Ab November kann die Gärtnerin, kann der Gärtner die Hände in den Schoß legen. Bis auf das Zurückschneiden der Hortensien und das Pflanzen von Blumenzwiebeln ist die Herbstarbeit getan. Aber das bedeutet mitnichten, dass der Garten nun keinen ästhetischen Anblick mehr bietet! Wenn man es richtig angefangen hat, erfreut er uns auch in der kalten Jahreszeit mit Farben, hübschen Strukturen und bereits sichtbaren Frühjahrs-Versprechen.
Regenschauer und Temperaturen, niedriger oft als zu Weihnachten, der Blick in den Garten betrüblich. Zwar herrscht relative Ordnung, der Rasen wurde zum letzten Mal gemäht, die Terrasse gekehrt, der Wintergarten eingeräumt, doch die Aussichten, nach draußen zu gehen, lassen selbst die sonst so eifrigen Gärtnerin schaudern. Aber dann, ein Sonnenstrahl durch das Fenster am Computerarbeitsplatz. Alles glitzert und sieht wie frisch gewaschen aus, der ideale Moment für einen Gang durch den Garten.
Überall Verfall?
So schlapp und fahl, wie die blaue Tellerhortensie nach dem ersten Frost danieder hängt, so gebärden sich viele der Gartenpflanzen Anfang November. Ein Lichtblick sind dann die späten Rosenknospen, die oft noch bis in den Januar hinein wachsen. Doch gibt es noch andere Zeichen von Leben: Viele Sträucher bieten auch im Herbst und Winter einen schönen Anblick, einige mit ihren Früchten, wie Stechpalme (Ilex) und Pfaffenkäppchen, andere mit ihren Knospen. Bei mir sind es vor allem die Rhododendren, die ihre gut verpackten zukünftigen Blüten in rot, orange und grün leuchten lassen. Auch Pieris, Skimmia und sogar einige Christrosen äußern so ein Versprechen für das nächste Jahr.
Gefürchteter Hortensienschnitt
Auch die besagten Hortensien zeigen mit ihren schwellenden Knospen, bis zu welcher Stelle sie im Frühjahr zurückgeschnitten werden wollen. Diese Primadonnen unter den Gehölzen machen es dem Gärtner nicht leicht. Bei guter Pflege legen die Stängel beinahe einen Meter im Jahr zu. Da hilft oft nur eine Radikalkur, der tiefe Rückschnitt. Ayesha, die angeblich so empfindliche Fliederblütige, wird ohne diese Maßnahme zum Baum.
Wer all diesen Problemen aus dem Weg gehen will, beschränkt sich auf die pflegeleichten Hydrangea-Sorten mit Nachnamen wie paniculata und arborescens, wie die beliebte Annabella, die ihre Blüte auf den Zweigen desselben Jahres bildet. Sie können darum bis zum Boden zurückgeschnitten werden. Wer etwas höher schneidet, hat zwar kleinere Blüten, die aber bei Regen besser standhalten.
Der Tristesse vorbeugen
Ein Garten, in dem die Stauden und Laub abwerfenden Bäume und Sträucher Regie führen, läuft Gefahr, im Winter einen wahrhaft tristen Anblick zu bieten; ein Garten, in dem Grünbleibendes wie Nadelbäume und Koniferen dominieren, wirkt steif. Wie so oft ist die gesunde Mischung die Ideallösung.
Versteckt in den Blätter- und Blütenwelten meines Vorgartenbeetes fristen einige Buchsbäumchen im Sommer ein bescheidenes Dasein. Erst jetzt, wenn die Stauden danieder liegen, kommen sie zum Vorschein und verleihen, gemeinsam mit Zierquitten, Azaleen und klein bleibenden Skimmien, dem sich leerenden Beet eine gewisse Struktur.
Es gibt viele grün bleibende Gewächse, die einen freundlichen Habitus zeigen, darunter Pflanzen, die uns im allerfrühesten Frühjahr oder selbst im Herbst und Winter mit duftenden Blüten erfreuen. Ein frostbeständiger Kübel, dauerbepflanzt mit Schleimbeere (Sarcococca humilis) wandert im Winter vor die Haustür. Das etwas eintönig grüne Pflänzchen bringt unscheinbare fransige Blütchen hervor, die jedoch im Februar einen überraschend intensiven Wohlgeruch verströmen.
Ein Dauerblüher mit ähnlich attraktivem Duft ist der Lorbeerschneeball (Viburnum tinus). Noch vor einigen Jahren empfahl man ihn ausschließlich als Kübelpflanzen. Doch es hat sich erwiesen, dass ältere Exemplare selbst die extremen Bedingungen des vergangenen Winters gut überleben konnten. Wegen der längeren Eingewöhnungszeit empfiehlt es sich jedoch, Jungpflanzen im Frühjahr zu setzen.
Eine Freundin, der ich eine CD-Rom meines Gartens schickte, vermutete ganz richtig, dass ich nicht besonders viel jäten muss, so voll stünden meine Beete. Sie hat meine Strategie genau erkannt: Wo ich nichts aussäen möchte, sorge ich für Grundbedeckung. Ob Efeu oder Immergrün, ob Frauenmantel, Thymian oder niedrigwüchsige Gartengeranien, sie alle werden dazu herangezogen, Gärtnern das Leben leichter zu machen. Erstaunlich ist, dass Blumenzwiebeln keinerlei Probleme mit der oberen Etage haben, die die munter durchstoßen. Wer jetzt, im November, seine Tulpenzwiebeln in den Boden versenkt – je später, desto besser, dann sind die bösen Schimmelkulturen nicht mehr so aktiv –, der kann das sehr gut zwischen diesen Bodendeckern tun. Meine Lieblingstulpe, die zweifarbige „Gavota″, kommt aus einer solchen grünen Decke ragend ganz besonders schön zu Geltung.
Wenn der Herbst voranschreitet und in den Winter übergeht, dann ist die Zeit der Pläne. Wagen Sie sich ruhig einmal hinaus, erforschen Sie Ihre Beete nach kahlen Stellen und blättern Sie in Gartenbüchern mit nachahmenswerten Pflanzenbildern. Lassen Sie sich inspirieren und fühlen Sie jetzt schon einen Anflug von Ungeduld, in vier, fünf Monaten wieder die Erde zwischen den Fingern spüren zu können.
Text und Fotos: Heidrun Sattler
Heidrun Sattler ist begeisterte Gärtnerin und im Vorstand der Koninklijke Tuin- en Landbouwmaatschappij (tuinpunt), wo sie unter anderem die Verbindung zur Muttergesellschaft Groei&Bloei in den Niederlanden koordiniert.
Fotos von und aus dem Garten der Autorin
Erstveröffentlichung am 01. November 2012
Beiträge und Meinungen