Der belgische Holzschnittkünstler und Erfinder des wortlosen “Comic Strips”, (Bildromane, wie er sie nannte) Frans Masereel war Zeit seines Lebens Pazifist. Sein Zeichnen gegen den Krieg brachte ihn in die Schweiz, wo er mit Schriftstellern wie Romain Rolland und Stefan Zweig zusammentraf und zusammenarbeitete.
Frans Masereel, am 30. Juli 1889 in Blankenberge geboren, gilt als Meister des Holzschnitts des 20. Jahrhunderts. Aus gutbürgerlicher Familie stammend, ist seine Heimatstadt Gent, wo er zur Schule geht und auch auf die Akademie. Er wird in der Kultursprache Französisch erzogen – was ihn nicht abhält, mit Freunden, Hausangestellten oder in Estaminets Genter Dialekt zu sprechen. Während seiner kurzen Studienzeit verweigert er aber Zeichnen nach der Natur – sein Mentor, Jean Delvin, erkennt sein Talent und in einer anerkennenden Geste, dreht er die Staffelei Masereels weg vom Modell und erklärt: ‘Von nun an arbeiten Sie so; ich verbiete Ihnen, den guten Mann zu betrachten, außer um sich der menschlichen Gestalt zu vergewissern.’ (Zitat aus: http://www.frans-masereel.de/15169_1907_1908.html).
Masereel reist herum, nach Paris, dann in die Bretagne, wo ihn die Nachricht des Krieges überrascht. Er kehrt nach Belgien zurück, ohne zu wissen, ob er Kriegsdienst leisten darf, wird ausgewiesen und kehrt nach Paris zurück. Dort lernt er Roland de Marès kennen,den Redakteur von “Le Temps” und andere Verleger. So kommt er dazu, dass 1915 in der Publikation ‘La Grande Guerre par les artistes’ seine Anti-Kriegs-Skizzen herausgebracht werden (http://www.frans-masereel.de/15181_1914_1915.html). Er schaffte es, mit Hilfe von Henri Guilbeaux, belgischer Journalist französischer Familie, nach Genf zu gelangen. Dort, gemeinsam mit Claude le Maguet (Claude Salives) gründet er die gegen den Krieg gerichteten Zeitschrift “Les Tablettes”, für die er 47 Holzschnitte bis 1919 schneidet.
Auf der Seite der Frans-Masereel-Stiftung kann man folgende Aussage Masereels lesen:
“Ja, Guilbeaux hatte das schon eingefädelt. Ich konnte also die französisch-schweizerische Grenze vorschriftsmäßig passieren, und als ich in Genf ankam, hab ich unverzüglich beim Sitz des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes die Bekanntschaft Romain Rollands gemacht. Ich habe dort einige Zeit lang als Übersetzer von flämischen, deutschen und anderen Briefen gearbeitet, die von Kriegsgefangenen geschrieben waren.“
1916 trifft Zweig in Genf Frans Masereel, und schreibt in sein Tagebuch: “Morgens zu Masereel, der mir sehr gefällt, immer besser eigentlich von Stunde zu Stunde. Wie er lachen kann! Wie sein gutmütiges flandrisches Gesicht doch voll Kraft ist und welche Ruhe wieder gewinnt Fülle von diesem Wissen.” Die Freundschaft wird zu einer Symbiose zwischen dem geschriebenen Wort und dem geschnittenen Bild. Seine oft zitierten Worte über Masereels erste “Comic Strips” sind bezeichnend ebenso wie endgültig: “Ginge alles zugrunde, alle Bücher, Denkmäler, Photographien und Berichte und blieben nur die Holzschnitte erhalten, die er in 10 Jahren geschaffen hat, so könnte man aus ihnen allein undere ganze, gegenwärtige Welt rekonstruieren”.
Margaretha Mazura
Nachlese:
Die deutsche Frans-Masereel-Foundation hat eine sehr schöne Webseite mit historischen und praktischen Informationen: http://www.frans-masereel.de
Fotos: http://www.frans-masereel.de/15772_Against_War.html
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