Im Januar haben wir die dunkelste Zeit des Jahres hinter uns. Im Garten beginnt es zu sprießen. Aber man muss schon sehr genau hinschauen, um die ersten Anzeichen neuen Blühens zu erkennen. Unsere Gartenexpertin wandert durch ihr Paradies in der kempischen Heidelandschaft und gibt Ihnen unterwegs eine Menge Tipps, wie Sie Ihre kleine oder große Grünanlage auf den Frühling vorbereiten, aber auch vor einem noch drohenden Kälteeinbruch schützen können.
Heute, einige Tage nach Jahreswechsel, bei 10 Grad plus, kommt mir der letzte Winter in den Sinn. Auch vor einem Jahr mussten wir den Champagner an Silvester in den Kühlschrank stellen und Mitte Januar blühten in den Balkonkästen noch die Pelargonien. Doch nicht lange danach kam der klirrende Frost und hat vielen Gewächsen, die dank des warmen Wetters einfach weitergewachsen waren, den Garaus gemacht. Ich wünsche uns allen, dass der Restwinter 2013 es weniger heftig treibt. Doch gärtnern macht demütig, wir müssen es nehmen, wie es kommt.
Doch etwas vorausdenken dürfen wir schon. Halten Sie Tannengrün vom Weihnachtsbaum und etwas Noppenfolie bereit, zum Schutz einiger Sensiblen bei einbrechender Kälte. Allerdings sollte man erst vor strengem Frost abdecken, ein warmes Mäntelchen zu Unzeit verführt die Empfindlichen zu vorzeitigem Wachstum.
Inspektion tut Not!
Egal ob es regnet oder schneit, stürmt oder die Sonne schein, eine tägliche Garteninspektion ist von großem Nutzen. Ich kann mit einem warnenden Beispiel aufwarten: Mein Gewächshaus ist schon etwas in die Jahre gekommen. Mit der Folge, dass ich vor einigen Tagen feststellte, eine Scheibe war heruntergerutscht und entzwei gebrochen. So wehte der – glücklicherweise laue – Wind hindurch.
Und wenn der Winter wirklich Einzug hält, sind aufmerksame Blicke erst recht von Nöten. Bei Schneefall, wie wir ihn kurzfristig im Dezember hatten, ist es kein Aberglaube, Koniferen, Rhododendren und Kamelien vom Schnee zu befreien. Gut, dieses Mal schmolz er schnell weg, doch friert er nächtens an, kann der geringste Wind selbst große Äste zum Brechen bringen, wie vor zwei Jahren im Kiefernwald hinter unserem Grundstück geschehen. Auf 12 Metern Höhe konnten wir leider nicht hilfreich einschreiten.
Duft im winterlichen Garten
Bei besagten Erkundungsgängen kann man, wenn es nicht gerade stürmt und schneit, jetzt schon erstaunliche Entdeckungen machen. Zuerst fühlt sich die Nase angesprochen, dann folgt das Auge: Der duftende Hamamelisstrauch (Zaubernuss) steht in voller Blüte! Bei mir sind es orange-gelbe Fransenbüschel, doch es gibt sie auch in Kupferrot und echtem Gelb.
Wer einen solchen Strauch besitzt, sollte das ganze Jahr hindurch die langen dünnen Endzweige abschneiden, die die Pflanze mit großem Eifer treibt. Nur so bleibt der kompakte Wuchs erhalten. Wagen Sie es, auch wenn die Fachleute energisch vor jeglicher Schnittmaßnahme warnen. Übrigens kann man im Arboretum Kalmthout* in diesen Wochen das jährliche Hamamelisfest miterleben, ein Ausflug lohnt sich.
Ende Januar öffnen sich dann die Blüten des Chimonanthus praecox, dessen Geruch ebenfalls sensationell ist, manche sagen er duftet nach saftig reifen Melonen.
Im Gegensatz zu den beiden vorigen ist Sarcococca humilis, die auf den unschönen deutschen Namen Fleischbeere hören muss, ein wintergrüner Kleinstrauch, der jetzt ganz groß herauskommt. Sein Duft steht in umgekehrtem Verhältnis zu der Unscheinbarkeit seiner kleinen Blüten. Besonders überzeugend im Topf an der Haustür als Begrüßungsparfüm!
Vorwitziges und dauerhaftes Grün
Doch auch andere Gartenfrühstarter legen schon Zeugnis ihrer Existenz ab. Krokusse strecken ihre Fühler aus dem Erdreich und die Christrosen zeigen erste Blütenansätze.
Erstaunlich ist, dass deutlich mehr Stauden wintergrün sind, als in den schlauen Büchern steht. Frauenmantel (Alchemilla), Wolfsmilchsorten und Purpurglöckchen (Heucherella) bleiben als solche erkennbar, Taglilien spitzen zwischen dem vertrockneten Vorjahreslaub hervor und auch Gräser ziehen sich nicht völlig zurück. Jetzt ist ein guter Moment, Pläne dafür zu machen, wie Ihr Garten im nächsten Winter aussehen soll, festzulegen, wo Grünbleibendes so eingesetzt werden kann, dass Beete auch in der unwirtlichen Jahreszeit lebendig und abwechslungsreich aussehen.
Buchtipp
Von schlauen Büchern gesprochen – wie Sie sicher erraten haben, lag bei mir unterm Christbaum ein Gartenbuch, dieses Mal die gerade erschienene gärtnerische Biographie** des berühmten Züchters Karl Foerster.
Zu meinem Vergnügen würde der berühmte Gartenguru mit der Art Garten, wie ich ihn zu verwirklichen versuche, recht zufrieden sein. Mein wie auch sein Ideal: Starke, aber natürliche Strukturen mit schön kombinierten Pflanzenbildern. Karl Foerster war ein genialer homo horticus, der mit sicherem Auge die besten Nachkömmlinge ursprünglicher Sorten in seinen großen Versuchsbeeten entdeckte. Attraktive Farbe, Widerstandskraft und Langlebigkeit waren seine Kriterien. So gelten einige seiner Ritterspornsorten vom Beginn des 20. Jahrhunderts noch heute als die besten ihrer Art.
Zum Abschluss noch Nachrichten aus der Fauna. An den Futterplätzen tummeln sich außer einigen Sorten Meisen und Finken, den Amseln und einem Eichelhäher völlig angstfrei zwei winzige Mäuse. Auch sie wissen ganz genau, dass ich bei meinen Erkundungsgängen durch den Garten Nachbars schwarzen Kater erfolgreich vertrieben habe!
* Hamamelisfeste Arboretum Kalmthout, Heuvel 2, 2920 Kalmthout, täglich 10-17 Uhr, mehr unter www.arboretumkalmthout.be.
**Karl Foerster, seine Blumen, seine Gärten, Carsten Mehliß, Verlag Ulmer, Stuttgart.
Text und Fotos: Heidrun Sattler
Heidrun Sattler ist begeisterte Gärtnerin und im Vorstand der Koninklijke Tuin- en Landbouwmaatschappij (tuinpunt), wo sie unter anderem die Verbindung zur Muttergesellschaft Groei&Bloei in den Niederlanden koordiniert.
Fotos von und aus dem Garten der Autorin.
Erstveröffentlichung am 01. Januar 2013
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