im Winter schenkt der Garten seiner Besitzerin, seinem Besitzer Freude. Da sind – sofern man nicht mitten in der Stadt wohnt – die Vögel, die sich um das Futter balgen. Rechtzeitig anfüttern ist die Devise. Da ist die Weihnachtsdekoration, die warmes Licht ins Dunkel bringt. Aber ein milder Dezembertag ist auch ideal zum Pflanzen von Sträuchern.
Nasskaltes Wetter, Schneeregen, hängende Koniferenzweige, tropfende Dachrinnen – Gartenfreunde neigen an solchen Tagen zur Melancholie. Wissen sie doch, dass im Garten niemals alles winterfest ist. Wie wird sich der Dezember gebärden? Kalt, womöglich mit starken Kahlfrösten? Oder so mild, dass man an Weihnachten die Getränke dringend im Kühlschrank kühlen muss? Wie es auch kommt, wir müssen uns damit abfinden und das Beste daraus machen.
Vogelleben
Gestern noch Herbst, mit herumwirbelnden Blättern und mäßigen Temperaturen. Dann, eines Morgens, der erste Schnee, der uns ermahnt, doch endlich etwas für die Vögel zu tun.
Schon Anfang Oktober sondierten sie die Lage, saßen auf meiner Pergola und spähten in die Richtung der vorjährigen Futterplätze. Menschen jedoch richten sich nach Philosophien. Eine davon lautet: Beginnen Sie nicht zu früh mit dem Füttern, die Vögel finden bei frostfreiem Wetter immer noch etwas.
Meine Meisen, Buchfinken und Amseln jedoch nahmen diese Bedenken übel. Zwei Tage lang haben sie Anfang Dezember das großzügig gestreute Futter nicht angerührt, waren noch nicht einmal zu sehen. Dann jedoch gaben sie ihre Strafaktion auf und stürzten sich auf Sonnenblumenkerne und Co. Aufatmen bei der Gärtnerin, obwohl sie weiß, im Laufe des Winters werden ihr die gefiederten Gesellen beinahe die Haare vom Kopf picken. Von Stadtbewohnern mit Gärten jedoch ist oft zu hören: „Bei mir gibt es keine Vögel mehr!“ Vielleicht hilft hier frühes Anfüttern, solange das Vogelleben noch im Sommermodus abläuft. Oder haben Umweltverschmutzung und Blechlawinen den Vögeln die Lust verdorben?
Weihnachtliches
Eine sehr befriedigende Tätigkeit im winterlichen Garten ist die Weihnachtsdekoration. Beim Aufhängen der Lichterketten bekommt man zwar kalte Hände, wird aber durch fröhliches Leuchten belohnt. Ein Zeitschalter sorgt bei uns sogar am Morgen für zwei Stunden aufmunternde Erleuchtung. Da wegen Bequemlichkeit die Zeiten, in denen wir draußen einen Weihnachtsbaum schmückten, vorbei sind, stecke ich in Blumenkästen auf der Fensterbank Tannengrün. Dazu einige künstliche Weihnachtssterne und dazwischen unsere alte Weihnachtsbaumbeleuchtung, einfach spektakulär!
Früher habe ich immer zu Beginn der kalten Jahreszeit meinen Glastisch auf der Terrasse weggeräumt. Seit einigen Jahren jedoch bleibt er unter dem Dachvorsprung stehen. Weihnachtlich verziert ist er auch von drinnen hübsch anzusehen. Das bestätigen auch die Meisen, die vor allem das Engelchen als Ausgangsbasis für ihre Futterstellen auf dem Tisch nutzen.
Trotz allem: pflanzen
Wer weiß, vielleicht gibt es auch in diesem Monat noch milde Tage für den grünen Daumen. Diese Glücksmomente eignen sich vorzüglich, laubabwerfende Sträucher zu pflanzen oder zu verpflanzen. Auch Obstbäume und wurzelnackte Rosen bevorzugen diesen Pflanztermin. Also, Wolliges unter die Arbeitshandschuhe gezogen, dicke Socken in die Gummistiefel und los geht es.
Ein Vorteil dieser Jahreszeit: Die Neulinge brauchen keine oder kaum Wassergaben. Meist ist der Boden feucht genug. Hoffentlich haben Sie die Stellen, an denen Sie Blumenzwiebeln gelegt haben, gut markiert. Dann bleibt Ihnen beim Graben die böse Überraschung halbierter Frühjahrsblüher erspart. Darum immer schön Schildchen stecken!
Lob der Faulheit
Wer im Dezember den Garten ungepflegt findet – all die Blätter auf den Beeten, all die vertrockneten Staudenstängel – hat Neigung, das tote Material zu beseitigen. Und sei es nur, um negative Kommentare kritischer Nachbarn zu vermeiden, wie: Das sieht aber unordentlich aus.
Doch bleiben Sie standhaft. Wenn ein nächtlicher Nebel gegen Morgen als glitzernder Raureif in Baum und Strauch hängt, bleiben dieselben Nachbarn bewundernd stehen und man kann sich selbst beglückwünschen zu so viel Geduld und Nachsicht. Außerdem bestätigen sämtliche Experten, dass die Blätter auf dem Staudenbeet alles schön warmhalten.
Liebe Leser, beherzigen Sie meinen Ratschlag, räumen Sie nicht zu viel auf im Garten, und fegen Sie nicht alles weg. Pflanzen und kleine Tiere werden es Ihnen danken. Und Sie selbst, setzen Sie sich gemütlich mit einem Tee hinter die Scheibe und beobachten die Vögel, die dank des sicheren Nachschubs aus Ihren Vorräten eine gute Chance haben, gesund durch den Winter zu kommen.
Text und Fotos: Heidrun Sattler
Heidrun Sattler ist begeisterte Gärtnerin und im Vorstand der Koninklijke Tuin- en Landbouwmaatschappij (tuinpunt), wo sie unter anderem die Verbindung zur Muttergesellschaft Groei&Bloei in den Niederlanden koordiniert.
Fotos von und aus dem Garten der Autorin
Erstveröffentlichung am 01. Dezember 2012
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