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Ô Belgique, ô mère chérie – Zur Entstehung der belgischen Nationalhymne

071102_b1_01Nach den Revolutionskämpfen im September 1830 betraten einige junge Patrioten eines Abends eine Brüsseler Gaststätte. Einer von ihnen, ein gewisser Jenneval, begann die selbst verfassten Verse eines Textes vorzutragen, die den revolutionären Absichten jener Zeit Ausdruck verliehen.

So erzählt man sich die Entstehung der belgischen Nationalhymne im Jahr 1830. Zwar ist diese Anekdote historisch nicht belegt, fest steht jedoch, dass die erste Brabançonne Ende 1830 vom französischen Dichter Louis-Alexandre Dechet, besser bekannt als Jenneval, verfasst wurde. Dieser war Schauspieler am Théatre de la Monnaie, wo am 25. August 1830 die Revolution ausbrach, die zur Unabhängigkeit Belgiens führte. Im Laufe der Geschehnisse passte er seinen Text an und so entstanden drei Versionen der belgischen Nationalhymne.

Jenneval diente in der Revolutionsarmee und wurde am 18. Oktober 1830 bei Gefechten getötet.

Französischer Originaltext mehrfach überarbeitet

Der aktuelle Text stammt von Premierminister Charles Rogier, der ihn im Jahr 1860 anpasste. Er schwächte damit Jennevals bissige Spitzen gegen Wilhelm von Nassau, dem Prinz von Oranien, ab. Die Musik der Brabançonne wurde während der Wirren der Septembertage von 1830 von François Van Campenhout komponiert, ebenfalls Mitglied des Théatre de la Monnaie. Er gab der Hymne den Namen „Brabançonne“, der sich auf das ehemalige Herzogtum Brabant bezieht.

Tatsächlich aber besteht keine offizielle Version der Brabançonne. Unterschiedliche Kommissionen wurden mit dem Bearbeiten des Textes und der Melodie sowie mit dem Erstellen einer offiziellen Version betraut. Aus einem ministeriellen Runderlass des Innenministeriums vom 8. August 1921 geht hervor, dass ausschließlich die vierte Strophe des Textes von Charles Rogier, sowohl im Niederländischen als auch im Französischen, als offiziell anzusehen ist. Dies ist jedoch keine bindende Richtlinie. Eine 1951 eingesetzte Kommission bekräftigte diese Empfehlung im Jahre 1959.

In deutscher Sprache gibt es lediglich eine inoffizielle Fassung der belgischen Nationalhymne. Seit dem hundertjährigen Jubiläum der Unabhängigkeit im Jahr 1930 existiert außerdem ein Denkmal für die Brabançonne auf dem Brüsseler Place de Chokier. Auf diesem wurden die Anfangszeilen der Hymne auf Niederländisch und Französisch eingraviert. Hier die in den verschiedenen Landesteilen verwendeten Fassungen der Brabançonne:

Französischsprachige Fassung:

Ô Belgique, ô mère chérie,

A toi nos coeurs, à toi nos bras,

A toi notre sang, ô Patrie !

Nous le jurons tous, tu vivras !

Tu vivras toujours grande et belle

Et ton invincible unité

Aura pour devise immortelle :

« Le Roi, la Loi, la Liberté ! »

Niederländischsprachige Fassung:

O dierbaar België, O heilig land der vaad’ren!

Onze ziel en ons hart zijn u gewijd!

Aanvaard ons kracht en het bloed van onze aad’ren,

Wees ons doel in arbeid en in strijd!

Bloei, o land, in eendracht niet te breken;

Wees immer U zelf en ongeknecht,

Het woord getrouw, dat Ge onbevreesd moogt spreken:

„Voor Vorst, voor Vrijheid en voor Recht!“

Deutschsprachige Fassung:

O Belgien, o teure Mutter, dir gehören

Unsere Herzen, unsere Arme!

Dir gehört unser Blut, Vaterland!

Alle schwören wir Dir: Du wirst leben!

Groß und schön wirst Du immer leben

Und der Wahlspruch Deiner unverbrüchlichen Einheit wird heißen:

Für König, Recht und Freiheit!

(Mit freundlicher Genehmigung aus dem Newsletter der belgischen Botschaft in Berlin „Nachbar Belgien“, Ausgabe 5/2007.)

 

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