Die Vögel zwitschern wieder, im Garten beginnt es zu sprießen, der Frühling naht. Aber er ist auch mit viel Arbeit für Gartenbesitzer verbunden. Maulwurfshügel gilt es einzuebnen, Rosen und Sträucher müssen gestutzt werden, die Beete brauchen eine Kompostschicht und es ist höchste Zeit für den Ausflug ins Gartencenter. Unsere Gartenexpertin begleitet Sie durch den Monat März, in dem im wahrsten Sinne des Wortes der Keim für den Sommergarten gelegt wird.
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr habe ich Sie in dieser Rubrik zum ersten Mal mitgenommen in die Erfolge und Misserfolge, also das Leben in meinem Garten. Auch damals war der Frost gerade gewichen und im Garten lag alles noch so, wie der Winter es hinterlassen hatte. Und wie damals war es der erste etwas freundliche Tag, der mich nach draußen gelockt hatte.
Wer gräbt denn da?
Einen gravierenden Unterschied jedoch gibt es zum Jahr 2012: Vor zwölf Monaten hatte mich der Maulwurf weitgehend verschont. In diesem Jahr hat er leider einen ungeheuren Energieschub. Vor allem im Rasenstreifen an der Straße hat er seine Hügel im Abstand von wenigen Zentimetern angelegt. In Ermanglung einer besseren Lösung – selbst wenn ich ihn jetzt fangen würde, blieben die Hügel – werde ich die Erde einfach über den Rasen verstreuen. Im Laufe des Frühjahrs kann ich dann die entstandenen Kuhlen auffüllen, auf dass sich keiner den Knöchel breche. Keine leichte Arbeit, denn dafür muss man die Rasensode ausstechen, Erde einfüllen und wieder andrücken, in kauernder Haltung.
Blühende Wintergrüße
Noch erfreuen die typischen Winterblüher das Auge: Schneeglöckchen, Christrosen, späte Hamamelis. Doch wer genau hinsieht, entdeckt kleine Staudenprimel, größere Schlüsselblumen (Primula eliator) oder auch Bergenien mit ihren rosa oder weißen Blüten. Zwergiris und Krokus haben ihren Auftritt und gewiss dauert es nicht mehr lange, bis die Forsythien Farbe zeigen und am Boden die Buschwindröschen (Anemone nemerosa) und das gelbe Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) erscheinen. Und im Uferbereich des Teiches setzen die Sumpfdotterblumen ihre gelben Blüten an.
Wie schön ist es, bei einem wärmenden Sonnenstrahl das Erwachen der Natur zu erleben. Schon zwitschern die Vögel wieder, auch wenn sie außer dem Angebot am Futterhäuschen noch nicht viel Nahrhaftes finden. Doch angesichts der unzählbaren anstehenden Arbeiten, kann es die Gärtnerin doch heftig schaudern.
Es wird mir bewusst, dass jetzt der Rasen abgekehrt werden und mit etwas Kalk versorgt werden muss. Dass es der gute Augenblick ist, Kompost auf die von abgestorbenen Pflanzenteilen und alten Blättern befreiten Beete zu verteilen. Die Rosen sollen in Form geschnitten werden, und am neuen Holz blühende Sträucher wie Hibiskus, Buddleja und Spiersträucher können oder müssen gestutzt werden. Auch sollte ich die verrottenden Blätter aus dem gerade erst aufgetauten Teich fischen. Alles muss aufgeräumt werden, die Terrasse sieht so schrecklich aus, und bald ist Ostern!
Tüchtiger Helfer
Ich habe die Flucht nach vorne angetreten und einen Gärtner bestellt. Allerdings weiß ich, dass dieser tüchtige Helfer grauenvoll große Schuhe trägt und selten den Blick auf den Boden richtet. Bevor er also mit seinen Geräten und seiner überschäumenden Arbeitswut Einzug in mein empfindliches Biotop hält, sind vorsorgliche Maßnahmen nötig: provisorische Trittsteine legen oder Holzplatten, wenn es doch einmal nötig werden sollte, dass er die Beete betritt, Hühnerdrahtkäfige für die Triebe meiner schönsten Funkien (Hosta) vor dem Umgraben des freigeräumten Gemüsebeets. Helfer-Originalton: „Was haben die Hosta hier auch zu suchen?“
Meine Gebrauchsanweisungen haben leider dieselbe Wirkung wie Schall und Rauch. Ist mein Niederländisch plötzlich so dürftig? Außerdem macht er mir immer ein schlechtes Gewissen, denn, so betont er, bei ihm sei alles viel ordentlicher. Doch wenn er im Sommer das Ergebnis sieht, ist er hoch zufrieden, natürlich mit seinen eigenen Leistungen!
Samen, Keimling, Pflänzchen
In meinem Gewächshaus auf dem Pflanztisch mit Bodenwärme keimt es schon erfreulich, Tagetes, Glockenreben, Schwarzäugige Susanna und auch einige andere, ungebräuchliche Einjährige. Später kommen einige besondere Tomatensorten dazu, eventuell auch noch ein paar besonders schöne Zinnien. Früher hatte ich den Ehrgeiz, möglichst alles selbst zu ziehen, doch das Aussäen von mehr als 20 Sorten führt zum Vereinzeln von Hunderten Sämlingen, Dauergießen und häufigen Misserfolgen. Inzwischen habe ich preiswerte Gärtnereien entdeckt, die Ende April beinahe alles anbieten, was ich mir für meine Pflanzgefäße oder zum Auffüllen der Staudenbeete vorstelle. Auch auf den Gartentagen im Lande finden sich attraktive Angebote für Terrasse und Balkon.
Jetzt schon an den Herbst denken?
Noch schlummert alles im Boden, Frühling und Sommer sind – zwar noch im Verborgenen – programmiert. Wenn alles gut geht, erleben wir bald die ganze Entfaltung der Pflanzenschönheiten. Doch werden sich im Laufe der kommenden Monate gewiss auch Lücken in Ihrer/meiner Anlage zeigen. Dann ist es sicher klug, sich einige Gedanken zu machen, was im Spätsommer und Herbst im Garten blühen soll, z. B. schöne Fetthennen wie Sedum „Matrona“ oder die grazilen Herbstanemonen.
Ab März oder April wird in den Gärtnereien und Gartenzentren wieder eine Vielzahl an Stauden angeboten, die allerdings ohne Blüten etwas unscheinbar aussehen. Deshalb ist Kenntnis eine gute Sache. Blättern Sie in Katalogen, Gartenzeitschriften oder prüfen Sie im Internet die Angebote der Fachleute und schreiben Sie sich das Gewünschte auf. Gezielter Einkauf spart viel Geld. Natürlich kauft jeder einmal üppig blühende Pflanzen, nach den Eisheiligen ist das kein Problem. Und doch, das Heranwachsen frühzeitig gepflanzter Gartenschätze, das Sprießen der Blütenstängel und die freudige Erwartung, dass sich die Pflanze in ganzer Schönheit zeigt, ist immer wieder etwas ganz Besonderes!
Text und Fotos: Heidrun Sattler
Heidrun Sattler ist begeisterte Gärtnerin und im Vorstand der Koninklijke Tuin- en Landbouwmaatschappij (tuinpunt), wo sie unter anderem die Verbindung zur Muttergesellschaft Groei&Bloei in den Niederlanden koordiniert.
Fotos von und aus dem Garten der Autorin
Erstveröffentlichung am 01. März 2013
Beiträge und Meinungen